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Finanzdienstleister, Fonds / ETF
Netzwerk Ökofinanz 21 warnt vor "populistischem Angriff auf nachhaltige Finanzmärkte"
Das Finanzberater-Netzwerk Ökofinanz 21 verurteilt den Angriff auf Nachhaltigkeitskriterien in den USA. Gleichzeitig fordert das Netzwerk eine bessere Regulierung und eine stärkere Fokussierung auf Impact Investing, um Greenwashing zu verhindern. Zudem seien die rechten Kampagnen auch ein Zeichen für den Erfolg nachhaltiger Geldanlage.
Die politische Attacke auf nachhaltige Finanzmärkte in den USA zeige, "wie sehr ESG-Investitionen mittlerweile ins Zentrum globaler Kapitalströme gerückt sind", so das Netzwerk. Das Kürzel ESG steht für Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). In der Finanzbranche hat es sich allgemein als Oberbegriff für Nachhaltigkeit durchgesetzt.
ESG-Richtlinien müssen reformiert werden
Die "ideologisch motivierte Kampagne republikanisch regierter US-Bundesstaaten gegen ESG" sei "wirtschaftlich kurzsichtig und gesellschaftlich verantwortungslos", erklärte das Netzwerk in einer Mitteilung. In dem Netzwerk Ökofinanz 21 organisieren sich nach eigener Darstellung unabhängige Finanzdienstleisterinnen und -dienstleister mit den Schwerpunkten Vorsorge, Vermögen und Finanzierungen.
In den Bundesstaaten Texas, Florida und New Hampshire laufen demnach massive Bestrebungen, ESG-Investitionen aus der öffentlichen Verwaltung zu verbannen. In einigen Fällen würden sogar Haftstrafen für Investitionen nach ESG-Kriterien drohen. "Diese politischen Angriffe kommen nicht zufällig: Sie sind das direkte Ergebnis der wachsenden Bedeutung nachhaltiger Geldanlagen. Die fossile Lobby und ihre Verbündeten fürchten die Konsequenzen, weil ESG-Kriterien längst zu einer echten Marktmacht geworden sind", sagt Marcus Brenken, Vorsitzender des Netzwerks Ökofinanz 21.
Allerdings kritisiert das Netzwerk auch den ESG-Begriff an sich. Mangelnde Transparenz, inkonsistente Ratings und der Verdacht des Greenwashings haben das Vertrauen von Anlegerinnen und Anlegern erschüttert. "Dass ESG nicht automatisch Nachhaltigkeit bedeutet, ist eine berechtigte Feststellung. Aber die Antwort darauf kann nicht sein, ESG abzuschaffen – sondern es endlich konsequent weiterzuentwickeln", so Brenken weiter.
Auch ECOreporter hat die Schwammigkeit des pauschalen ESG-Begriffs wiederholt kritisiert. Die Redaktion weist etwa stets darauf hin, dass keine verbindlichen Kriterien für eine gute Leistung in den einzelnen ESG-Kategorien existieren.
Brenken zufolge zeigt der Rückzug großer US-Finanzhäuser aus ESG-Klimabündnissen nach der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, wie fragil das Bekenntnis mancher Investoren gewesen sei. Das Netzwerk Ökofinanz 21 fordert daher eine klare Fokussierung auf Impact Investing, "bei dem nachweisbare Wirkung und nicht nur Risikobetrachtung im Vordergrund stehen".
Auch in Europa sieht die Organisation Handlungsbedarf. Die EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) habe sich allerdings durch übermäßige Komplexität als Hemmschuh für nachhaltige Finanzprodukte erwiesen. "Wir brauchen eine Regulierung, die Greenwashing verhindert, aber nicht nachhaltige Investments durch Bürokratie ausbremst. Weniger Komplexität, mehr Wirkung – das muss das Ziel sein", betont Brenken.
Die EU-Kommission hat die Probleme der 2021 in Kraft getretenen Offenlegungsverordnung mittlerweile erkannt und will sie überarbeiten. Die bisherige Einstufung von Fonds und ETFs als „hellgrün“ (nach Artikel 8 der Verordnung) und „dunkelgrün“ (nach Artikel 9) wird dabei möglicherweise komplett aufgegeben.
Letztlich müssten nachhaltige Finanzmärkte weiterentwickelt und nicht abgeschafft werden, so Ökofinanz 21. Der Versuch, ESG-Investitionen politisch zu diskreditieren, gehe an den ökonomischen Realitäten vorbei. Unternehmen, die Nachhaltigkeitsrisiken ernst nehmen, seien langfristig widerstandsfähiger. "Nachhaltige Geldanlage ist nicht die Gefahr – sie ist ein Teil der Lösung", so Brenken.