fairfood Freiburg vertreibt unter anderem Bio-Nussmus. / Foto: Unternehmen

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ECOreporter-Check: Crowdinvesting von fairfood Freiburg mit 9 % Zins plus Bonus

Die fairfood Freiburg GmbH handelt und vertreibt faire Bio-Lebensmittel, die auf Cashewkernen basieren. Das im Bio-Fachhandel bekannte Unternehmen plant nun, sich mit seinen Produkten auch im Lebensmitteleinzelhandel (z.B. Edeka) durchzusetzen. Um die mit dem geplanten Geschäftsausbau verbundenen Kosten zu finanzieren, bietet das Unternehmen über die Plattform Econeers ab 250 Euro Nachrangdarlehen an. Deren Zinssatz beträgt 9 Prozent pro Jahr (inklusive Frühzeichnerbonus) plus einem umsatzabhängigen Bonuszins. Wie hoch ist das Risiko?

Anbieterin und Emittentin der Nachrangdarlehen ist die fairfood Freiburg GmbH aus Freiburg im Breisgau. Das Unternehmen wurde 2014 als Cashew4u UG (haftungsbeschränkt) in Konstanz gegründet und 2018 mit der Sitzverlegung nach Freiburg in fairfood Freiburg GmbH umbenannt.

Bio, Fairtrade und nachhaltige Verpackung

Geschäftsgegenstand der Emittentin ist laut aktuellem Handelsregisterauszug: „Die Produktion, der Handel, die Veredelung und der Vertrieb von Lebensmitteln. Hierbei wird ein besonderer Fokus auf Nachhaltigkeit und Transparenz gelegt, was sich unter anderem in den Dimensionen des Fairen Handels, der Bio-Landwirtschaft, des Veganismus und der kreislauffähigen Produktverpackungen widerspiegelt.“

Alle Produkte der Emittentin sind gemäß den Angaben im fairfood-Projektprofil auf der Econeers-Internetseite (Abruf: 12.3.2024) Bio- und Fairtrade-zertifiziert, vegan und nachhaltig verpackt. fairfood ist nach eigenen Angaben das erste Unternehmen auf dem deutschen Markt, das Pfandgläser für Nicht-Molkerei-Produkte eingesetzt hat. Mit den Produzenten in den Anbauländern (insbesondere in Nigeria und Ruanda) arbeitet fairfood den Angaben nach eng zusammen, finanziert Fortbildungen und zahlt überdurchschnittliche Löhne.

Produkte neu bei Edeka und Dennree

Rund um das Kernprodukt Cashew hat sich das Sortiment der Emittentin um gewürzte Nussröstungen, vegane Schokocremes und pflanzliche Nuss-Gerichte erweitert. Auch veganes Eis, Trockenfrüchte und Haferdrinkpulver hat das Unternehmen im Angebot. Zum Start ins Jahr 2024 konnte die Emittentin nach eigenen Angaben den Bio-Großhändler Dennree als neuen Kunden gewinnen, und im April 2024 werde fairfood bei Edeka Südwest im Zentrallager gelistet.

Wohin fließt das Anlegerkapital?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Das Emissionsvolumen des Nachrangdarlehensangebots „Crowdinvesting von fairfood Freiburg“ beträgt bis zu 700.000 Euro. Laut Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB, Stand: 1.2.2024) betragen bei einer Vollplatzierung die emissionsbedingten Kosten 97.600 Euro, sodass in dem Fall Nettoeinnahmen von 602.400 Euro verbleiben.

Nach Aussage der Emittentin erfordert der Schritt in den Lebensmitteleinzelhandel Vertriebspower, Marketingbudget und höhere Lagerkosten. Die Nettoeinnahmen aus dem Crowdinvesting sollen laut VIB konkret in folgende Bereiche fließen: Erwerb von Rohstoffen für die Produktkategorien Trockenmischung (zum Anrühren von Saucen) und Gewürzmischung, wobei in den Produkten jeweils Cashews als im VIB erstgenannter Rohstoff enthalten sind (48 Prozent der Nettoeinnahmen), Personal (18 Prozent), Marketing (9 Prozent), eigene Verwaltung (20 Prozent) und Liquiditätsreserve (5 Prozent).

Laufzeit und Zins

Die Nachrangdarlehen haben eine unbefristete Laufzeit. Eine ordentliche Kündigung durch die Anlegerin, den Anleger oder die Emittentin ist laut VIB mit einer Frist von sechs Monaten zum Ende des jeweiligen Geschäftsjahres möglich, erstmals zum 31.12.2028.

Der Zinssatz der Nachrangdarlehen beträgt 8,0 Prozent pro Jahr. fairfood gewährt gemäß den Angaben auf der Econeers-Internetseite zusätzlich einen Zinsbonus von 1,0 Prozent pro Jahr, wenn die Anlegerin oder der Anleger bis zum 26.3.2024 investiert.

Darüber hinaus ist laut VIB abhängig vom höchsten ausgewiesenen Jahresumsatz der Emittentin während der Nachrangdarlehens-Laufzeit ein einmaliger endfälliger Bonuszins möglich. Der Bonuszins beträgt laut VIB 10 Prozent bei einem Umsatz von über 14 Millionen Euro, 20 Prozent ab einem Umsatz über 18 Millionen Euro oder 30 Prozent bei einem Umsatz von über 22 Millionen Euro. Wird ein Umsatz von über 14 Millionen Euro nicht erreicht, wird kein Bonuszins gewährt. Im Geschäftsjahr 2022 hat fairfood einen Umsatz von rund 4 Millionen Euro erzielt.

Hohe Risiken

Bei der Vermögensanlage handelt es sich um unbesicherte partiarische Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt und vorinsolvenzlicher Durchsetzungssperre. Daher ist laut VIB die Zahlung der Zinsen und Tilgung der Nachrangdarlehen insoweit ausgeschlossen, als zum Zeitpunkt der Fälligkeit der Zahlung im Fall der Liquidation oder Insolvenz die Emittentin die Ansprüche der nicht nachrangigen Gläubiger (z. B. Kreditinstitute) aus dem Vermögen der Emittentin noch nicht vollständig erfüllt sind oder die Erfüllung der Ansprüche aus den Nachrangdarlehen zur Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung der Emittentin führen würde. Gemäß den Angaben im Jahresabschluss-Anhang der Emittentin für ihr Geschäftsjahr 2022 beträgt der Gesamtbetrag der bilanzierten Verbindlichkeiten, die durch Pfandrechte oder ähnliche Rechte gesichert sind, rund 900.000 Euro.

Die Emittentin hat laut ihrem Jahresabschluss 2022 einen Jahresfehlbetrag von rund 790.000 Euro verzeichnet (2021: Jahresüberschuss von rund 100.000 Euro). Zum 31.12.2022 weist fairfood einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag (bilanzielle Überschuldung) von rund 93.000 Euro aus. Laut VIB besteht das Risiko, dass diese negative wirtschaftliche Entwicklung auch in der Zukunft anhält.

Die fairen Bio-Produkte der Emittentin sind in der Regel teuer als vergleichbare Produkte, die nicht fair gehandelt und nicht bio sind. Es besteht das Risiko, dass Kundinnen und Kunden aufgrund des innerhalb der letzten zwei Jahre deutlich gestiegenen Preisniveaus bei Lebensmitteln und einer angespannten Wirtschaftslage die höherpreisigen Bio/Fairtrade-Produkte weniger kaufen. Das könnte zu Umsatzminderungen im Bio-Fachhandel führen, aber auch die geplante Etablierung der Produkte der Emittentin im Lebensmitteleinzelhandel erschweren oder scheitern lassen.

Sollte fairfood die für die weitere Finanzierung der Geschäftstätigkeit erforderlichen finanziellen Mittel weder selbst erwirtschaften noch von dritter Seite erhalten, sollte sich das Geschäftsmodell der Emittentin nicht realisieren lassen oder sollten die erforderlichen Umsatzerlöse mittelfristig nicht erzielt werden können, so würde dies laut VIB zu einer Insolvenz der Emittentin führen. Für Anlegerinnen und Anleger bestehen erhebliche Risiken, ihr eingesetztes Kapital zu verlieren.

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