Der Chipfertiger Taiwan Semiconductor nimmt offenbar vorerst Abstand von einem Fabrikbau in Dresden. / Foto: TSMC

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Taiwan Semiconductor: Vorerst wohl keine deutsche Chipfabrik

Der weltweit größte Chip-Auftragsfertiger Taiwan Semiconductor (TSMC) will den Bau seines ersten Werks in Europa offenbar verschieben. Das berichtet das Portal "DigiTimes Asia" unter Berufung auf die Wirtschaftszeitung "Economic Daily". Das Werk soll nach bisherigem Stand wohl in Dresden entstehen.

Grund für die Verschiebung soll sein, dass TSMC die Nachfrage für die Halbleiter, die an dem neuen Standort gefertigt werden sollen, mittlerweile niedriger einschätzt als ursprünglich erwartet. Es sei zu "Veränderungen in der Marktlage gekommen", die dafür gesorgt hätten, dass die neuen Kapazitäten noch nicht benötigt werden.

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TSMC hat mittlerweile seine Kapazitäten in Taiwan ausgebaut und den Schwerpunkt auf Chips für Autos verlagert. Die Nachfrage aus anderen Bereichen wie dem PC-Markt hat zuletzt nachgelassen. TSMC soll es daher zunehmend möglich sein, den Bedarf aus der Automobilbranche mit seinen bestehenden Werken zu decken.

Bisher waren Marktbeobachter davon ausgegangen, dass TSMC noch in diesem Jahr den Bau eines Werks in Deutschland ankündigen würde. Verhandlungen mit Vertretern aus der deutschen Politik und der EU soll es bereits gegeben haben. Angeblich spielt bei der Verschiebung auch der Umstand eine Rolle, dass der Bau eines Chipwerks in Dresden für TSMC deutlich teurer wäre als in Japan oder den USA. Zuletzt verschob der Chipkonzern Intel wegen deutlich gestiegener Kosten den Baustart für seine zwei geplanten Fabriken in Magdeburg.

China als größtes Risiko

Im Januar hatte TSMC noch erklärt, dass man weiter die Möglichkeiten zum Bau eines Werks in Europa auslote. Mit Blick auf die neuen Gerüchte über eine mögliche Verschiebung der Pläne erklärte der Konzern auf Nachfrage taiwanesischer Medien, man bleibe bei dem Statement, dass noch nichts endgültig entschieden sei.

Die TSMC-Aktie kostet im Tradegate-Handel aktuell zum Vortag fast unverändert 82,20 Euro (Stand: 22.2.2023, 10:02 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 4,8 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 20,5 Prozent an Wert eingebüßt. Auf fünf Jahre ist der Kurs um 136 Prozent gestiegen.

Die größte Unsicherheit für TSMC ist der chinesische Staat. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und droht seit Jahren damit, die Armee einzusetzen, sollte sich Taiwan für unabhängig erklären. Wirtschaftlich käme Peking ein Einmarsch in Taiwan gelegen: Vor allem im Halbleiterbereich ist Taiwan China weit voraus, ein Unternehmen wie TSMC hätte für die chinesische Regierung einen hohen strategischen Wert.

Weil die Gefahr einer gewaltsamen Annexion Taiwans nach Beginn des Ukraine-Kriegs gestiegen ist, haben sich die Anlagerisiken bei TSMC erhöht. Immerhin: Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 beziehungsweise 13 für die Geschäftsjahre 2023 und 2024 ist die Aktie derzeit nicht teuer.

Welche anderen Chip-Aktien momentan interessant sind, erfahren Sie im ECOreporter-Dossier Nachhaltige Halbleiter-Aktien: Wo bieten sich nach den hohen Kursverlusten Kaufgelegenheiten?

Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Ltd. ADR:  

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