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Nachhaltige Aktien, Institutionelle / Anlageprofis
Studie: Finanzberater und nachhaltige Investments – eine Erfolgsgeschichte?
Anlagen nach den sogenannten ESG-Kriterien liegen weltweit zunehmend im Trend, wie eine globale Umfrage unter rund 800 Finanzprofis zu ihren verantwortungsbewussten Investments in den zehn wichtigsten Märkten zeigt. Allerdings wird auch deutlich, wo noch Skepsis vorherrscht – auch in Europa und gerade in Deutschland.
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ESG steht dabei für die englischen Begriffe Environment, Social und Governance, im Deutschen kann man diese Kriterien etwa mit Umweltschutz, soziale Verantwortung und nachhaltige Unternehmensführung übersetzen. Beispiele für mögliche ESG-Kriterien wären etwa ein Engagement in Erneuerbaren Energien (Umwelt), eine faire Bezahlung der Mitarbeiter (Sozial) und ein aktives Vorgehen gegen Korruption und Bestechung (Unternehmensführung).
Anlagestrategien nach ESG-Kriterien schließen dann etwa bestimmte Unternehmen oder auch ganze Branchen, zum Beispiel Rüstungskonzerne, als mögliche Investitionsziele aus. Zu den in Deutschland am häufigsten genannten Ausschlusskriterien zählen beispielsweise die Produktion und der Handel von Waffen, Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen, Glücksspiel, Korruption und Bestechung, Tabak, Alkohol, Kernenergie und Umweltzerstörung.
Häufig findet bei Investitionen nach ESG-Kriterien auch das Best-in-Class-Prinzip-Anwendung, das diejenigen Unternehmen bestimmen soll, die in einer Branche besonders nachhaltig sind. Dies kann allerdings dazu führen, dass sogar Ölkonzerne ESG-Kriterien erfüllen, sofern sie einfach als die nachhaltigsten Unternehmen der Ölbranche gelten. ECOreporter hat darüber etwa im Zusammenhang mit angeblich nachhaltigen ETFs berichtet. Nachhaltig ist also nicht immer gleich nachhaltig.
Die Befragung, durchgeführt durch die Unternehmensberatung NMG Consulting im Auftrag des Vermögenverwalters Franklin Templeton, sieht bei Investoren also zwar ein zunehmendes Bewusstsein für den Mehrwert einer Einbeziehung von ESG-Kriterien. Zu bedenken ist aber, dass diese Kriterien in ihrer Strenge sehr unterschiedlich ausgelegt sein können.
Ein Überblick über die wichtigsten Aussagen der Studie:
Nachhaltige Investments als Geschäfts- und Anlagechance
Die Skeptiker unter den Anlageprofis sitzen in Europa. Zwar sehen hier nur 3 Prozent der Befragten „keine Chance“ bei nachhaltigen Anlagen. Das ist allerdings dennoch der höchste Wert. In Nordamerika und in der Asien-Pazifik-Region (Apac) sehen lediglich 1 Prozent keine Perspektive bei nachhaltigen Investments, global sind es 2 Prozent.
Auch sonst zeigt sich Europa zurückhaltend. 10 Prozent sehen nur „geringe Chancen“ für nachhaltige Geldanlagen, auch das ist der höhere Wert gegenüber Nordamerika (5 Prozent) und der Apac (8 Prozent). Die größte Gruppe in Europa erkennt mit 51 Prozent "gewisse Chancen“, „hervorragende Chancen“ für nachhaltiges Investment sehen nur 36 Prozent der Befragten. In Nordamerika und der Apac sind es mit 47 beziehungsweise 48 Prozent deutlich mehr. Auch global liegen die Europäer damit unter dem Schnitt von 42 Prozent, die „hervorragende Chancen“ sehen.
Welche ESG-Kriterien das Investieren kurz- oder langfristig verändern könnten
Klarer Spitzenreiter unter den Einflüssen: der Klimawandel. Kurzfristig sehen in ihm 13 Prozent der Befragten das Pozential, Investments zu ändern, langfristig 18 Prozent. Kurzfristig meint dabei einen Zeitraum von ein bis drei Jahren, langfristig ab fünf Jahren.
Es folgen die Faktoren „Nachhaltigkeit“ (kurzfristig: 10 Prozent, langfristig: 14 Prozent) und Ressourceneffizienz (kurzfristig: 6 Prozent, langfristig: 12 Prozent). Weitere Faktoren sind Wasserknappheit, Umweltverschmutzung, Menschenrechte, Kohlenstoffemissionen und Biodiversität. Auffällig: Mit dem Punkt „Menschenrechte“ entstammt nur ein Kriterium nicht dem Bereich Umwelt.
Das spiegelt sich auch in der Gesamtgewichtung der Kriterien wider: Bei kurzfristigen Einflüssen auf Investments sehen 46 Prozent der Befragten den Umweltfaktor am stärksten, 34 Prozent die Unternehmenskultur. Soziale Faktoren sind das Schlusslicht mit 20 Prozent.
Dieser Trend verstärkt sich noch beim Blick auf mögliche langfristige Einflüsse. Hier dominieren Umweltfaktoren noch deutlicher mit 63 Prozent. Der Unternehmenskultur trauen langfristig nur noch 22 Prozent einen entscheidenden Einfluss auf Investitionen zu, sozialen Komponenten sogar lediglich 15 Prozent.
Wie Anlageprofis die Entwicklung nachhaltiger Anlagen im Vergleich zu anderen Anlagen bewerten
In Deutschland sehen 12 Prozent der Anlageprofis, dass nachhaltige Anlagen sich schlechter entwickeln. Das ist in Europa der zweithöchste Wert: Nur in der Schweiz sind es mit 13 Prozent noch mehr, im Vereinigten Königreich mit 11 Prozent etwa gleich viele. Auffällig ist Italien: Hier beobachtet kein Befragter eine schlechtere Entwicklung.
30 Prozent der Profis in Deutschland sehen die Renditeentwicklung bei betont nachhaltigen und anderen Anlagen gleich, 58 Prozent erkennen eine bessere Performance nachhaltiger Investments. Skeptischer sind hier nur die Briten, die zu 57 Prozent eine bessere Entwicklung sehen, und die Franzosen, wo mit 54 Prozent die wenigsten Profis eine bessere Performance beobachten.
Allerdings glaubt in allen Ländern jeweils mehr als die Hälfte der Anlageprofis an bessere Renditechancen mit nachhaltigem Investment. Deutlich am meisten sind es mit 78 Prozent in den Niederlanden. Global sehen 70 Prozent der Berater eine bessere, 22 Prozent eine etwa gleiche und 8 Prozent eine schlechtere Entwicklung.
Wie stark in ESG-Fonds investiertes Anlagevermögen in den nächsten zwei Jahren steigen wird
Klarer Spitzenreiter ist hier in Europa Dänemark. Die dänischen Anlegeprofis sind die Einzigen, die mehrheitlich einen „deutlichen Anstieg“(45 Prozent) des nachhaltig investierten Kundenvermögens gegenüber einem nur „geringen Anstieg“ (25 Prozent) sehen.
In Deutschland prognostizieren 16 Prozent der Berater einen „deutlichen Anstieg“ – erneut ein im Vergleich sehr zurückhaltender Wert. Lediglich in Italien sind die Berater mit nur 15 Prozent der Stimmen für einen „deutlichen Anstieg“ noch ein wenig skeptischer. Allerdings rechnen hier 69 Prozent der Befragten immer noch mit einem „geringen Anstieg“, in Deutschland tun dies nur 56 Prozent.
Global gesehen rechnen 23 Prozent der Profis mit einem „deutlichen Anstieg“ des nachhaltig investierten Vermögens, 54 Prozent sehen in den kommenden zwei Jahren einen „geringen Anstieg“ bei nachhaltigen Investments.
Die aktuelle Situation bei nachhaltigen Investments in Europa
Aktuell liegen in Europa laut der Untersuchung Italien und Frankreich an der Spitze bei nachhaltigen Investments. Neun von zehn Befragten tätigen hier für Kunden Investitionen in ESG-Produkte (91 beziehungsweise 90 Prozent). Deutsche Anleger hingegen liegen etwa im europäischen Durchschnitt: 84 Prozent der Berater gaben an, dass Kunden in ESG-Produkte investieren, der europäische Durchschnitt liegt bei 85 Prozent.
„Die wachsende Relevanz von Umweltfragen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Verknappung natürlicher Ressourcen führt zweifellos zu einem größeren Interesse an ESG-Produkten und -Lösungen“, analysiert Julie Moret, bei Franklin Templeton weltweit zuständig für ESG-Investments. „Auch der regulatorische Druck beschleunigt das Wachstum in diesem Bereich. Ermutigend ist, dass die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Berater auf die gestiegene Nachfrage der Kunden reagieren, was die Asset Management-Industrie wiederum dazu bewegt, innovative, sinnvolle ESG-Produkte aufzulegen.“
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