PNE baut Anlagenbestand aus, verliert aber Geld

Der Erneuerbare-Energien-Konzern PNE aus Cuxhaven hat seinen Anlagenbestand 2022 deutlich ausgebaut, die Zahl der Anlagen in Planung erreichte einen Rekordstand. Allerdings sind die Ausgaben höher als die Einnahmen.

Die Nennleistung der im Eigenbetrieb befindlichen Windparks erhöhte PNE 2022 von 233 Megawatt (MW) auf knapp 319 MW. Die eigenen Windparks erzeugten im letzten Jahr 509 Gigawattstunden (GWh) Strom (Vorjahr: 295 GWh). Weitere für den Eigenbetrieb vorgesehene Windparks mit einer Leistung von 89 MW sind dem Unternehmen zufolge im Bau. Bis 2027 will PNE Windanlagen mit einer Leistung von 1.500 MW im Bestand haben.

Zukauf schraubt Solarpipeline nach oben

Auch die Projektpipeline, also der Bestand von Projekten in der Entwicklung, konnte PNE auf eine Nennleistung von insgesamt 11.883 MW steigern. Windkraftanlagen an Land machten hierbei 7.587 MW aus, Photovoltaik-Projekte kamen auf 4.296 MW. Durch die Übernahme von 51 Prozent der Anteile des spanischen Energiekonzerns Coliaenergia Espana im Juli 2022 wurde die Pipeline für Solarprojekte mehr als verdreifacht. ECOreporter hat dennoch Bedenken bei der Aktie.

„Für die PNE AG war das Geschäftsjahr 2022 ein sehr erfolgreiches Jahr", erklärte PNE-Chef Markus Lesser. Das Unternehmen habe "außerordentlich gute Ergebnisse erzielt" und die Konzernerwartungen übertroffen. "Wir sind dazu dem strategischen Ziel, dem Aufbau eines großen Eigenbetriebsportfolios an Windparks und Photovoltaikanlagen, einen großen Schritt nähergekommen. Zudem konnten wir die Projektpipeline auf eine Rekordhöhe steigern", so Lesser.

Die berichteten Finanzkennzahlen geben allerdings bei allem Erfolg im Anlagenausbau Anlass zur Skepsis. Der Umsatz des Unternehmens stieg im Gesamtjahr zwar leicht von 118 auf 126 Millionen Euro. Die Gesamtleistung, die etwa den Wert von fertiggestellten, aber noch nicht abgerechneten Projekten und Projektteilen mit einbezieht, blieb jedoch mit 243 Millionen Euro hinter dem Vorjahreswert (252 Millionen Euro) zurück.

Negativer Cash-Flow

Auch der Nettogewinn sank von 25 auf 15 Millionen Euro. Außerdem betrug der Cash-Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit im Gesamtjahr minus 9 Millionen Euro, nach einem positiven Ergebnis von knapp 24 Millionen Euro im Vorjahr. Bedeutet: Die Ausgaben von PNE übersteigen die Einnahmen, das Unternehmen verliert also Geld, obwohl es Gewinne erwirtschaftet. Das kann mittelfristig zu Liquiditätsproblemen führen. Die Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente des Konzerns betrugen Ende des letzten Quartals noch etwa 122 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 150 Millionen Euro.

Die PNE-Aktie ist im Tradegate-Handel aktuell 0,3 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 14,22 Euro (Stand: 29.3.2023, 11:18 Uhr). Die Aktie war 2022 fast das gesamte Jahr hindurch stark im Wert gestiegen, Anfang Dezember begann jedoch eine nach wie vor anhaltende Korrektur. In den letzten drei Monaten verlor die Aktie 32,3 Prozent an Wert. Auf Jahressicht notiert sie noch immer 51,5 Prozent im Plus.

Der PNE-Kurs ist in den letzten fünf Jahren um rund 440 Prozent gestiegen, nach Einschätzung von ECOreporter ist die Aktie allerdings klar überbewertet. Zwar steigen Anlagenbestand und Stromerzeugung, Gewinn und Cashflow sind aber rückläufig. Zudem wurde der Kurs erheblich durch erneut geplatzte Hoffnungen auf eine Übernahme des Unternehmens getrieben. Seitdem klar ist, dass aus einem Verkauf von PNE vorerst nichts wird, steht die Aktie unter Druck. ECOreporter rät aktuell von einem Einstieg ab.

Die PNE-Unternehmensanleihe 2022/27 (ISIN: DE000A30VJW3) notiert derzeit an der Börse Stuttgart bei 101,65 Prozent ihres Nennwertes (Stand 29.3.2023, 11:08 Uhr). ECOreporter hat sich die Anleihe hier näher angesehen.

Welche Windaktien die Redaktion aktuell für empfehlenswert hält, erfahren Sie im Dossier Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

PNE AG Aktie: ISIN DE000A0JBPG2 / WKN A0JBPG