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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck, Solarenergie-Investments
Unabhängige Analyse: reconcept Solar Bond Deutschland II mit 6,75 % Zins
reconcept bietet seine zweite deutsche Solaranleihe an. Mit dem Kapital des Solar Bond will das Unternehmen vor allem Projektrechte für geplante Solarparks ankaufen, der Schwerpunkt liegt auf Nord- und Ostdeutschland. Der Zinssatz des „reconcept Solar Bond Deutschland II“ beträgt 6,75 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von sechs Jahren. Anlegerinnen und Anleger können die Anleihe ab 1.000 Euro zeichnen. ECOreporter hat die Geldanlage eingehend geprüft.
Emittentin der Anleihe ist die reconcept Solar Deutschland GmbH aus Hamburg. Bei der Anleihe handelt es sich um Inhaber-Schuldverschreibungen mit einem Emissionsvolumen von bis zu 10 Millionen Euro. Die Emissionskosten betragen laut Wertpapier-Prospekt, der am 11. Mai 2023 gebilligt wurde, bis zu 800.000 Euro bei Vollplatzierung der Anleihe. Der Solar Bond soll voraussichtlich ab dem Beginn seiner Laufzeit am 18. Oktober 2023 an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden. Anlegerinnen und Anleger, die die Anleihe vor Laufzeitbeginn zeichnen, erhalten eine Ermäßigung von bis zu 2,9 Prozent auf ihre Zeichnungssumme. Die Emittentin kann die Anleihe nach den Anleihebedingungen erstmals nach Ablauf von drei Jahren vorzeitig kündigen.
Das Geschäftsmodell der reconcept Solar Deutschland GmbH basiert laut Prospekt auf der Vorfinanzierung von Projektrechten oder Photovoltaikanlagen auf Freiflächen oder Dachflächen außerhalb des Kleinanlagenbereichs. Die Anlagestrategie sieht vor, diese Solarprojekte weiterzuentwickeln und sie in fortgeschrittenen Entwicklungsphasen überwiegend an Investoren zu verkaufen.
Welche Entwicklung gab es bei den Projektrechten, die die Emittentin bereits im letzten Jahr erworben hat? Kann die reconcept Solar Deutschland GmbH auch außerhalb Deutschlands investieren? Welche Stärken und Schwächen hat das Anleiheangebot? Welcher Punkt könnte besonders wichtig für die Emittentin und ihre Anlegerinnen und Anleger werden? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie im Premium-Bereich.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Unternehmensprofil reconcept Solar Deutschland
Die reconcept Solar Deutschland GmbH wurde im September 2022 gegründet und hat ihren Sitz in Hamburg. Das Stammkapital der Emittentin beträgt 25.000 Euro. Die Gesellschaftsanteile hält zu 100 Prozent die reconcept GmbH. Alleiniger Geschäftsführer der Emittentin und ihrer Muttergesellschaft reconcept GmbH ist Karsten Reetz. Er hält unmittelbar und mittelbar alle Anteile an der reconcept GmbH.
Die Emittentin trägt zwar „Deutschland“ im Unternehmensnamen, ist laut ihrer Satzung aber auch zu Investitionen im Ausland berechtigt, dort aber nach eigenen Angaben derzeit nicht aktiv. Das Anleihekapital des reconcept Solar Bond Deutschland II soll reconcept zufolge ausschließlich in den Solarbereich in Deutschland fließen. Die Emittentin kann aber laut Prospekt Darlehen innerhalb der – auch im Ausland tätigen – reconcept Gruppe vergeben, sodass mittelbar ein Auslandsbezug für die Emittentin entstehen könnte.
Die Emittentin ist von ihrer Mutter reconcept GmbH abhängig, die ebenfalls im Bereich der Entwicklung von Solarprojekten tätig ist. Die reconcept-Gruppe war jahrelang in Deutschland hauptsächlich auf den Bereich Windenergie spezialisiert. Seit etwa drei Jahren ist mit dem Aufbau eines eigenen Projektentwicklungsteams in Berlin der Photovoltaikbereich deutlich stärker im Fokus der Unternehmensgruppe. Laut Prospekt wird die Projektentwicklung selbst von dem Projektentwicklungsteam der reconcept GmbH in Berlin vorgenommen, sodass die Emittentin der Anleihe keine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierfür einstellen müsse. Während des Rumpfgeschäftsjahres 2022 waren keine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Emittentin beschäftigt. Nach reconcept-Angaben haben die reconcept GmbH und die Emittentin Ende 2022 einen Dienstleistungsvertrag geschlossen, der im Prospekt nicht dargestellt wird.
Bestehendes Portfolio an Projektrechten
Auch die Projektrechte, welche die Emittentin bereits im Bestand hat, hat sie überwiegend entweder von der reconcept GmbH gekauft, oder die Projektrechte waren vormals im reconcept-Besitz. Aktuell hält die Emittentin laut Prospekt 36 Projektrechte für Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit einer geplanten Leistung von 824 Megawattpeak (MWp) auf 713 Hektar Fläche in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Den Erwerb der Projektrechte hat die Emittentin hauptsächlich mit dem Anleihekapital der letztjährigen ersten Emission „reconcept Solar Bond Deutschland“ (Platzierungsvolumen von 12,5 Millionen Euro; ECOreporter hatte sich das Angebot hier angesehen) und einem Darlehen der reconcept GmbH über 8,4 Millionen Euro (Stand: 31.12.2022) finanziert.
Gemäß den Angaben im Jahresabschluss-Anhang für das Geschäftsjahr 2022 hat die Emittentin im Oktober 2022 alle Geschäftsanteile an der NCP Solarentwicklung GmbH erworben. Hintergründe zur NCP Solarentwicklung GmbH und ihrer Verbindung zur reconcept GmbH lesen Sie hier. Die NCP Solarentwicklung GmbH wird laut Prospekt rückwirkend zum 1. Januar 2023 auf die Emittentin verschmolzen.
reconcept möchte mit den Einnahmen aus der Anleihe vor allem Solarprojektrechte in Nord- und Ostdeutschland kaufen. / Symbolfoto: Pixabay
Die NCP Solarentwicklung GmbH ist laut Lagebericht der Emittentin (vom 23. März 2023) eine Projektentwicklungsgesellschaft mit einem Portfolio von 14 Solarprojekten mit einer Leistung von insgesamt rund 520 MW, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden. Der Gesamtkaufpreis inklusive erworbener Darlehensforderungen betrug nach Angaben der Emittentin rund 8,4 Millionen Euro. Von den 14 Projekten wurden laut Lagebericht in der Zwischenzeit drei Projekte (106 MW) aufgegeben.
Nach Aussage von reconcept bezeichnet das im Lagebericht verwendete „aufgegeben“ den Projektstand nicht korrekt. Die Projekte befänden sich vielmehr „on hold“ („in Wartestellung“), weil die Zustimmung der jeweiligen Gemeinde fehle. Solche Projekte könnten nach Aussage von reconcept erfahrungsgemäß durchaus wieder „aktiv“ werden – beispielsweise durch einen Strategiewechsel in der kommunalen Politik oder aufgrund personalpolitischer Veränderungen.
Bei den 36 Projektrechten mit zusammen 824 MWp Leistung, welche die Emittentin laut Prospekt aktuell hält, sind die drei „on hold“ bzw. „aufgegebenen“ Projekte von 106 MW nicht enthalten. Neben den Projektrechten der NCP Projektentwicklung GmbH von 414 MWp (520 minus 106) sind in den 824 MWp laut Lagebericht rund 410 MWp enthalten, die die Emittentin Ende Dezember 2022 von der reconcept GmbH gekauft hat. Der Kaufpreis für diese 25 Projekte mit zusammen 410 MWp betrug nach Angaben der Emittentin 10,2 Millionen Euro. Laut Lage- und Prognosebericht der Emittentin sollen erste Projekte aus dem 824 MWp-Portfolio planungsgemäß im ersten Halbjahr 2024 in die Baureife geführt werden.
Zur Bewertung der Solarprojekte hat die Emittentin durch einen externen Sachverständigen, der im Lagebericht nicht namentlich benannt wird, ein Gutachten erstellen lassen. Nach Angaben der Emittentin ergibt sich dem Gutachten entsprechend für das 824 MWp-Portfolio eine technische Zielerreichung nach derzeitigem Stand von 17,77 Prozent auf das Gesamtportfolio. Bei einem laut Prospekt seitens des Gutachters als marktüblich und realistisch erachteten Projektwert von 135 bis 168 Euro/kWp ergibt sich ein Portfoliowert von ca. 19,8 bis 24,2 Millionen Euro.
Geplante Investitionen
Die Emittentin beabsichtigt laut Prospekt, den Netto-Emissionserlös der neuen Anleihe von bis zu 9,2 Millionen Euro zu rund 80 Prozent vor allem für den Ankauf von Projektrechten für Solar-Freiflächenanlagen zu verwenden. Es ist möglich, dass die Emittentin auch diese weiteren Projektrechte von ihrer Muttergesellschaft reconcept GmbH oder einem mit ihr verbundenen Unternehmen erwirbt. Plangemäß soll das Portfolio durch den Projektrechtekauf um rund 300 MWp erweitert werden.
Zudem ist laut Prospekt der Erwerb von Beteiligungen an Solar-Projektentwicklern oder sonstigen Unternehmen der Solarwirtschaft vorgesehen, etwa im Bereich O & M (Wartungs- und Betriebsführungsdienstleistungen). Darüber hinaus kann die Emittentin den Emissionserlös für die weitere Projektentwicklung des aktuellen 824 MWp-Portfolios einsetzen. Zudem ist es laut Prospekt möglich, dass die Emittentin einen Teil des Anleihekapitals in gewerbliche Solar-Aufdachanlagen investiert, als Darlehen innerhalb der reconcept Gruppe vergibt sowie für den allgemeinen Geschäftsbetrieb inklusive Refinanzierungen verwendet.
Die von der Emittentin zu projektierenden Solaranlagen oder Projektrechte sollen überwiegend an Investoren oder Investorengruppen verkauft werden. Laut Prospekt tritt die Emittentin gegenüber Investoren auch als Generalübernehmerin auf.
Ökologische Wirkung
Die reconcept Solar Deutschland GmbH beabsichtigt, die Emissionserlöse ausschließlich im Bereich der Erneuerbaren Energien zu verwenden. Nach den Green Bond Principles ist aber nicht nur die Verwendung in einem „grünen Bereich“ erforderlich, sondern es wird zur Transparenz auch ein Framework und eine Beurteilung durch einen unabhängigen Dritten empfohlen. Das beabsichtigt die Emittentin nach eigenen Angaben aufgrund der mit einer derartigen externen Überprüfung verbundenen Kosten aktuell nicht.
Gleichwohl geht die Emittentin davon aus, dass die Anleihe durch den ausschließlichen Fokus auf Photovoltaik und die Solarwirtschaft Impact Investments finanziert. Die Emittentin rechnet laut Anleiheangebots-Präsentation (Stand: Mai 2023) mit Projektentwicklungslaufzeiten von ca. 24 bis 36 Monaten. Daher kann das Anleihekapital voraussichtlich mehr als einmal für ökologisch sinnvolle Solarprojekte eingesetzt werden, wenn die jeweils vorherigen Solarprojekte plangemäß entwickelt und verkauft werden können.
Risiken
Eine Intensivierung des Wettbewerbs um geeignete Projektrechte und Projektstandorte könnte dazu führen, dass die Emittentin künftig weniger oder sogar überhaupt keine geeigneten Projektrechte und Projektstandorte identifizieren und erwerben kann. Zunehmender Wettbewerb könnte sich nachteilig auf Marktanteil, Gewinnspannen und die Gesamtrentabilität auswirken. Die Emittentin wurde erst im September 2022 gegründet. Daher ist noch nicht fundiert zu beurteilen, ob sie im Wettbewerb bestehen und wirtschaftlich erfolgreich agieren kann. Das Unternehmen geht laut Prospekt davon aus, dass seine zukünftige Entwicklung und sein Wachstum zu einem großen Teil von seiner Fähigkeit abhängen, hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und an sich zu binden, die mit der Branche und den Kunden der Emittentin vertraut und erfahren sind.
Es besteht das Risiko, dass die Emittentin die Projekte bzw. die Projektrechte, die sie erwirbt, falsch einschätzt. Fehleinschätzungen können dazu führen, dass Projekte nicht umgesetzt werden können. Je später sich eine geplante Solaranlage als nicht realisierbar erweist, desto größer ist der finanzielle Schaden für die Emittentin. Es ist möglich, dass Projektrechte trotz Vorabprüfung mit Mängeln behaftet sind.
Laut Prospekt lassen sich, abgesehen vom Ready-to-build-Status (Baureife), für Projektrechte im Photovoltaik-Bereich schwer Marktpreise feststellen. Sollten die Realisierungsquoten zu hoch angesetzt worden sein, könnte der zugrunde gelegte Preis unter einem tatsächlichen Marktpreis liegen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Emittentin Projektrechte von ihrer Muttergesellschaft reconcept GmbH gekauft hat, deren Geschäftsführer auch bei der Emittentin als Geschäftsführer fungiert. Zudem ist die Emittentin vom Projektentwicklungsteam der reconcept GmbH abhängig, der Dienstleistungsvertrag zwischen den beiden Unternehmen wird aber nicht im Prospekt dargestellt. Es kann ein erhöhtes Risiko bestehen, dass die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen zu Interessenskonflikten führen, die zu Ungunsten der Emittentin gelöst werden könnten. Das kann beispielsweise die – laut Prospekt teilweise subjektive – Einschätzungen der Projektrechte-Werte und damit die Festlegung der Kaufpreise für die Projektrechte betreffen.
Die Emittentin weist zum 11. Mai 2023 Verbindlichkeiten aus Schuldverschreibungen der vorherigen Anleihe 2023/2029 von 12,5 Millionen Euro aus. Es kann laut Prospekt sein, dass zur Rückzahlung der Anleihe eine teilweise oder vollständige Refinanzierung erfolgen muss. Auch wenn diese gelingen sollte, besteht in der Folge das Risiko, dass die Rückzahlung der vorherigen Anleihe die Fähigkeiten der Emittentin verschlechtert, auch den rund sechs Monate später fälligen reconcept Solar Bond Deutschland II vollständig zurückzuzahlen. Im Fall einer Insolvenz der Emittentin besteht für die Anleihegläubigerinnen und Anleihegläubiger das Risiko, dass sie ihr eingesetztes Kapital teilweise oder vollständig verlieren.
Stärken
- Wachstumsmarkt Photovoltaik in Deutschland
- Bestehende Projektentwicklungspipeline
- Projektentwicklungsteam der reconcept GmbH mit Erfahrung
Schwächen
- Hohe Projektentwicklungsrisiken
- Potenzial für Interessenskonflikte bei teilweise verringerter Transparenz
- Erfahrenere Wettbewerber auf dem deutschen Solarmarkt
- Kosten- und Zinssteigerungen können Attraktivität von Solarprojekten für Investoren mindern
Fazit
Die reconcept Solar Deutschland GmbH investiert das Anleihekapital voraussichtlich hauptsächlich in Projektrechte für geplante Solarparks in Deutschland. Insbesondere in frühen Entwicklungsphasen können hohe Risiken für ein Scheitern von Projekten bestehen. Die Emittentin ist stark von ihrer Muttergesellschaft reconcept GmbH abhängig, wird aber in keinen Konzernabschluss einbezogen.
Aufgrund der teilweise geringen Transparenz ist die Beurteilung des Anleiheangebotes erschwert: Ist die Verbindung der Emittentin zu ihrer Muttergesellschaft eher mit Stärken und Chancen oder mit Schwächen und Risiken verbunden? Die Antwort auf diese Frage hängt unter anderem davon ab, ob weitere erfahrene und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Projektentwicklungsteam gewonnen werden können.
Basisdaten
Emittentin: reconcept Solar Deutschland GmbH, Hamburg
Anlageform: Inhaber-Schuldverschreibungen (Anleihe)
Emissionsvolumen: bis zu 10 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 18. Oktober 2023 bis 18. Oktober 2029
Zinsen: 6,75 Prozent pro Jahr
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
Prospekt-Billigung: CSSF (luxemburgische Aufsichtsbehörde des Finanzsektors)
Handelbarkeit: ab 18. Oktober 2023 an der Frankfurter Wertpapierbörse geplant
ISIN: DE000A351MJ3
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