Die Erneuerbare-Energien-Anlagen von Tion Renewables werden nun doch nicht an clearvise verkauft. / Foto: Tion

  Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie

Grünstromerzeuger Tion wird verkauft – clearvise-Deal geplatzt

Das Erneuerbare-Energien-Unternehmen Tion Renewables aus Grünwald bei München wird seine Wind- und Solaranlagen nicht an den Wiesbadener Grünstromerzeuger clearvise verkaufen. Das Geschäft platzte überraschend, nachdem Tion seine Übernahme durch die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT bekannt gegeben hatte. Tion soll nun von der Börse genommen werden.

Wie Tion Renewables am späten Freitagabend mitteilte, erwirbt EQT 71,7 Prozent der Tion-Anteile vom bisherigen Besitzer Pelion Green Future Alpha GmbH. Zudem habe ein Tochterunternehmen von EQT Aktienkaufverträge über den Erwerb von weiteren 10,4 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft abgeschlossen. Ziel von EQT sei es, "so bald wie möglich nach Vollzug der Transaktion die Freiverkehrsnotierung der Aktie der Gesellschaft an allen Börsen zu beenden". EQT wird nach der Übernahme nach deutschem Börsengesetz auch ein Kaufangebot an alle dann noch bestehenden Tion-Aktionäre abgeben müssen.

clearvise kündigt Absichtserklärung

Im letzten Satz der Meldung teilte Tion zudem mit, dass als Folge des Kaufs durch EQT der geplante Verkauf des Anlagenbestands an clearvise "nicht wie ursprünglich beabsichtigt umgesetzt" werde. Konkreter wurde das Unternehmen nicht. Fakten schuf dafür am Samstagnachmittag clearvise: Das Unternehmen teilte knapp mit, dass der Vorstand die Absichtserklärung ("Memorandum of Understanding") über den Kauf der Tion-Anlagen gekündigt habe. Der Schritt erfolgte laut clearvise als Reaktion auf "eine unerwartete Ad-hoc-Mitteilung der Tion" – clearvise war offenbar von den Änderungen bei Tion kalt erwischt worden.

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Tion und clearvise hatten im Juli ein umfangreiches Geschäft verkündet: Gegen Ausgabe neuer Aktien und Bargeld wollte Tion, das zu dieser Zeit noch den Namen Pacifico Renewables Yield trug, seinen vollständigen Bestand an Wind- und Solaranlagen an clearvise verkaufen und am Ende 40 Prozent der clearvise-Aktien halten. Mehr zu dem Geschäft lesen Sie hier. Tion, das bereits rund 20 Prozent an clearvise hält, hatte dies als ersten Schritt angekündigt, sein Geschäftsmodell vom Grünstromerzeuger zur Beteiligungsgesellschaft umzubauen. Noch bei Veröffentlichung seiner Jahreszahlen zu Beginn der vergangenen Woche bestätigte das Unternehmen diese Pläne gegenüber ECOreporter.

clearvise betont am heutigen Montag, dass seine Wachstumspläne auch nach Ende des Tion-Deals intakt seien. "Der mögliche Erwerb des komplexen und mit insgesamt 31 einzelnen Wind- und Solarparks durchaus kleinteiligen Tion-Portfolios von 158 Megawatt (MW) war eine Option, nicht mehr und nicht weniger", zitiert eine clearvise-Mitteilung Unternehmenschefin Petra Leue-Bahns. clearvise habe parallel zu den Plänen mit Tion seine eigene Pipeline weiter ausgebaut. Das Platzen des Deals "zu einem so späten Zeitpunkt" sei zwar überraschend, werfe das Unternehmen "aber nicht zurück".

Bis 2025 will clearvise ein Ausbauziel von 1 Gigawatt erreichen. Davon sollen 750 MW durch bereits in Betrieb befindliche Anlagen gestellt werden und 250 MW durch gesicherte Projekte. Aktuell verfügt clearvise eigenen Angaben zufolge über eine aktive Pipeline von knapp 450 MW.

Ausblick bei beiden Aktien unsicher

"Im vergangenen Jahr haben wir mit den erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhungen Bruttoemissionserlöse von insgesamt rund 36,5 Millionen Euro erzielt und mit dem Bestandsportfolio durch die hohen Strompreise gute Erlöse aus Stromverkauf erzielt. Damit haben wir den notwendigen finanziellen Handlungsspielraum für den strategischen Portfolioausbau geschaffen", erklärte clearvise-Finanzchef Manuel Sieth. Aktuell plane man etwa den Kauf zweier Solarparks mit einem Umfang von insgesamt rund 50 MW. Derzeit verfügt clearvise nach eigenen Angaben über eine operative Kapazität von mehr als 300 MW.

Die Tion-Aktie ist am Frankfurter Handelsplatz Xetra als Reaktion auf die Übernahme aktuell 19,7 Prozent im Plus zum Freitag und kostet 28,00 Euro (Stand: 27.3.2023, 9:28 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 22,2 Prozent an Wert gewonnen, im Jahresvergleich ist sie 16,1 Prozent im Minus.

Die clearvise-Aktie ist ebenfalls im Xetra-Handel zum Freitag 4,6 Prozent im Plus (Stand: 27.3.2023, 9:28 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 7,6 Prozent im Minus, auf Jahressicht hat sie 4,0 Prozent eingebüßt.

ECOreporter hat wegen der unsicheren Aussichten stets von einem Kauf der Tion Renewables-Aktie abgeraten. Diese Risiken nehmen nun noch zu. Die künftige Geschäftsausrichtung des Unternehmens wirkt unklarer denn je, hinzu kommt der geplante Börsenabschied.

Auch bei clearvise schafft, trotz Beteuerung des Gegenteils, die Absage des Tion-Deals Unsicherheiten. Das Unternehmen wird das Geschäftsjahr 2023 wahrscheinlich in der Verlustzone abschließen. Ein Einstieg in die Aktie sollte hier allenfalls mit einem sehr langen Investitionshorizont erfolgen.

Lesen Sie auch unseren Branchenüberblick Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

Tion Renewables AG: 

clearvise AG:  ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA

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