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Anleihen / AIF, Crowd-Investment
„Gold der Natur“ – Crowdinvesting mit nur rund 1 Jahr Laufzeit
Mit dem „Gold der Natur“ möchte ein Unternehmen aus Bayern handeln. Um die Umsetzung seiner Vertriebs- und Marketingstrategie zu finanzieren, bietet die Firma Nachrangdarlehen an. Diese laufen bis Ende 2021 und haben einen Zins von 5,5 Prozent pro Jahr. Eine gute Möglichkeit für Anlegerinnen und Anleger, Geld ab 250 Euro rentabel „zu parken“, bevor sie es Anfang 2022 anderweitig investieren?
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Fair Trade in Teak will mit Teakholz handeln. / Foto: Pixabay
Die Emittentin der Nachrangdarlehen, die Fair Trade in Teak GmbH & Co. KG, möchte erntereife Teakbäume aus Costa Rica an- und verkaufen. Die Emittentin bezieht die Teakbäume laut Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) von einer Plantagengesellschaft in Costa Rica als bisher einzigem Lieferanten.
Innerhalb der nächsten zwölf Monate (Stand: VIB vom 22.6.2020) soll ein Volumen von 70.000 m2 Teakholz umgesetzt werden. Dies entspreche einem Anteil von ca. 30 Prozent des auf der Plantage der Plantagengesellschaft zur Verfügung stehenden Rohstoffs. Die Emittentin kooperiert nach eigenen Angaben fest mit dieser Plantagengesellschaft und verfüge so über Planungssicherheiten. Den Namen der Plantagengesellschaft hat die Emittentin auch auf Nachfrage von ECOreporter nicht genannt.
Die Nachrangdarlehens-Emission wird auf der Online-Plattform invest.fair-trade-in-teak bezeichnet mit: Teakholz – „Handel mit dem Gold der Natur“. Die Emittentin erläutert auf Nachfrage von ECOreporter: „Dass Teakholz zu den teuersten und edelsten Hölzern auf der Welt gehört, sollte ja allgemein bekannt sein. Deshalb sehen wir unseren Werbeslogan als durchaus berechtigt an.“ Zudem verweist die Emittentin auf ein sinngemäß ins Deutsche übersetzte Zitat: „Teakholz pflanzen ist wie Gold pflanzen.“
Fair, nachhaltig und erfahren?
Die Fair Trade in Teak GmbH & Co. KG hieß bis September 2019 Wohnbau Zweigstraße Nürnberg GmbH & Co. KG. Die Emittentin erklärt dazu: „Es ist legitim, dass wir eine uns zur Verfügung stehende Projektgesellschaft dafür übernommen haben. Wir hätten natürlich auch eine neue Gesellschaft gründen können, was aber an unserem Geschäftsmodell, dem Handel mit Teakholz, nichts geändert hätte.“
Der Name der Emittentin lautet Fair Trade in Teak GmbH & Co. KG. Welche Bedeutung hat das „fair“ im Namen? In welcher Hinsicht ist der Handel der Emittentin „fair“?
Die Emittentin erklärte dazu Mitte September 2020 gegenüber ECOreporter: „Fair Trade bedeutet fairer Handel. Das können wir unterzeichnen, da wir niemanden mit unserem Angebot übervorteilen. Mit der Abholzung der Plantage wird auch niemand ausgebeutet. Es handelt sich um bewusst angepflanztes Plantagenholz und nicht um natürliche gefährdete Ressourcen. Zudem ergibt sich laut Auskunft der Plantagengesellschaft die Nachhaltigkeit aus der Forderung des Staates Costa Rica, dass für jede Plantage, die abgeholzt werden soll, ein umfassendes Konzept zur Wiederaufforstung vorgelegt werden muss, und jeder Kubikmeter Teakholz, der das Land verlässt, von der Verwaltung von Costa Rica für den Export freigegeben werden muss.“
Welche Erfahrungen gibt es?
Im Einleitungstext zum Crowdinvesting-Angebot der Emittentin heißt es: „Das Führungsteam der Gesellschaft besteht aus erfahrenen Unternehmern, die die Marktverhältnisse sehr gut kennen.“ Verfügt die Gecos GmbH, Komplementärin und Geschäftsführerin der Emittentin, bereits über Erfahrungen im Bereich Plantagenwirtschaft in Costa-Rica bzw. internationaler hochvolumiger Teakholzhandel? Inwiefern kennen Gecos (oder mit ihr verbundene Unternehmen und Personen) die Marktverhältnisse sehr gut?
Die Emittentin erklärte gegenüber ECOreporter im September, dass die Plantagengesellschaft ausreichend Erfahrung in der Plantagenwirtschaft habe und die für die Emittentin handelnden Personen alleine aus ihren Berufserfahrungen über genügend Handelsverbindungen verfügten, um das Geschäft zum Erfolg zu führen.
Hohe Risiken
Der wirtschaftliche Erfolg der Emittentin hängt laut VIB von mehreren Einflussgrößen ab, insbesondere von der Umsetzung des Vorhabens im geplanten Kostenrahmen, und der Entwicklung des Marktes, auf dem die Emittentin tätig ist. Verschiedene Faktoren wie insbesondere politische Veränderungen, Zins- und Inflationsentwicklungen, Länder- und Wechselkursrisiken, die Nachfrage an den Rohstoffmärkten für Teakholz, Zahlungs- und Leistungsfähigkeit von Kunden und Lieferanten sowie Veränderungen der rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen können nachteilige Auswirkungen auf das Vorhaben und die Emittentin haben.
Der für die Emittentin relevante Markt ist der Markt für Edelhölzer, speziell Teakholz. Laut VIB werden bei einem negativen Verlauf (sinkende Nachfrage nach Luxusgütern, die Teakholz enthalten, sinkende Nachfrage nach Teakholz im Rahmen der relevanten Verwendungszwecke (Schiffsbau-, Bau- und Möbelindustrie) oder ein politisches Verbot der Ernte von Plantagenbäumen) die Anlegerinnen und Anleger einen Teil oder die gesamten ihnen zustehenden Zinsen und den Nachrangdarlehensbetrag nicht erhalten.
Die Nachrangforderungen der Anlegerinnen und Anleger treten außerdem laut VIB im Falle der Durchführung eines Liquidationsverfahrens und im Falle der Insolvenz der Emittentin im Rang gegenüber sämtlichen gegenwärtigen und künftigen Forderungen aller nicht nachrangigen Gläubiger der Emittentin zurück. Die Nachrangforderungen werden also erst nach diesen anderen Forderungen bedient, falls dann noch verteilungsfähiges Vermögen vorhanden sein sollte.
Fazit
Das Nachrangdarlehens-Angebot der Fair Trade in Teak GmbH & Co. KG ist mit hohen Risiken verbunden. Es ist auch wenig transparent, vor allem weil die Emittentin den Namen der Plantagengesellschaft gegenüber ECOreporter nicht genannt hat. Das mag zwar nachvollziehbar sein, um ihr Geschäftsvorhaben vor möglichen Konkurrenten zu schützen, verringert aber die Überprüfbarkeit des Crowdinvesting-Angebots deutlich. Das Crowdinvesting-Angebot der Fair Trade in Teak GmbH & Co. KG ist nach Einschätzung von ECOreporter nicht geeignet, um Geld sicher „zu parken“.