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Uran-Atlas: Verbände wollen "verdrängte Gefahren der Atomindustrie" transparent machen
Während in Deutschland das letzte Atomkraftwerk Ende 2022 stillgelegt werden soll, setzt Frankreich auf neue Atomreaktoren. Die französischsprachige Ausgabe des Uran-Atlas, die gemeinsam von der Rosa Luxemburg Stiftung (Berlin), der Nuclear Free Future Foundation (München) und dem Réseau Sortir du Nucléaire (Lyon), dem Dachverband der französischen Anti-Atom-Gruppen, herausgegeben wird, soll den Zusammenhang zwischen Uranbergbau, Atomenergie und Atomwaffen zeigen.
Der Uran-Atlas zeigt laut den Organisationen mit Karten, Grafiken und Beispielen, "dass Atomkraft ausgedient hat". Sie taugt den Aktivisten zufolge "weder als Lösung der Klimakrise noch als Brückentechnologie auf dem Weg ins postfossile Zeitalter". Der Bau neuer Meiler sei zudem extrem teuer und langsam.
Behinderung des Ausbaus erneuerbarer Energie
Ein Beispiel seien die seit 2005 beziehungsweise 2007 im Bau befindlichen Atomreaktoren Olkiluoto 3 in Finnland und Flamanville 3 in Frankreich. Nach ursprünglichen Kalkulationen von je rund drei Milliarden Euro kosten sie inzwischen elf beziehungsweise 19 Milliarden Euro. Der finnische Reaktor soll Ende Januar ans Netz gehen, der französische 2023 – mit 13 beziehungsweise zehn Jahren Verzögerung. Die Klimakrise werde mit derart langen Bauzeiten nicht gelöst. Zudem seien die von der Atomindustrie hoch gepriesenen Atomkraftwerke der vierten Generation nicht vor 2060 wirtschaftlich einsatzbereit.
„Die Förderung der Kernenergie behindert seit Jahrzehnten massiv den Ausbau der Erneuerbaren Energien, gerade bei uns in Frankreich“, betont Charlotte Mijeon, Sprecherin des Réseau Sortir du Nucléaire. Dazu gehöre die Tatsache, dass Erneuerbare Energien mit 1 bis 6 Dollar-Cent pro Kilowattstunde inzwischen überall auf der Welt deutlich kostengünstiger seien als Atomkraft oder Kohlestrom.
„Wind- und Sonnenstrom sind mittlerweile so billig, dass das Festhalten an Atomstrom einem wirtschaftlichen Harakiri gleicht“, so Horst Hamm, geschäftsführender Vorstand der Nuclear Free Future Foundation. „Ich bin davon überzeugt, dass die zivile Nutzung der Atomkraft vielfach nur ein Feigenblatt für die militärische ist.“
Nicht zu vergessen sei das Strahlenrisiko, wie die Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima gezeigt hätten. Auch die Strahlungsfolgen des Uranbergbaus seien hochproblematisch. Ohne den Bergbau gebe es aber weder Atomstrom noch Nuklearwaffen. „Frankreich muss Uran vollständig importieren“, betont Charlotte Mijeon. Energieunabhängigkeit durch Atomstrom sei darum "nichts als ein Klischee – Frankreich ist stark abhängig!“.
Umweltbelastung "für Jahrtausende"
Nach wie vor wird in Niger, Namibia, Kasachstan, Kanada, Australien und anderen Ländern Uran für Atomstrom und Nuklearwaffen abgebaut, wie das Uran-Atlas-Bündnis kritisiert. „Das französische Staatsunternehmen Orano hat schon mehrfach bewiesen, dass ihm die Folgen des Uranabbaus völlig egal sind“, meint Franza Drechsel, Referentin für Westafrika der Rosa Luxemburg Stiftung. In Niger hätte das Unternehmen etwa die Mine Cominak geschlossen, kümmere sich aber kaum um deren Sanierung, so die Aktivistin.
Strahlende Altlasten würden Menschen und Umwelt "für die nächsten Jahrtausende" belasten. Weltweit gebe es demnach inzwischen rund zwei Milliarden Tonnen Gesteinsreste und radioaktiv belastete Schlämme als strahlende Hinterlassenschaft des Uranbergbaus. Grundlegende Menschenrechte würden dabei verletzt, insbesondere die von indigenen Völkern, die gleichzeitig am wenigsten gehört würden.
Besondere Brisanz erhalte das Thema, da die Europäische Union mit 103 Atommeilern die weltweit größte Uranverbraucherin ist, selbst aber kein Uran mehr abbaut. Das von Präsident Emmanuel Macron gesetzte Ziel, neue Atomkraftwerke zu bauen, und die vor allem von Frankreich forcierte Aufnahme von Atomkraft in die EU-Taxonomie seien darum "ein Irrweg".
Bestelladresse für den Uran-Atlas: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, D-10243 Berlin
Im Internet ist die deutsche Version abrufbar unter www.nuclear-free.com/files/assets_nuclear_free_foundation/de/pdf/URANATLAS_Web_11_2019.pdf
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16.12.24
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