Mit der nachhaltigen Anleihe PV Green Europe sollen Solarprojekte in Polen finanziert werden. / Symbolfoto: Pixabay

  Anleihen / AIF, Crowd-Investment

PV Green Europe – Anleihe mit 5,5 % Zins für Solarprojekte in Polen

Die wiwi consult Verwaltungs GmbH möchte mittelbar Solarprojekte in Polen entwickeln, errichten und betreiben. Zur Finanzierung des Vorhabens bietet sie die nachrangige Anleihe PV Green Europe an. Die grüne Geldanlage können Anlegerinnen und Anleger ab 500 Euro über die Online-Plattform wiwin zeichnen. Der Zinssatz beträgt 5,5 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von rund vier Jahren. ECOreporter hat sich das Angebot genauer angesehen.

Die Emittentin wiwi consult Verwaltungs GmbH aus Mainz hat laut Anlegerbroschüre (Stand: 2.11.2020) im Juli 2019 ein Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen) mit der polnischen Arenella sp.z.o.o. gegründet. Ziel des Joint Ventures ist es, innerhalb von drei Jahren ein Solarportfolio mit 40 bis 50 Megawattpeak (MWp) aufzubauen. Die einzelnen Anlagen sollen dabei eine installierte Leistung von jeweils circa 1 MWp haben.

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Das Emissionsvolumen der angebotenen Anleihe (nachrangige Schuldverschreibungen) beträgt 600.000 Euro. Der Nettoemissionserlös beträgt laut Wertpapier-Informationsblatt (WIB, 28.8.2020) bis zu 526.340 Euro und soll über ein Gesellschafterdarlehen an das Joint Venture Polska Zielona Energia sp.z.o.o. (PZE) weitergeleitet werden. Dadurch entsteht laut Anlegerbroschüre eine Unsicherheit über zukünftige Wechselkursentwicklungen. Die Emittentin ist mit 90 Prozent der Anteile an der PZE beteiligt.

Zahlreiche Projekte in der Entwicklung

Laut Anlegerbroschüre ist nach Abschluss des Joint Venture-Vertrags direkt mit dem Aufbau des Solarportfolios begonnen worden. Mittlerweile befänden sich 75 Projekte in verschiedenen Entwicklungsphasen in der Pipeline. Insgesamt liegen der Anlegerbroschüre zufolge für elf Projekte Netzanschlusszusagen vor, wovon zwei Standorte eine Baugenehmigung haben. Noch sei für kein Projekt ein Vergütungsvertrag gesichert.

Wie soll der Solarstrom vergütet werden?

Im letzten Schritt der Projektentwicklung gilt es laut Anlegerbroschüre die Vergütung für den geplanten Solarpark zu sichern. Hierfür stünden drei Vergütungsmechanismen zur Verfügung. Entweder werde eine Teilnahme am polnischen Auktionssystem angestrebt, oder es soll ein Direktvermarktungsvertrag abgeschlossen werden. Ferner bestehe unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit für den Abschluss eines Stromliefervertrages (Power Purchase Agreement, PPA) mit einem direkten Abnehmer. Diese Möglichkeit ist jedoch nicht immer gegeben, da für ein PPA vor Ort Verbraucher/Unternehmen mit einem entsprechend hohen Strombedarf angesiedelt sein müssen.

Herausforderungen auf dem polnischen Solarmarkt

Eine der größten Herausforderungen bei der Projektumsetzung ist laut Anlegerbroschüre, „dass der Photovoltaikmarkt in Polen noch nicht fest etabliert ist. Der sich in einer sehr frühen Entwicklungsphase befindliche Markt wächst zurzeit sehr schnell, wodurch die Strukturen nachgezogen werden bzw. sich erst entwickeln müssen.“ Beispielsweise sei der Bankenmarkt für Projektfinanzierungen deutlich kleiner als in Deutschland. Zudem verfüge das polnische Stromnetz „an vielen Punkten nur noch über eine geringe Aufnahmekapazität. Deshalb muss dies bei der Entscheidung der Standortwahl frühzeitig berücksichtigt werden, sodass lediglich Flächen in Frage kommen, welche an einem günstigen und unausgelasteten Netzzugangspunkt liegen.“

Aufnahme von Bankkapital geplant

Neben dem Nettoemissionserlös des vorliegenden Angebots ist laut WIB beabsichtigt, weiteres Fremdkapital in Form von Bankdarlehen zu nutzen. Bankdarlehen sind in der Regel besichert und gegenüber den nachrangigen Schuldverschreibungen vorrangig zu bedienen. Die nachrangigen Schuldverschreibungen sind nicht besichert.

Geschäftstätigkeit der Emittentin

Der Haupttätigkeitsbereich der wiwi consult Verwaltungs GmbH ist laut WIB die Beteiligung an Unternehmen sowie die Geschäftsführung von Unternehmen, welche die Erzeugung von regenerativ gewonnener Energie betreiben und/oder ökologisch orientierte Produkte auf den Markt bringen. Der auf der Grundlage des letzten aufgestellten Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2019 berechnete Verschuldungsgrad der Emittentin betrug laut WIB 93,13 Prozent. Derzeit (Stand: 24.11,2020) ist der Jahresabschluss 2019 noch nicht im Bundesanzeiger veröffentlicht. Es kann das Risiko bestehen, dass sich andere Geschäfte der Emittentin, die nicht mit den Solarprojekten in Polen in Verbindung stehen, nachteilig auf das Investment der Anlegerinnen und Anleger auswirken. Die Emittentin ist berechtigt, die Schuldverschreibungen ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von sechs Wochen zum Ende eines Kalenderquartals zu kündigen, erstmals zum 31. Dezember 2021.

Hohes Risiko

Die wiwi consult Verwaltungs GmbH kann zahlungsunfähig werden oder in Überschuldung geraten. Dies kann insbesondere der Fall sein, wenn die Emittentin geringere Einnahmen und/oder höhere Ausgaben als erwartet zu verzeichnen hat oder eine etwaig erforderliche Anschlussfinanzierung nicht einwerben kann. Eine Insolvenz der Emittentin kann zum Verlust der Einlage und der Zinsen führen. Für Anlegerinnen und Anleger besteht bei den  nachrangigen Schuldverschreibungen PV Green Europe ein hohes Verlustrisiko.

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