In diesem ETF vertreten sind mehrere ECOreporter-Favoriten wie die Deutsche Post DHL Group. Macht ihn das schon zu einem nachhaltigen Aktienpaket? / Foto: Unternehmen

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ETF-Test: BNP Paribas Easy MSCI Europe SRI S-Series 5% Capped

Ganz „easy“, also einfach, in nachhaltige europäische Unternehmen investieren: Geht das mit dem ETF BNP Paribas Easy MSCI Europe SRI? ECOreporter hat geprüft, ob echte Nachhaltigkeit im Aktienpaket steckt.

Anbieter des ETFs ist die französische Großbank BNP Paribas. Wie nachhaltig ist sie selbst? Ein Beispiel: Erst ab 2030 will die Bank in der EU keine Kohleprojekte mehr finanzieren. Außerhalb Europas wird BNP Paribas sogar noch bis 2040 Geld in Kohleprojekte stecken.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im März 2018 und hat sich finanziell ordentlich entwickelt. Auf ein Jahr gesehen hat er 22,8 Prozent an Wert gewonnen, der weltweite Aktienindex MSCI World legte im selben Zeitraum 25,6 Prozent zu. Auf drei Jahre gesehen erzielte der ETF ein ansehnliches Plus von 33,3 Prozent, auch wenn er damit hinter dem MSCI World mit einer Steigerung um 43,2 Prozent zurückbleibt.

Die Jahresgebühr von 0,3 Prozent ist günstig. Die Kursschwankungen in den letzten drei Jahren fielen für einen nachhaltigen ETF moderat aus.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert in 121 europäische Unternehmen. Er arbeitet mit dem sogenannten „Best-in-Class“-Verfahren. Erstens müssen die Unternehmen bei einer ESG-Bewertung eine bestimmte Mindestnote aufweisen. ESG steht für Umwelt (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Zum zweiten werden unter den verbliebenen Unternehmen diejenigen ausgesucht, die in ihrer Branche zum nachhaltigsten Viertel gehören. Der ETF bildet so einen Aktienindex des US-Finanzdienstleisters MSCI ab, der die Aktien für den Index bewertet und auswählt.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen aus, die mindestens 5 Prozent ihrer Umsätze mit Alkohol, Pornografie, Glücksspiel, genetisch veränderten Organismen oder Schusswaffen erzielen. Vollständig tabu sind etwa Unternehmen, die Öl, Kohle und Gas fördern oder damit Strom erzeugen. Ausgeschlossen sind auch Betreiber von Atomkraftwerken und Tabakproduzenten. Dasselbe gilt für Unternehmen, die kontroverse Waffen herstellen, etwa Landminen oder Streumunition.

Das ist konsequenter als bei vergleichbaren ETFs. Allerdings bleiben auch hier Schlupflöcher. Beispielsweise sind dem ETF Investments in Aktiengesellschaften erlaubt, die Umsätze mit Öl erzielen, ohne es zu fördern.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert in Aktien der Ölkonzerne Neste aus Finnland und Royal Vopak aus den Niederlanden. Beide fördern selbst kein Öl und verstoßen somit nicht gegen die Kriterien des ETFs. Aber sie stellen z.B. Treibstoff aus dem Öl her. 

Ebenfalls im ETF vertreten ist der niederländisch-britische Industriekonzern CNH Industrial. Über eine Tochterfirma entwickelt und produziert er Kampffahrzeuge, etwa Schützenpanzer. Auch hier: Kein Verstoß gegen die Nachhaltigkeitskriterien des ETFs. Aber eben doch ein Investment mit Bezug zu Rüstung.

Der Pharmakonzern Merck (Darmstadt), der Lebensmittelproduzent Danone (Frankreich) und andere Unternehmen im ETF führen gesetzlich vorgeschriebene Tierversuche durch.

Der ETF investiert in normale mittlere und große europäische Unternehmen, davon viele mit guter bis sehr guter Nachhaltigkeitsbilanz: etwa der dänische Windturbinenbauer Vestas, der schwedische Hygienekonzern Essity, der Walldorfer IT-Konzern SAP und die Bonner Deutsche Post DHL Group.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von BNP Paribas Easy knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien im ETF finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Die BNP Paribas übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Strenges Auswahlverfahren
  • Viele Ausschlusskriterien
  • Keine Investments in Kohle
  • Keine Investments in Atomkraft

Schwächen:

  • Investments in Ölgeschäfte
  • Investment in einen Waffenhersteller

Fazit

Ein hellgrüner ETF. Viele konventionelle europäische Unternehmen mit guter ESG-Bewertung. Fossile Brennstoffe und Rüstung bleiben nicht komplett außen vor. Der ETF kann für Anlegerinnen und Anleger eine Option sein, die nur mäßige Ansprüche an Nachhaltigkeit stellen.

Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: 2,7
Nachhaltigkeit: 3,7

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 10.6.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 11.06.2021

Name des ETFs: BNP Paribas Easy MSCI Europe SRI S-Series 5% Capped UCITS ETF EUR Dis

ISIN: LU1753045415 / WKN: A2JFSU

Nachgebildeter Index: MSCI Europe SRI S-Series 5% Capped (NTR) Index

Start des ETFs: 13.03.2018

Jährliche Gebühren: 0,30 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: ausschüttend

Fondsvolumen: 831 Millionen Euro (6/2021)

Internet: www.easy.bnpparibas.de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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