Orsted-Windpark vor Borkum. Der Weltmarktführer bei Offshore-Windenergie ist eines der grünen Unternehmen im Indexfonds. / Foto: Orsted

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ETF-Test: Steht der Bantleon Global Challenges Indexfonds für echte Nachhaltigkeit?

Ein nachhaltiger deutscher Index bildet die Grundlage für den Bantleon Global Challenges Indexfonds, den ECOreporter nach dem ETF-Testschema prüft. Finden Anlegerinnen und Anleger hier echte Nachhaltigkeit? Und wie hat der Indexfonds sich finanziell geschlagen?

Der Hauptunterschied zwischen einem ETF und einem Indexfonds liegt in der Börsennotierung: ETF steht als Abkürzung für "Exchange Traded Funds", das bedeutet börsengehandelte Fonds. ETFs bilden meist passiv einen Index nach, und Anlegerinnen und Anleger können sie zu den Börsenhandelszeiten laufend kaufen und verkaufen.

Indexfonds bilden zwar auch einen Index nach, werden aber nicht immer an einer Börse gehandelt, oder nur an bestimmten Finanzplätzen. Den Bantleon Global Challenges Indexfonds gibt es in einer Anteilsklasse "I" für institutionelle Kunden und in einer Anteilsklasse "P" für Privatanlegerinnen und -anleger. Die P-Anteile können an den Börsen Hamburg und Hannover ge- und verkauft werden.

Der Indexfonds wurde ursprünglich vom Fondshaus Warburg Invest angeboten, einer Tochter der Hamburger Privatbank M. M. Warburg. Zum 1. September 2023 hat der Schweizer Vermögensverwalter Bantleon die Warburg Invest AG übernommen. Damit wurde auch der Name des Indexfonds von WI Global Challenges Indexfonds in Bantleon Global Challenges Indexfonds geändert. ECOreporter hat hier berichtet.

Die M. M. Warburg Bank ist tief in den sogenannten Cum-Ex-Skandal verwickelt, bei dem sich Banken und Investoren jahrelang Steuern erstatten ließen, die sie nie gezahlt hatten. Die illegalen Praktiken kosteten den Staat Milliarden. Zwar betonte Warburg Invest in einer Stellungnahme gegenüber ECOreporter, das Tochterunternehmen sei nie in Cum-Ex-Geschäfte verwickelt gewesen. Aus nachhaltiger Sicht schätzt ECOreporter es trotzdem als positiv ein, dass die Verbindung zur M. M. Warburg getrennt ist.

Finanzen / Risiko:

Der Indexfonds startete im März 2014. Auf Jahressicht gewann er 1,8 Prozent, der weltweite Aktienindex MSCI World legte im selben Zeitraum 8,3 Prozent zu. Auf fünf Jahre gesehen liegt der Indexfonds 33,9 Prozent im Plus, der Kurs des MSCI World stieg um 57 Prozent.

Die Jahresgebühren sind mit 1,25 Prozent im Vergleich zu einem ETF hoch. Verglichen mit einem aktiv gemanagten Fonds ist der Indexfonds allerdings günstig.

Der Kurs des Indexfonds schwankte über die letzten drei Jahre weniger stark als bei vergleichbaren ETFs. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens fünf, besser sieben Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept:

Der Indexfonds investiert in 50 große Konzerne sowie kleine und mittelständische Unternehmen weltweit. Er bildet den nachhaltigen Global Challenges Index nach, der von der Börse Hannover in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS ESG,ehemals oekom research, entwickelt wurde.

Unternehmen für den Index werden in zwei Schritten ausgewählt. Zuerst müssen Firmen von ISS ESG eine bestimmte Mindestnote erhalten. Zusätzlich gelten Ausschlusskriterien für bestimmte Geschäftsfelder.

Unter diesen Unternehmen werden dann solche ausgewählt, die einen aktiven Beitrag "zur Bewältigung der globalen Herausforderungen" leisten – etwa durch Umweltschutz, Armutsbekämpfung oder den Ausbau Erneuerbarer Energien.

Der Index formuliert insgesamt sieben "globale Herausforderungen" ("Global Challenges"): Klimawandel, Wasser, Entwaldung, Biodiversität, Bevölkerungsentwicklung, Armut und Governance, also verantwortungsvolle Unternehmensführung. Inwiefern Unternehmen einen positiven Beitrag leisten, bewertet ISS ESG. Ein aus sechs unabhängigen Fachleuten bestehender Beirat überprüft die Aktienauswahl zusätzlich.

Ausschlusskriterien:

Ausgeschlossen sind Unternehmen mit den Geschäftsfeldern Grüne Gentechnik, Pestizide, Chlorkohlenwasserstoffe, fossile Brennstoffe, Rüstung, Alkohol, Tabak, Pornografie, Glücksspiel, Tierversuche (soweit nicht gesetzlich vorgeschrieben).

Auch Firmen, die Stammzellen- und Genforschung betreiben, Alkohol und Tabak produzieren, kontroverses Umweltverhalten zeigen oder Menschen- und Arbeitsrechte verletzen, sind außen vor.

Umsatzschwellen in unterschiedlicher Höhe gelten etwa für Öl- und Gasförderung, Militärverträge oder Kohlestromerzeugung (siehe Liste im Premium-Bereich).

Wie nachhaltig sind die Aktien im Fonds?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der Indexfonds investiert in mehrere Aktien mit kerngrünem Geschäft. Dazu gehören etwa der Hamburger Windturbinenhersteller Nordex, der US-Solarmodulhersteller First Solar, der norwegische Solarparkbetreiber Scatec oder Ørsted, der dänische Weltmarktführer bei Offshore-Windenergie.

Der Großteil der Aktien kommt von Konzernen mit eher konventionellen Geschäftsbereichen, die aber grüner ausgerichtet sind als die Konkurrenz. In der Bestandsliste finden sich beispielsweise ECOreporter-Aktien-Favoriten wie der US-Chipkonzern Intel, der kanadische Eisenbahnbetreiber Canadian National Railway oder der Schweizer Sanitärspezialist Geberit.

Auch anderen Unternehmen im Fonds bescheinigt ECOreporter eine gute Nachhaltigkeitsbilanz, etwa dem Wasseraufbereiter Kurita Water, dem österreichischen Faserproduzenten Lenzing und dem dänischen Dämmstoffhersteller Rockwool.

Den größten Anteil im Indexfonds machen mit fast 50 Prozent Aktien aus den Sektoren Transport sowie Pflegeausstattung und Dienstleistungen aus. Mit knapp 31 Prozent stammen die meisten Aktien aus den USA, den zweitgrößten Anteil stellen mit 12 Prozent deutsche Unternehmen.

Transparenz:

Der Anbieter Bantleon veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Webseite. Das Nachhaltigkeitskonzept wird sehr knapp beschrieben. Für ausführliche Informationen verlinkt Bantleon auf die Webseite des Global Challenges Index. Hier finden Anlegerinnen und Anleger detaillierte Informationen über das Nachhaltigkeitskonzept und auch Informationen zur Nachhaltigkeit der einzelnen Aktien im Index.

Nachhaltige Wirkung:

Bantleon lässt sich auf Hauptversammlungen von Unternehmen durch ISS ESG vertreten. Jährlich erscheint ein "Überblick Abstimmungsaktivitäten", in dem ausführlich auflistet ist, worüber und wie abgestimmt wurde, auch bei Nachhaltigkeitsthemen.

Zu Dialogen mit Unternehmen finden Anlegerinnen und Anleger mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Stärken:

  • Strenge Aktienauswahlkriterien
  • Investments in viele nachhaltige Unternehmen

Schwächen:

  • Im Vergleich mit ETFs hohe Gebühren
  • Nur an ausgewählten Börsen handelbar

    Fazit:

    Der Bantleon-Indexfonds überzeugt bei der Nachhaltigkeit, da er einen Index mit strengen Kriterien und Beirat nachbildet. Dafür müssen Anlegerinnen und Anleger höhere Gebühren als bei ETFs akzeptieren und dass der Fonds nur an ausgewählten Börsen handelbar ist. Die finanzielle Performance fällt solide aus. 

    Die ECOreporter-Noten:

    Finanzen: 2,5
    Nachhaltigkeit: 2,3

    Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

    Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

    Ausschlusskriterien

    Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

    • Geächtete Waffen
    • Stromerzeugung Atomenergie
    • Uranförderung
    • Förderung Ölsande
    • Herstellung Tabakprodukte
    • Herstellung zivile Waffen
    • Gentechnik
    • Massentierhaltung
    • Nicht-pharmazeutische Tierversuche
    • Stammzellenforschung
    • Herstellung Pornografie
    • Herstellung Alkohol
    • Herstellung Tabakprodukte
    • Angebot Glücksspiel
    • Verstöße gegen den UN Global Compact

    Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

    • Service Atomenergie (1%)
    • Förderung Kohle, Öl, Erdgas (5%)
    • Stromerzeugung Kohle, Öl, Erdgas (5%)
    • Hochvolumenfracking (5%)
    • Vertrieb zivile Waffen (5%)
    • Produktion und Service Waffen und militärische Ausrüstung (2%)
    • Vertrieb militärische Ausrüstung und Services (5%)
    • Herstellung Gefährliche Pestizide (5%)
    • Vertrieb/Service Glücksspiel (5%)
    • Vertrieb Pornografie (2%)
    • Vertrieb/Service Tabak (2%)

    Daten und Fakten

    Stichtag des Tests: 22.9.2023

    Name des Indexfonds: Bantleon Invest Global Challenges Indexfonds-Anteilsklasse P

    ISIN: DE000A1T7561 / WKN: A1T756

    Nachgebildeter Index: Global Challenges Index

    Start des ETFs: 19.3.2014

    Jährliche Gebühren: 1,25 %

    Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

    Ertragsverwendung: ausschüttend

    Fondsvolumen: 321 Millionen Euro (9/2023)

    Internet: www.bantleon.com

    Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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