Fünf Elektro-Trucks von Nikola sind bei einem Brand in der Unternehmenzentrale beschädigt worden. / Foto: Nikola

  Nachhaltige Aktien

Nikola vermutet "falsches Spiel" nach Brand in Unternehmenszentrale

Beim US-Elektrofahrzeugbauer Nikola hat es am vergangenen Freitag einen Brand in der Zentrale im US-Bundesstaat Arizona gegeben, mehrere Fahrzeuge wurden beschädigt. Das Unternehmen spricht von verdächtigen Aktivitäten auf dem Gelände.

"Es besteht der Verdacht, dass ein Fahrzeug kurz vor dem Vorfall in der Nähe der betroffenen Lastwagen gesehen wurde. Eine Untersuchung ist im Gange", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Nikola vermutet ein "falsches Spiel" ("foul play").

Ein Sprecher des Unternehmens erklärte auf Anfrage des US-Senders CNN, dass weitere Informationen veröffentlicht würden, sobald sie verfügbar seien. Die Nikola-Aktie hatte nach Mitteilung des Vorfalls am Freitag rund 8 Prozent an Wert verloren.

Mehr als 30 Lkw im Lager

Die erste Meldung über den Brand ging der Feuerwehr von Phoenix zufolge morgens gegen 4:30 Uhr ein. Gegen 8:00 Uhr waren die Feuerwehrleute immer noch dabei, fünf in Brand geratene Nikola-Fahrzeuge mit Wasser zu besprühen, um die Batteriepakete so weit abzukühlen, dass sie in große Lagerbehälter gebracht und mit Sand oder Wasser bedeckt werden konnten.

Brände von Elektrofahrzeug-Batterien lassen sich nur schwer unter Kontrolle bringen. Angesichts der großen Energiemenge, die in den Batterien gespeichert ist, können sogar bereits gelöschte Brände später durch chemische Reaktionen wieder aufflammen.

Die in Brand geratenen Lastwagen gehörten zu den mehr als 30 Fahrzeugen, die in der Nikola-Zentrale gelagert waren. Die Feuerwehr will nun untersuchen, ob es sich womöglich um Brandstiftung handeln könnte.

Nikola hat im ersten Quartal 2023 nach eigenen Angaben 63 Batterie-Trucks gebaut, aber nur 31 an Händler ausgeliefert. Der Rest soll als Lagerbestand abrufbar bleiben und steht daher in der Unternehmenszentrale. Wie ECOreporter die Nikola-Aktie aktuell bewertet, erfahren Sie im Premium-Bereich.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Nikola befindet sich schon seit Längerem in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Anfang Juni verweigerten die Aktionäre dem Unternehmen in einer Abstimmung die Genehmigung zur Ausgabe neuer Aktien, um über eine Kapitalerhöhung frisches Geld einzusammeln. Die Produktion bleibt deutlich hinter den ursprünglichen Zielen zurück, ebenso die Kundennachfrage. Ende Mai gab Nikola ein Joint Venture in Europa auf, mit dem Nikola-Trucks in Ulm hätten gebaut werden sollen.

Nikola versucht, mehr Geld aufzubringen, um im Herbst dieses Jahres mit der Produktion seiner wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Lkw zu beginnen. Die Herstellung von Elektrofahrzeugen in Arizona ist bereits ausgesetzt, um Fertigungsanlagen für die Wasserstoff-Modellreihe umzurüsten. Die ersten Brennstoffzellen-Trucks sollen ab Juli gebaut werden, bislang hat der Konzern eigenen Angaben zufolge 178 Bestellungen von 14 Kunden erhalten.

Die Geschäftszahlen waren im ersten Quartal etwas besser ausgefallen als am Finanzmarkt erwartet. Der Umsatz konnte aufgrund einiger Fahrzeugverkäufe von 1,8 Millionen auf 11 Millionen US-Dollar vervielfacht werden. Der Verlust stieg um 11 Prozent auf 169 Millionen Dollar - Analysten hatten mit einem größeren Minus gerechnet. Um Kosten zu sparen, will Nikola nun 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen, knapp ein Viertel der Belegschaft.

Aktie langfristig 98 Prozent im Minus

Das Unternehmen meldete zum Ende des ersten Quartals im März 2023 einen Barmittelbestand von 121 Millionen Dollar, gegenüber 233 Millionen Dollar Ende 2022 und 497 Millionen Dollar Ende 2021.

Im Tradegate-Handel ist die Nikola-Aktie aktuell 0,5 Prozent im Minus zum Vortag und kostet 1,06 Euro (Stand: 29.6.2023, 9:05 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 78,5 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie allerdings 76,4 Prozent an Wert verloren.

Die Nikola-Aktie schwankte in den letzten Monaten stark, zwischenzeitlich gewann sie innerhalb einer Woche mehr als 150 Prozent an Wert. Sie schaffte es so auch wieder, die wichtige Marke von einem Euro beziehungsweise Dollar zu überschreiten. Als sogenannter Pennystock, also als Aktie, die für Cent-Beträge gehandelt wird, hätte Nikola sonst das Aus an der US-Technologiebörse Nasdaq gedroht.

Langfristig bleibt der Trend aber so eindeutig wie düster: Seit Börsenstart im Juni 2020 hat die Aktie rund 98 Prozent an Wert verloren.

ECOreporter rät seit dem Börsengang von einem Einstieg bei Nikola ab und tut dies auch weiterhin.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Junge Elektroauto-Aktien: Totalschaden im Depot?

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