Lassen sich Unternehmen nicht in die Karten schauen, kann das ein Warnsignal sein. / Foto: Pixabay

  Anleihen / AIF, Wachhund

Hunderttausende Firmen veröffentlichen ihre Geschäftsberichte nicht

Deutsche Kapitalgesellschaften müssen einmal im Jahr einen aktuellen Geschäftsbericht an den Bundesanzeiger oder das Unternehmensregister schicken. Doch immer mehr Firmen drücken sich davor.

Nach Recherchen des „Handelsblatts“ hat das Bundesamt für Justiz im letzten Jahr knapp 272.000 Verfahren gegen säumige Unternehmen eingeleitet – über 12 Prozent mehr als 2022.

Werden die Veröffentlichungsfristen nicht eingehalten, drohen Geldstrafen von bis zu 25.000 Euro – auch mehrfach. Doch offenbar zahlen zunehmend mehr Firmen lieber Bußgelder, als schlechte Geschäftszahlen öffentlich zu machen. Mittlerweile meldet etwa jedes zehnte offenlegungspflichtige Unternehmen seine Bilanz nicht mehr.

Laut Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), kommt es häufig vor, dass Anlegerinnen und Anleger durch die Heimlichtuerei nicht ausreichend über Firmen Bescheid wissen. „Genau dann, wenn man viel Information bräuchte, wird nichts veröffentlicht“, sagte Bauer dem „Handelsblatt“.

Über 85.000 Bußgeldbescheide in einem Jahr

2023 verhängte das Bundesamt für Justiz über 85.000 Bußgelder wegen nicht eingereichter Geschäftsberichte. Andere Mittel gegen säumige Unternehmen hat die Behörde nicht. Verbraucherschützer fordern, empfindliche persönliche Strafen für Geschäftsführer und Vorstände einzuführen.

ECOreporter rät zu besonderer Vorsicht bei Investmentangeboten von Firmen, die sich nicht in die Karten schauen lassen. In Deutschland müssen Kapitalgesellschaften (unter anderem AGs und GmbHs) sowie andere Emittenten von Vermögensanlagen spätestens zwölf Monate nach Ende eines Geschäftsjahres den entsprechenden Jahresabschluss beim Bundesanzeiger oder beim Unternehmensregister einreichen. Bei einigen kapitalmarktorientierten Unternehmen beträgt die Frist nur vier Monate, bei Anbietern von AIFs sechs Monate.

Halten Firmen diese Fristen nicht ein, sollten bei Ihnen die Alarmglocken klingeln. Fragen Sie nach, ob es gute Gründe für die Verzögerungen gibt. Wenn Sie die Antwort nicht überzeugt: Finger weg von den Finanzprodukten dieser Unternehmen!

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