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Verbio kappt Jahresprognose, Aktie verliert weitere 8 %
Der Biokraftstoffproduzent Verbio geht davon aus, sein Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr deutlich zu verfehlen. Als einen Grund nennt das Leipziger Unternehmen „die massiven, fraglichen Importe“ von Biodiesel aus Asien.
Bislang hatte Verbio für das Geschäftsjahr 2023/24 (Juli bis Juni) mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 200 und 250 Millionen Euro gerechnet. Gestern Abend teilte das Management mit, man gehe mittlerweile nur noch von 120 bis 150 Millionen Euro aus. Im Vorjahr lag das EBITDA bei 240 Millionen Euro.
Zudem soll die Nettofinanzverschuldung nun zum Geschäftsjahresende 145 bis 175 Millionen Euro betragen. Bisher war Verbio von 110 bis 150 Millionen Euro ausgegangen.
Auslöser für die gesenkten Erwartungen seien der „wider Erwarten anhaltende Druck“ auf die Ethanolverkaufspreise und Billigimporte aus asiatischen Ländern. Verbio-Chef Claus Sauter hatte bereits im Juli 2023 in einem „Zeit“-Interview erklärt: „Wir haben über mehrere Monate Warenströme in Südostasien und China analysiert. Unser Ergebnis ist, dass mit chinesischer Ware in großem Stil betrogen wird.“ Nach Recherchen der „Zeit“ sollen chinesische Anbieter in Europa sogenannten fortschrittlichen Biodiesel verkauft haben, der Palmöl enthält. Die Verwendung von Palmöl für fortschrittlichen Biodiesel ist in Deutschland verboten (mehr dazu können Sie hier lesen).
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Nach Bekanntgabe der Prognosesenkung hat die Verbio-Aktie gestern 8 Prozent an Wert verloren. Heute ist sie mit einem Minus von 2,5 Prozent in den Tradegate-Handel gestartet, aktuell kostet sie 19,89 Euro (Stand 16.1.2024, 8:21 Uhr).
Seit Höchstständen um die 85 Euro im Jahr 2022 geht es für die Verbio-Aktie fast durchgehend abwärts. Im Monatsvergleich hat sie 25 Prozent verloren, auf Jahressicht notiert sie 65 Prozent im Minus. ECOreporter hatte im September letzten Jahres zum Teilverkauf von Verbio-Positionen geraten – seitdem ist der Aktienkurs um 34 Prozent gesunken.
Für die Redaktion bleibt Verbio ein Investment mit erhöhtem Risiko. Die Biospritpreise und damit auch die Unternehmensergebnisse schwanken seit Jahren stark, die chinesische Billig-Konkurrenz sorgt für zusätzlichen Druck, und die langfristigen politischen Rahmenbedingungen für Biokraftstoffe in Deutschland sind weiterhin unklar. Wegen der wackeligen Perspektive der Branche will der Südzucker-Konzern aus Mannheim seine Biotreibstoff-Tochter CropEnergies von der Börse nehmen (ECOreporter berichtete hier).
Für die Verbio-Aktie spricht ihre mittlerweile moderate Bewertung: Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024 liegt bei 13, für 2025 bei 9.
Verbio Vereinigte BioEnergie AG: ISIN DE000A0JL9W6 / WKN A0JL9W