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Im Test: DNB Fund - Global Emerging Markets ESG Retail A (EUR)
In Schwellenländer investieren? Mit allen ihren Risiken? Bei so viel Umweltproblemen? Nachhaltige Aktienfonds sollen die Chancen dieser Länder nutzen. Zwei Fonds treten im Test gegeneinander an. Wie eignen sie sich für Privat-Anleger?
"Schwellenland" kann man sehr langweilig definieren: als einen Staat, der noch zu den Entwicklungsländern zählt, aber in vielen Eigenschaften schon weiter ist. Man kann jedoch auch den englischen Begriff für Schwellenland nennen, und schon klingt es nach einem spannenden Investment: „take-off country“. Da dürften Börsianern die Augen leuchten. Kurse im Steigflug in Ländern auf dem Sprung – da möchte man dabei sein.
Mit dem Depot zumindest. In der Realität sind diese Länder, die weitgehend industrialisiert sind, nämlich meist mit gravierenden Problemen belastet, die die Lebensqualität drastisch mindern: Etwa Unterschiede zwischen Arm und Reich, die in sozialen Spannungen münden, was nicht selten heißt: In Verbrechen und Gewalt. Beispiel: Brasilien. Oder Umweltprobleme, Smog in den Städten, Landflucht und politische Bedingungen, die von echten Demokratien weit entfernt sind. Beispiel: China. Der Internationale Währungsfonds (IWF) kategorisiert 150 Länder als "Schwellenländer", von Äthiopien über Indien bis Litauen, Malaysia, Mexiko, Russland, Südafrika bis zur Ukraine.
Der Grundgedanke der gestesteten nachhaltigen Schwellenländerfonds klingt plausibel: Anhand bestimmter Auswahlverfahren diejenigen Unternehmen in den Schwellenländern herausfiltern, welche die dortigen sozialen und ökologischen Probleme aktiv angehen und lösen helfen. Mit ihrem Unternehmertum, aber auch mit entsprechenden Produkten oder Dienstleistungen. Da solche Unternehmen besonders gefragt sein müssten, sollten auch ihre Aktien steigen.
Im Test: Der Fonds JSS Sustainable Equity – Global Emerging Markets P USD notiert in US-Dollar. Wir haben die Entwicklung in Euro zugrundegelegt. Die Anbieterin ist die Bank J. Safra Sarasin AG (bis 2013 Bank Sarasin & Cie AG), 1841 gegründet, eine Schweizer Privatbank mit Sitz in Basel. Inhaber ist die brasilianische Safra Group. Der Konkurrent heißt DNB Fund - Global Emerging Markets ESG retail A und notiert in Euro. Der Anbieter DNB ASA mit Sitz in Oslo entstand aus dem Zusammenschluss zweier großer norwegischer Banken. Mittelbar ist der Staat Norwegen der größte Aktionär.
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Finanzen
Mit fast 30 Prozent plus (DNB) bzw. rund 15 Prozent plus sind beide Fonds recht unterschiedlich durch die letzten fünf Jahre gekommen. Bei dem J. Safra Sarasin Fonds spielt natürlich der Dollarkurs eine Rolle, aber auch beim DNB-Fonds sind natürlich viele in Dollar notierende Aktien enthalten.
Sechs bzw. drei Prozent Zugewinn p.a. im Schnitt der letzten fünf Jahre sind allerdings auch keine Werte, die Anleger in Jubel ausbrechen lassen. Zumal der Gewinn mit viel Risiko verbunden ist. Beide Fonds hatten Phasen, in denen es bergab ging. Ihre Kurslinien weisen teilweise recht nervöse Zuckungen auf – für Anleger, denen so etwas an die Nerven geht, eignen sie sich nicht.
Anleger müssen auch die Phasen aushalten können, in denen ihr Fonds im Minus liegt. Natürlich sind Schwellenländerfonds in der Entwicklung gebunden an die verschiedensten Weltregionen und Branchen, sie sind auch betroffen von politischen Auseinandersetzungen.
Alles das hat in den letzten fünf Jahren bei beiden Fonds dazu geführt, dass nur wenige Aktien wirklich Kurse im Steigflug aufwiesen - und diese hatten wiederum Entsprechungen in Aktien, die teilweise kräftig nach unten tendierten. "Take off" mit Schwellenländern - das hat es in den letzten fünf Jahren so nicht gegeben.
Zu den laufenden Kosten: Der DNB-Fonds liegt bei 1,92 Prozent im Jahr, der J. Safra Sarasin Fonds etwa ein Sechstel darüber, bei 2,22 Prozent. Zusätzlich weist er noch eine Performancegebühr von maximal zehn Prozent zu den Verwaltungskosten auf, die hinzu kommt, wenn der Fonds eine bestimmte Renditeschwelle überschreitet.
Aktien-Auswahlprinzip
Die beiden Fonds wählen ihre Aktien nach unterschiedlichen Nachhaltigkeits-Prinzipien aus: Der DNB-Fonds arbeitet mit Ausschlusskriterien und Positivkriterien. Tabu sind beispielsweise Atomenergie, fossile Brennstoffe, Waffenhersteller und anderes.
Der J. Safra Sarasin Fonds wendet zwar auch Ausschlusskriterien an, funktioniert aber zusätzlich mit zwei weiteren Strategien: Zunächst nach dem Best-in-class-Prinzip - damit sucht das Management die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche heraus. Hinzu kommt ein dynamischer Ansatz: Je kritischer die gesamte Branche erscheint, desto höher sind die Nachhaltigkeitsanforderungen an eine Aktie.
DNB bezieht verbundene Unternehmen in die Nachhaltigkeits-Analyse mit ein, Zulieferer nicht. Bei dem J. Safra Sarasin Fonds sind Gentechnik in Landwirtschaft und Medizin und anderes komplett ausgeschlossen, für Atomkraft beispielsweise gilt eine Toleranzschwelle von 5 Prozent, bei Kohle sind es 20 Prozent.
Bei beiden Fonds werden Anleger auf Aktien stoßen, die sie vielleicht nicht mit dem Begriff Nachhaltigkeit verbinden. ECOreporter fand in halbjährlichen und in jährlichen Berichten der Fonds etwa Aktien von Minenunternehmen, die Gold schürfen oder auch von Firmen der Ölbranche.
Verstöße gegen die eigenen Nachhaltigkeitskriterien der Fonds waren das aber nicht, denn diese deckten solche Investments. Für Anleger heißt das dennoch: Sie müssen sich genau vor Augen führen, was sich die Fonds selbst erlauben und wie sie den Begriff Nachhaltigkeit und ihr Auswahlprinzip definieren, wenn sie nicht enttäuscht werden möchten.
Transparenz; nachhaltige Wirkung
Wie bei anderen Fonds gilt auch bei den Schwellenländerfonds: Anleger sollten selbst einfach erkennen können, ob Fondsgesellschaften bei der Aktienauswahl das einhalten, was sie versprechen. Doch beide Fonds bieten keine ständig abrufbare aktuelle und vor allem komplette Liste aller Aktien an. Wünschenswert wäre es aber. In den halbjährlichen und jährlichen Berichten der Fonds kann man aber die gesamten Aktienlisten einsehen.
Was ändert sich in der Welt, wenn Sie einen der beiden Fonds kaufen? Die Antwort findet sich unter dem Prüfungspunkt Nachhaltige Wirkung. Das Fondsmanagement kann beispielsweise bei Hauptversammlungen abstimmen.
Es geht auch mehr, und beide Fonds können hier punkten: DNB pflegt den Dialog mit Aktiengesellschaften zum Thema Nachhaltigkeit, und J. Safra Sarasin tritt ebenfalls mit Unternehmen in Kontakt. Das ist ein deutliches Plus gegenüber manchen anderen Aktienfonds, die Aktien über die Börse kaufen und bei denen die Welt nicht erfährt, ob die Fonds die Aktien noch für nachhaltig halten oder nicht.
Fazit
Schwellenländerfonds sind für die meisten Anleger deshalb interessant, weil sie sich von Aktiengesellschaften aus den entsprechenden Regionen eine schnelle, positive Wertentwicklung erhoffen. Dass diese Länder mit Risiken verbunden sind, wird den meisten hoffentlich bewusst sein.

In den letzten Jahren haben die Schwellenländer wechselhafte Entwicklungen verzeichnet, und das wirkt sich auch auf die beiden Testkandidaten aus. Risiko und Gewinn stehen auch bei dem finanziell besser abschneidenden Fonds von DNB nicht in einem Verhältnis, das gerechtfertigt erscheint.
Und was die Nachhaltigkeit angeht: Beide Fonds setzen auf durchaus durchdachte Prinzipien, haben aber auch Luft nach oben. Anleger sind gut beraten, zu schauen, ob die Aktien der Fonds wirklich ihren
Nachhaltigkeitsvorstellungen entsprechen. Begriffe wie "sustainable" und andere muss man als Anleger hinterfragen. Wer tiefgrün und sozial investieren will, ist mit anderen Fonds besser beraten.Lesen Sie hier, wie der DNB Fund - Global Emerging Markets ESG Retail A (EUR) in unserem Test abgeschnitten hat.