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Erneuerbare Energie, Meldungen, Anleihen / AIF
Mehr Nachfrage nach Erneuerbarer Energie: „Für uns eine Steilvorlage“ – Interview mit ÖKORENTA
Der aktuelle Wind- und Solarfonds „ÖKORENTA Erneuerbare Energien 12“ investiert in saubere Kraftwerke, die grünen Strom erzeugen. Wie sich der Bedarf entwickelt, wie hilfreich Erfahrung ist und warum das Trendthema Wasserstoff mit Vorsicht zu genießen ist, schildern die Geschäftsführer Tjark Goldenstein und Jörg Busboom im Interview.
ECOreporter: Herr Goldenstein, Herr Busboom, vor 22 Jahren schon hat ÖKORENTA auf Erneuerbare Energie gesetzt, als viele das noch für die kleine grüne Sahne auf einem großen Kohlehaufen hielten. Warum eigentlich?
Tjark Goldenstein: Wir waren schon immer davon überzeugt, dass die Erneuerbaren Energien der richtige Weg sind, und haben von Anfang an große Potenziale darin gesehen. Dass sie einmal die Bedeutung bekommen würden, die sie heute haben, ist eine wirklich große Sache. Das hat Jahre gebraucht, und leider war dazu auch ein so schreckliches Ereignis wie Fukushima nötig. Der Klimawandel mit seinen drastischen Auswirkungen wird ein Übriges tun, um das Thema politisch und gesellschaftlich weiterhin akut zu halten. Anfangs waren wir mit unseren Fonds für Erneuerbare Energien in einer kleinen entlegenen Nische, für die sich nur wenige interessiert haben; inzwischen liegen wir damit voll im Trend.
Immer noch gibt es – wie vor Jahrzehnten schon – die Vorbehalte gegen Erneuerbare Energie: Das Licht geht aus, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Und außerdem bekommen die Erneuerbaren zu viel Subventionen. Lassen solche Ewig-Diskussionen Sie kalt?
Jörg Busboom: Die Argumente für die Erneuerbaren Energien haben noch nicht jeden erreicht, aber es wird sich mehr und mehr die Erkenntnis durchsetzen, dass es sich bei Wind- und Solarenergie um ausgereifte Technologien handelt, die eine saubere und zuverlässige Stromversorgung sichern. Auch die Diskussionen um die Subventionen werden nachlassen, je mehr sich grüner Strom am freien Markt behauptet und je mehr die bis heute viel zu wenig beachteten Folgekosten der fossilen Energieerzeugung in den Blick geraten. Insofern lassen uns Bedenken, die es immer noch gibt, nicht kalt, sondern fordern uns auf, weiter Überzeugungsarbeit zu leisten.

ÖKORENTA bietet Fonds an, die in Wind- und Solarparks investieren. / Foto: Pixabay
Die Politik bremst zwar mit Abstandsregelungen und anderen Vorschriften die Windenergie in Deutschland aus. Aber es wird auch immer deutlicher: Der Strombedarf wird in den nächsten Jahren steigen und steigen. Unter anderem, weil sich die Elektroautos nun doch schneller verkaufen, als man noch vor wenigen Jahren für möglich hielt. Denn die Batterietechnik entwickelt sich rasant, ab 2030 werden in Deutschland kaum noch neue Benzin- oder Diesel-PKW verkauft werden. Was bedeutet das für Unternehmen wie ÖKORENTA, die grünen Strom produzieren?
Goldenstein: Das ist für uns eine Steilvorlage. Wir – und mit uns unsere Fondsanleger – sind damit Akteure in einem Markt, dessen Bedeutung weiter enorm zunehmen wird. Solche Rahmenbedingungen sind ideal, um als Unternehmen und auch als Investor oder Anleger erfolgreich zu sein. Das gilt aber nur, wenn man sich gut auskennt, denn das Thema ist extrem komplex, und man kann gerade auch bei der Auswahl und dem Erwerb der Investitionsobjekte, sprich der Energieparks, eine Menge falsch machen. Umso wichtiger ist es, dass Investoren und Anleger sich an erfahrene Anbieter wie uns halten.
Setzen Sie bei ÖKORENTA im Moment mehr auf Wind- oder auf Solarenergie?
Busboom: Wind- und Solarenergie sind ausgereifte und für uns gleichermaßen spannende Märkte. Mit beiden zusammen können wir eine gute Diversifikation in unseren Fonds darstellen. Gegenüber früher wird das Thema Solar inzwischen in unseren Fonds stärker gewichtet. Insbesondere auch in internationalen Märkten bieten sich hier gute Chancen, die wir unseren Anlegern eröffnen.
Können Sie derzeit so viele neue Energieparkanteile erwerben oder neue Parks bauen lassen, wie es die ÖKORENTA-Finanzen zulassen würden?
Goldenstein: Ganz klar ist die Verfügbarkeit geeigneter Projekte ein Thema, das eine Herausforderung darstellt. Wir sind in der Branche hervorragend vernetzt und haben gute Kontakte zu Projektierern, Betreibern und Fondsgesellschaften. Damit können wir den Ankauf für unsere Portfolios sehr systematisch angehen und verfügen über eine Pipeline an Kaufoptionen, die sich immer wieder gut auffüllt: Das können Anteile an Bestandsparks oder neu gebaute Parks sein wie z.B. der Solarpark in Burhafe quasi vor unserer Haustür, den wir kürzlich komplett für unsere Fonds erworben haben.

Die Fonds von ÖKORENTA haben nur wenige Windparks im Bestand, die bald aus der EEG-Förderung herausfallen. / Foto: ÖKORENTA, Janina Goldenstein
Der Strom aus älteren Windparks, für den 20 Jahre lang die gesetzliche Einspeisevergütung bezahlt wurde, wird nun nicht mehr auf diese Weise bezahlt. Jetzt müssen die Betreiber den Strom am Markt verkaufen. Funktioniert das? Was heißt das für das ÖKORENTA-Geschäftsmodell? Und wie viele ÖKORENTA-Beteiligungen werden in den nächsten Jahren vom Auslaufen der Einspeisevergütung betroffen sein?
Busboom: Wir haben nur in wenigen unserer alten Bestandsfonds Windparks, die aus der Einspeisevergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz herausfallen, die also bald die 20 Jahre Laufzeit erreichen. In unseren neueren Fonds gibt es gar keine EEG-Auslaufmodelle. Schon insofern ist das für uns kein großes Thema. Aber auch generell ist diese Frage für unser Geschäftsmodell nicht entscheidend, da wir vor dem Erwerb die Parks oder Anteile bewerten und solche Sachverhalte selbstverständlich mit einpreisen. Grundsätzlich betrachtet, müssen sich Betreiber älterer Windparks sehr wohl die Frage stellen, wie es nach den 20 Jahren weitergehen soll, z.B. mit einem Weiterbetrieb, einem Repowering oder einem Verkauf. Oft entscheiden sich die Betreiber für ein Repowering, also den Austausch alter gegen neue Anlagen. Dann greift ja auch das EEG wieder. Was die Abnahme des grünen Stroms nach dem EEG anbelangt, sind privatwirtschaftliche Stromlieferverträge, die sogenannten Power Purchase Agreements (PPA), eine gute Option. Auch sie sichern eine langfristige Abnahme des Stroms zu einem vereinbarten Festpreis.
Die Erneuerbaren Energien haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder sprunghafte Entwicklungen mitgemacht, die Laien meist überrascht haben: Vom Atomausstieg bis zum demnächst weitgehend elektrisierten Straßenverkehr. Sehen Sie als Experten ähnliche Kipppunkte voraus, die für eine weitere Beschleunigung der Erneuerbaren sorgen, den Laien aber heute unvorstellbar erscheinen?
Goldenstein: Dafür bräuchte es eine funktionierende Glaskugel, über die auch wir leider nicht verfügen. Was sich aber klar als Trend abzeichnet, ist die schon erwähnte Reaktion der Menschen auf Klimaveränderungen. Wenn diese durch extremes Wettergeschehen für jeden noch deutlicher werden, hat das Auswirkungen auf die Akzeptanz – und bei Anlegern auch auf das Investitionsverhalten. Generell wird Nachhaltigkeit im allgemeinen Konsum immer wichtiger, und diese Entwicklung wird Finanzanlagen zunehmend einschließen.
Das nächste große Ding: Das soll Wasserstoff werden. Der ja im Prinzip nur eine Form der Speicherung von Energie ist. Wasserstoff muss erst einmal hergestellt werden, am sinnvollsten aus Erneuerbarer Energie. Ist das ein Thema, mit dem ÖKORENTA sich befasst?
Busboom: Wir haben alle wichtigen Themen nachhaltiger Entwicklung im Blick. Für unsere Anleger sehen wir momentan hier jedoch keinen konkreten Ansatz. Das Thema Wasserstoff ist noch nicht ausgereift und kommt insofern derzeit für ÖKORENTA Fonds nicht in Frage. Anders ist es mit der Elektromobilität, insbesondere der Infrastruktur dafür. Ladestationen gibt es im Verhältnis zu den sprunghaft steigenden Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen viel zu wenige. Dieses Thema halten wir für extrem spannend und haben einen entsprechenden Fonds in der Konzeption. Anleger dürfen gespannt sein!
Herr Busboom, Herr Goldenstein, vielen Dank!