Verbio spürt erneut politischen Gegenwind. / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie

Verbio-Aktie verliert mehr als 20 Prozent – neue Kritik an Bio-Kraftstoffen

Die Aktie des Leipziger Biosprit-Herstellers Verbio hat im gestrigen Xetra-Handel 23,8 Prozent an Wert verloren, seit dem 29. April stürzte der Kurs innerhalb von nicht ganz zwei Wochen sogar um knapp 40 Prozent ab. Grund dafür sind Äußerungen aus der Politik.

Ende April hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ die Produktion von Biotreibstoffen aus Getreide und Pflanzenöl als „keine sinnvolle Option“ bezeichnet. Das sorgte für einen Absturz von Biosprit-Aktien – neben Verbio ging auch der Kurs des Mannheimer Konkurrenten CropEnergies auf Talfahrt.

Ironischerweise fiel die Veröffentlichung von Lemkes Äußerungen mit einer Erhöhung der Prognose durch Verbio zusammen. Diese wurde in der Folge natürlich zur Nebensache. Das Unternehmen wehrte sich in einer scharf formulierten Pressemitteilung und sprach von "unprofessioneller Kommunikation der Bundesregierung". Verbio setze „schon allein aus Kostengründen vor allem minderwertige Getreide-Qualitäten und kein Brotgetreide ein“. Den Ausverkauf am Aktienmarkt konnte das nicht stoppen. Und an diesem Wochenende legte nun Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze nach.

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Die SPD-Politikerin forderte ihrerseits ein vollständiges Ende der Nutzung von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen für die Produktion von Biokraftstoffen. "Niemand will beim Tanken dafür verantwortlich sein, dass der Hunger auf der Welt verschärft wird. Es muss aufhören, dass wir Lebensmittel in den Tank packen", so Schulze gegenüber der "Bild am Sonntag". "Die bittere Botschaft ist: Uns droht die größte Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg mit Millionen Toten."

Aktie mit hohem Risiko

Die erneute Kritik an Biokraftstoffen sorgte für einen weiteren Ausverkauf der Verbio-Aktie. Auch der CropEnergies-Kurs gab erneut um 11 Prozent nach. Bislang haben sich die Unternehmen nicht zu den Aussagen von Ministerin Schulze geäußert.

Aktuell ist die Verbio-Aktie im Xetra-Handel weitere 6,9 Prozent im Minus und kostet 46,80 Euro (Stand: 10.5.2022, 9:34 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 41,2 Prozent an Wert verloren, im Jahresvergleich ist sie 36,5 Prozent im Plus. Auf fünf Jahre gesehen ist der Verbio-Kurs um 402,5 Prozent gestiegen.

Wie konkret die Pläne der Bundesregierung für Einschränkungen bei der Produktion von Biokraftstoffen tatsächlich sind, ist unbekannt. Laut Lemkes Aussagen von Ende April laufen dazu gerade Beratungen mit dem Landwirtschaftsressort von Cem Özdemir (Grüne).

Verbio hatte angesichts des ersten Kursbsturzes in seinem Statement ein bitteres Fazit gezogen: „Investoren sollten sich zukünftig sehr genau überlegen, ob sie bereit sind, in dieses Chaos zu investieren.“

Dieser Einschätzung schließt sich ECOreporter an. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr von 18 ist die Verbio-Aktie mittlerweile moderat bewertet, wenn auch angesichts der hohen Risiken kein Schnäppchen.

Verbio Vereinigte BioEnergie AG:  

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