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Nachhaltige Aktien, Fonds / ETF
Muss die Orsted-Aktie aus nachhaltigen Fonds entfernt werden?
Ørsted gehört zu den wenigen großen Energiekonzernen, die konsequent auf Erneuerbare Energien setzen. Doch der dänische Staat könnte den grünen Wandel des Unternehmens jetzt empfindlich ausbremsen.
Ørsted war jahrzehntelang das wichtigste staatliche dänische Energieunternehmen und verfeuerte im großen Stil Öl und Kohle. Ein schmutziger Riese, vergleichbar mit RWE. Vor ungefähr 15 Jahren dann die radikale Kehrtwende: Ørsted verpflichtete sich den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, verkaufte seine Erdöl- und Erdgas-Sparte und konzentrierte sich immer stärker auf Erneuerbare Energien.
Heute ist Ørsted Weltmarktführer bei Windparks auf dem Meer (Offshore-Windkraft). 91 Prozent seiner erzeugten Energie stammen aus regenerativen Quellen. Und es könnte noch mehr sein, wenn nicht der dänische Staat, immer noch Mehrheitseigner des Unternehmens, Ørsted im letzten Jahr dazu verpflichtet hätte, seine wenigen Kohlekraftwerke wieder hochzufahren. Die wollte der Konzern eigentlich zu Biomassekraftwerken umbauen, für 2023 war der endgültige Ausstieg aus der Kohle geplant.
Doppelt so viel Kohlestrom wie 2021
Daraus wird vorerst nichts, weil Dänemark in der kriegsbedingten Energiekrise wieder verstärkt auf Kohlestrom setzt. Die Folge: Der Anteil der Kohlestromsparte am Gesamtumsatz von Ørsted verdoppelte sich 2022 auf 4 Prozent.
Das ist nicht nur für das Klima schlecht, sondern auch für die Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns. Denn sobald der Kohlestromumsatz auf 5 Prozent oder mehr steigt, werden viele streng nachhaltige Fonds gezwungen sein, die Ørsted-Aktie aus ihren Beständen zu entfernen – 5 Prozent sind bei anspruchsvollen Fonds eine gängige Toleranzschwelle für fossile Energieerzeugung.
Julius van Sambeck, Gründer des bei Ørsted investierten Fonds Ethius Global Impact (ECOreporter-Fondstest), nutzte sein Rederecht auf der diesjährigen Hauptversammlung des Konzerns am Dienstag in Kopenhagen, um auf dieses Thema hinzuweisen.
Die Antwort von Ørsted: Man sei sich des Problems bewusst und bemühe sich, mit der Kohlesparte 2023 unter der Umsatzschwelle von 5 Prozent zu bleiben. Dies hänge jedoch auch vom Wetter und den Verkaufspreisen für Windstrom ab – erzielt Ørsted mit Erneuerbaren Energien hohe Einnahmen, senkt dies den Kohleanteil am Gesamtumsatz.
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Ørsted hat sein Geschäftsjahr 2022 mit Rekordzahlen abgeschlossen (ECOreporter berichtete hier). Die Dividende steigt in diesem Jahr um 8 Prozent auf 13,5 Dänische Kronen je Aktie (1,81 Euro). Das entspricht beim aktuellen Aktienkurs von 80,17 Euro (Börse Frankfurt, 9.3.2023, 8:15 Uhr) einer Dividendenrendite von knapp 2,3 Prozent.
Die lange sehr teure Ørsted-Aktie hat seit Anfang 2021 kräftig an Wert verloren. Auf drei Jahre gesehen liegt sie 16 Prozent im Minus, auf fünf Jahre hat sie 53 Prozent zugelegt.
ECOreporter schätzt die Aussichten von Ørsted weiterhin als gut ein. Der Konzern hat als Weltmarktführer für Offshore-Windparks eine hervorragende Marktposition und stellt sich mit dem Ausbau seiner Onshore-Wind- und Solarsparte noch breiter auf. Lieferengpässe und den zunehmenden Wettbewerb mit großen fossilen Energieunternehmen wie RWE oder BP, die verstärkt auf den Erneuerbare-Energien-Markt drängen, managt Ørsted bislang gut. Auch das aktuelle Kohlestromproblem dürfte den Konzern nicht ausbremsen.
Die Aktie ist nach den deutlichen Korrekturen der letzten Jahre mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 36 für 2023 und 28 für 2024 wieder halbwegs akzeptabel bewertet. Hinzu kommt die ordentliche Dividendenrendite von 2,3 Prozent. In diesem Jahr könnte der Aktienkurs noch weiter sinken, weil vor allem hohe Materialkosten die Gewinnmargen drücken. Auf lange Sicht stehen die Chancen aber gut, dass der Kurs wieder spürbar steigt. Ein Investment für Anlegerinnen und Anleger mit viel Geduld. Wer defensiver ausgerichtet hat, kann über einen Kauf der Ørsted-Anleihen nachdenken.
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Ørsted A/S: