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reconcept Solar Bond Deutschland – welche Stärken und Schwächen hat das Anleiheangebot?
Die reconcept Solar Deutschland GmbH will mit dem Kapital ihrer neuen Anleihe Projektrechte im Bereich Photovoltaik kaufen. Geplanter Schwerpunkt sind Freiflächenprojekte in Nord- und Ostdeutschland. Der Zinssatz des „reconcept Solar Bond Deutschland“ beträgt 6,75 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von sechs Jahren. Anlegerinnen und Anleger können die grüne Anleihe ab 1.000 Euro zeichnen. Der Prospekt wirft einige Fragen auf – ECOreporter hat bei reconcept nachgehakt.
Bei der Anleihe handelt es sich um Inhaber-Schuldverschreibungen. Das maximale Emissionsvolumen liegt bei 10 Millionen Euro. Die Emissionskosten betragen laut Wertpapier-Prospekt (am 27.10.2022 gebilligt) bis zu 700.000 Euro. Ein Börsenhandel der Anleihe ist laut Prospekt ab dem 28. April 2023 vorgesehen.
Das Geschäftsmodell der Anleiheemittentin reconcept Solar Deutschland GmbH basiert laut Prospekt auf der Vorfinanzierung von Projektrechten oder Solaranlagen auf Freiflächen oder Dachflächen außerhalb des Kleinanlagenbereiches. Die Anlagen sollen entweder an Investoren verkauft oder gegebenenfalls auch im Eigenbestand gehalten werden.
Wie viel Erfahrung hat reconcept im Photovoltaik-Bereich? Von wem ist die Emittentin stark abhängig? Wie hat sich aktuell die Projektentwicklungs-Pipeline verändert? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie im Premium-Bereich.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Kapitalrücklage durch die Muttergesellschaft
Die reconcept Solar Deutschland GmbH wurde im September 2022 gegründet und hat ihren Sitz in Hamburg. An der Emittentin ist die reconcept GmbH zu 100 Prozent beteiligt. Alleiniger Geschäftsführer der Emittentin und ihrer Muttergesellschaft reconcept GmbH ist Karsten Reetz. Laut Prospekt hat das Mutterunternehmen am 18. Oktober 2022 3 Millionen Euro in die Kapitalrücklage der Emittentin eingezahlt, damit diese auch schon vor Eingang von Emissionserlösen mit ihrem Geschäftsbetrieb beginnen kann.
Die reconcept GmbH kümmert sich um die Projektentwicklung
Laut Prospekt ist die Emittentin „Generalübernehmer, Entwickler, Ersteller und Betreiber von PV-Anlagen oder Projektrechten“, wobei die Geschäftstätigkeit als Projektentwickler den Schwerpunkt bilden soll.
Die reconcept Solar Deutschland GmbH soll dabei zukünftig nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit mit ihrer Leistung das gesamte Spektrum der Projektentwicklung abdecken – von der Akquise der Solarprojekte, Grundstücke und Dachflächen, der Herstellung der Baureife und grundbuchdinglichen Sicherheiten bis zur Einholung behördlicher Genehmigungen und Gutachten.
Die Projektentwicklung wird dabei aber laut Prospekt „plangemäß über das Projektentwicklungsteam der reconcept GmbH erfolgen, sodass die Emittentin hierfür keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen müsste“. Ein Geschäftsbesorgungs- und/oder Dienstleistungsvertrag zwischen der Emittentin und der reconcept GmbH ist nach reconcept-Angaben noch nicht geschlossen worden, sondern derzeit in Abstimmung (Stand: 14.11.22)
Geplante Investitionen
Die Emittentin plant laut Prospekt, den Emissionserlös nach Abzug der Emissionskosten hauptsächlich (zu 80 Prozent) für den Ankauf von Projektrechten für Photovoltaik-Freiflächen vorwiegend in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg zu verwenden. Freiflächen sollen dabei in Betracht kommen, wenn sie mehr als drei Hektar ausweisen. Geplant ist laut Prospekt ein Projektumfang von rund 50 Solarparks mit einer Leistung von in Summe etwa 1.000 Megawattpeak (MWp), sodass die durchschnittliche Projektgröße bei ungefähr 20 MWp liegen soll. Ein darüber hinausgehender Emissionserlös soll für die weitere Projektentwicklung und die Vorfinanzierung von Solarprojekten zur Veräußerung an Investoren verwendet werden. Zudem ist es laut Prospekt möglich, im Bereich der Aufdach-Photovoltaik Projekte zu erwerben und nach Errichtung der Anlagen im Bestand zu halten.
Ohne Projektgesellschaften erhöhte Risiken?
Laut Prospekt „ist aktuell nicht geplant, aber als Möglichkeit vorgesehen, dass die Investitionen in Solaranlagen möglicherweise über eine Tochtergesellschaft als Projektgesellschaft erfolgen, die zumindest mit 75 Prozent von der Emittentin gehalten wird“. Marktüblich wäre es nach ECOreporter-Einschätzung aber, für jedes entwickelte Projekt eine eigene Projektgesellschaft zu gründen. Gerade bei Projekten, bei denen die Emittentin als Generalübernehmer, Ersteller und Betreiber von Solaranlagen fungieren würde, könnten hohe Haftungsrisiken bestehen. Falls bei einem Projekt hohe Schadensersatzansprüche von Dritten geltend gemacht werden sollten, könnte sich die Haftung auf alle weiteren Projekte der Emittentin erstrecken, wenn es für das Projekt keine eigene Projektgesellschaft geben sollte.
Wäre es daher nicht sinnvoll, für die einzelnen – schon weiter entwickelten – Projekte der Emittentin jeweils eigene Projektgesellschaften zu gründen?
reconcept erklärt dazu gegenüber ECOreporter: „Wir differenzieren hier: Für Photovoltaik-Aufdachanlagen mit einem sehr begrenzten Haftungsrisiko ist die Projektentwicklung bis hin zum Betrieb im Bestand der Gesellschaft vorgesehen. Bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen ist die Errichtung als Generalübernehmer, Ersteller und Betreiber schon angesichts der hierfür erforderlichen Mittel nicht vorgesehen. Für die Veräußerung der Projektrechte im Ready-to-build-Status (baureifer Status - Anm. d. Red.) werden wir den marktüblichen Weg gehen. Geplant ist, die Photovoltaikprojekte vor Veräußerung in eigene Projektgesellschaften zu überführen, also vor Bau und Inbetriebnahme. Damit werden die Bau- und Fertigstellungsrisiken in der jeweiligen Projektgesellschaft des zukünftigen Erwerbers liegen. Das hat sich in der Vergangenheit im In- und Ausland bewährt.“
Hat reconcept ausreichend Photovoltaik-Erfahrung?
Im Prospekt wird ausgeführt: „Eine weitere Wettbewerbsstärke besteht darin, dass die Führungskräfte der Emittentin und der Gruppe über lange Zeiträume im Bereich der Photovoltaik tätig sind und Erfahrungen sammeln konnten. Die Emittentin leitet ihre zukünftige Wettbewerbsposition daraus ab, wie expansiv sich die Projektentwicklung im Solarbereich bei der Muttergesellschaft in den letzten Jahren entwickelt hat. Da dasselbe Team die Projektentwicklung begleiten würde, hat dieses für die Emittentin eine starke Aussage.“
Weiter heißt es im Prospekt: „Die Mitglieder des derzeit für die Emittentin tätigen Management-Teams der reconcept Gruppe verfügen über weitreichende unternehmensspezifische Erfahrungen, Branchen-Know-how und weitreichende Kontakte in die Solarbranche.“
Die reconcept-Gruppe war bis vor Kurzem in Deutschland hauptsächlich auf den Bereich Windenergie spezialisiert. Erst seit etwa zwei Jahren ist mit dem Aufbau eines eigenen Projektentwicklungsteams in Berlin der Photovoltaikbereich deutlich stärker im Fokus der Unternehmensgruppe.
reconcept erläutert hierzu gegenüber ECOreporter: „Richtig ist, dass unser Projektschwerpunkt in den vergangenen rund 25 Jahren im Bereich der deutlich aufwendigeren Projektentwicklung von Windenergie lag. Wir haben aber auch Solarprojekte umgesetzt, etwa in Spanien und auch in Deutschland. Unser Projektentwicklungsteam besteht aktuell aus fünf Kolleginnen und Kollegen mit einschlägiger, langjähriger Expertise (zwischen drei und 20 Jahren im Solarsektor). Zusätzlich ist auch unsere Leiterin Rechtsabteilung dem Team zugeordnet, die insbesondere den Bereich Erwerb/Verkauf von Projektrechten verantwortet und über eine zehnjährige Erfahrung aus zahlreichen M&A-Transaktionen (Mergers & Acquisitions; Firmenübernahmen und Fusionen - Anm. d. Red.) im Bereich Erneuerbare Energien verfügt, die sie zuletzt bei einer internationalen Wirtschaftskanzlei durchführte.“
Die Projektentwicklungs-Pipeline wächst
Laut reconcept-Imagebroschüre hat das Projektentwicklungsteam aktuell in Deutschland Photovoltaik-Projekte mit rund 520 MWp in der Planung. reconcept führt dies auf Nachfrage von ECOreporter weiter aus (am 14.11.2022):
„Zwischenzeitlich ist die Projektentwicklungs-Pipeline auf 35 Vorhaben mit rund 680 MWp geplanter Leistung angewachsen. Die Projekte haben eine durchschnittliche Leistung von 20 MWp. Das größte Einzelprojekt in Planung wird 75 MWp leisten, das kleinste 3,5 MWp. Es handelt sich bei allen um Freiflächenprojekte in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Die Projekte befinden sich in verschiedenen Entwicklungsphasen. Mit den ersten Baugenehmigungen wird in den kommenden zwei Jahren gerechnet.“
Hohe Erträge 2022 erwartet
Die reconcept GmbH erwartet laut ihrem Halbjahresbericht 2022 Erträge von rund 9 Millionen Euro aus dem Projektentwicklungsgeschäft deutscher Photovoltaikanlagen. Handelt es sich dabei um die im Prospekt aufgeführten über 500 MWp? Sind die erwarteten Erträge der reconcept GmbH Resultat eines geplanten Verkaufs von Projektrechten an die Emittentin reconcept Solar Deutschland GmbH?
reconcept: „Wir erwarten für 2022 einen sonstigen betrieblichen Ertrag von 9,2 Millionen Euro, zu dem die Erträge aus dem Projektentwicklungsgeschäft deutscher Photovoltaikanlagen wesentlich beitragen werden. Aus den 520 MWp wird voraussichtlich nur rund ein Drittel bereits 2022 zum Ergebnis der reconcept GmbH beitragen. Wie auch zu anderen möglichen oder geplanten Verkäufen oder Käufen von Projektrechten oder Projekten werden wir hierzu keine näheren Angaben machen.“
Stärken und Schwächen der reconcept Solar Deutschland GmbH und des reconcept Solar Bond Deutschland (Auswahl)
Stärken
- Wachstumsmarkt Photovoltaik in Deutschland
- Projektentwicklungsteam mit Erfahrung
- Bestehende Projektentwicklungspipeline der reconcept GmbH
- Derzeit hohe Strompreise
Schwächen
- Projektentwicklungsrisiken
- Abhängigkeit von der reconcept GmbH und diesbezüglich Potenzial für Interessenskonflikte
- Kosten- und Zinssteigerungen können Attraktivität von Solarprojekten für Investoren mindern
- Erfahrenere Wettbewerber auf dem deutschen Solarmarkt
Basisdaten
Emittentin und Anbieterin: reconcept Solar Deutschland GmbH, Hamburg
Anlageform: Inhaber-Schuldverschreibungen (Anleihe)
Emissionsvolumen: 10 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 28. April 2023 bis 28. April 2029
Zinsen: 6,75 Prozent pro Jahr
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
Prospekt-Billigung: CSSF (luxemburgische Aufsichtsbehörde des Finanzsektors)
ISIN: DE000A30VVF3