Hauptsitz von Molina Healthcare in Long Beach, Kalifornien. Das Unternehmen stellt medizinische Dienstleistungen für arme Menschen in den USA zur Verfügung. / Foto: imago images, ZUMA Wire

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Aktienanalyse Molina Healthcare: Medizinische Versorgung für arme US-Amerikaner

Der US-Klinikbetreiber und -Gesundheitskonzern Molina Healthcare Incorporated ist darauf spezialisiert, in den Vereinigten Staaten Gesundheitsleistungen für ärmere Menschen anzubieten, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Der Konzern ist trotz leichter Gewinneinbußen solide durch das Corona-Jahr 2020 gekommen und weiter auf Wachstumskurs. Ist die Aktie ein nachhaltiges und lohnendes Investment?

Molina Healthcare wurde 1980 von dem Arzt David Molina in Long Beach, Kalifornien gegründet. Dieser behandelte in der Notaufnahme häufig Menschen, die nur eine Minimal-Krankenversicherung durch die staatliche Gesundheitsfürsorge Medicare besaßen. Oft kamen Menschen etwa schon mit gewöhnlichen Grippesymptomen in die Sprechstunden, da kein niedergelassener Arzt die staatliche Versicherung akzeptierte – für solche Menschen ist in den USA die Notaufnahme die einzige Anlaufstelle.

Molina startete mit einer einzelnen Klinik, heute betreibt der Konzern rund 20 Krankenhäuser in 18 Bundesstaaten und Puerto Rico, betreut mehr als 3,6 Millionen Kundinnen und Kunden und beschäftigt mehr als 10.000 Menschen. Molina Healthcare arbeitet mit dem amerikanischen Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid sowie dem US-bundesstaatlichen Krankenversicherer Medicare zusammen und bietet damit Versicherungsleistungen für zwei Gruppen an: für Menschen über 65 Jahre (Medicare) sowie für besonders einkommensschwache Gruppen (Medicaid), wobei es bei diesen Gruppen zu Überschneidungen kommt.

Kurz vor David Molinas Tod 1996 wurde die Entscheidung getroffen, zu expandieren, 1997 öffnete die erste Klinik außerhalb Kaliforniens im US-Bundesstaat Utah. 2003 ging das Unternehmen in New York an die Börse, um sich Kapital für das weitere Wachstum zu besorgen.

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Solide durch die Krise

Im Laufe der Jahre übernahm der Konzern immer wieder andere Gesundheitsdienstleister, 2016 kaufte er etwa das auf Suchtbehandlung spezialisierte Unternehmen Healthcare Pathways. Ende 2020 schloss man die Übernahme einer Versorgersparte des Konkurrenten Magellan Health ab, womit auch 200.000 neue Kundinnen und Kunden zum Konzern wechselten. Bereits seit 2010 ist Molina Healthcare außerdem auch als IT-Dienstleister aktiv und verwaltet für die staatlichen Fürsorgesysteme Patientendaten.

Molina Healthcare erzielte 2020 einen Umsatz von rund 19,3 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 14,7 Prozent gegenüber 2019. Der Gewinn gab leicht von 737 auf 673 Millionen Dollar nach. Eine Dividende hat der Konzern bislang nie bezahlt – laut eigenen Angaben liegt dies daran, dass seine Geschäfte von den Verträgen mit den staatlichen Partnern abhängen würden. Diese verlangten allerdings, dass das Unternehmen über ein hohes Kapitalpolster verfüge. Molina schließt aber nicht aus, dass in Zukunft eine Dividende bezahlt werden könnte.

Nach Einschätrzung von ECOreporter kann eine Aktie auch attraktiv sein, wenn sie keine Dividende ausschüttet. Die Dividendenrendite ist ein Faktor unter vielen, sie ist teilweise sehr interessant, aber auch Kurzuwächse bedeuten Wertsteigerung des Investments – und manchmal bekommt man nur einen Faktor, nicht beide. 

2016 war Molina Healthcare zwischenzeitlich in die roten Zahlen gerutscht und leitete ein Kostensenkungsprogramm ein, dank dem es schon 2017 wieder Gewinne schrieb. Dem Sparprogramm fielen auch eine Reihe von Kliniken in mehreren US-Bundesstaaten zum Opfer.

Bis 2017 hatten erst der Gründer David Molina und danach seine Söhne Mario und John das Unternehmen geleitet. Beide verloren in dem Jahr ihre Posten und wurden durch externe Manager ersetzt. Das Geschäftsgebaren der Molinas war Grund für eine Sammelklage mehrerer Pensionsfonds gegen das Ex-Management und das Unternehmen: Demnach hatten die leitenden Angestellten Anlegerinnen und Anlegern gegenüber die Wachstumsmöglichkeiten von Molina stark übertrieben und den wahren, viel bescheideneren Umfang des Geschäfts verschleiert. 2020 legte das Unternehmen den Rechtsstreit gegen eine Vergleichszahlung von 7,5 Millionen Dollar bei.

Auf Wachstumskurs


"Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht" steht auf einem Protestschild in New York City. Viele Menschen in den USA haben keine Krankenversicherung – oder nur eine staatliche, die nicht überall akzeptiert wird. / Foto: imago images, glasshouseimages

Der Aktienkurs von Molina Healthcare hat sich in den letzten zwölf Monaten etwa verdoppelt (Stand: 23.3.2021). Auf fünf Jahre gesehen liegt die Aktie mehr als 200 Prozent im Plus. 2021 stagniert der Kurs bislang. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021 von 18 ist die Aktie günstig bewertet. Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von 11,54 Milliarden Dollar (rund 9,7 Milliarden Euro) und ist Teil der Fortune 500, der 500 umsatzstärksten Unternehmen der USA.

Auch in den USA gibt es immer mehr Menschen, die älter als 65 sind. Bis 2050 sollen es 22 Prozent der Gesamtbevölkerung sein - eine Wachstumsperspektive für das Medicare-Geschäft des Unternehmens. Auch bei den Medicaid-Programmen für einkommensschwache Gruppen ist durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie mit einer Zunahme der Leistungen zu rechnen. Zudem könnten Bundesstaaten die Kriterien für eine Aufnahme in die Programme lockern, für die eine Bedürftigkeitsprüfung nötig ist.

Für 2021 erwartet Molina Healthcare ein Umsatzwachstum von etwa 24 Prozent auf mehr als 23 Milliarden Dollar, der Nettogewinn soll zwischen 650 und 680 Millionen Dollar betragen. Ein theoretisches Risiko für den Konzern wären drastische Änderungen des US-Gesundheitssystems, etwa durch die Einführung einer Pflegeversicherung. Diese sind aber absehbar nicht zu erwarten.

Keine kritischen Geschäfte

Nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (vormals Vigeo Eiris) ist Molina Healthcare in keinerlei kritischen Geschäftsfeldern aktiv. Positiv fällt etwa auf, dass das Unternehmen ein eigenes Cybersecurity Committee eingesetzt hat, das den Vorstand in Bezug auf erhöhte digitale Sicherheit und Datenschutz berät. Darüber hinaus erteilt das Unternehmen ausführlich Auskunft darüber, wie es den Schutz von Patientendaten sicherstellen will. Auch legt Molina Healthcare Lobbyaktivitäten umfangreich offen und steigert kontinuierlich den Anteil von Frauen in Führungspositionen. Allerdings sind es derzeit erst 22 Prozent.

Fazit

Molina Healthcare sorgt dafür, dass in den USA Menschen zum Arzt gehen können, die sonst keine (finanzielle) Möglichkeit dazu hätten. Ein nachhaltiges Geschäftsfeld – und in den Vereinigten Staaten leider auch ein Wachstumsmarkt. 

Der Konzern deckt die beiden wesentlichen staatlichen Fürsorgeprogramme ab und hat langjährige Kooperationsverträge auf Bundesebene und mit den einzelnen Staaten abgeschlossen. Seit einer Zäsur in der Unternehmensführung 2017 ist das Unternehmen wieder in der Gewinnzone und wächst stark. Strategische Zukäufe haben das Geschäftsfeld und den Kundenkreis über die Jahre erweitert. Die Aussichten sind positiv.

Insgesamt also ein sinnvoll erscheinendes Investment. Ein Manko der günstigen Aktie: Es wird keine Dividende gezahlt. Käufe sollte man mindestens über mehrere Wochen strecken.

Lesen Sie hier auch den ECOreporter Überblick: Nachhaltige Gesundheitsaktien: Bis zu 41 Prozent Plus

Molina Healthcare Inc.: ISIN: US60855R1005 / WKN: 157781

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