Die Aktien von Visa und Mastercard haben sich hervorragend entwickelt. Doch wie nachhaltig sind die Unternehmen? / Foto: Pixabay

  Nachhaltige Aktien

Visa und Mastercard: Sind Kreditkartenfirmen ein nachhaltiges Investment?

Die börsennotierten US-Kreditkartenkonzerne Visa und Mastercard sind in zahlreichen zumindest hellgrünen Fonds und ETFs vertreten. Finanziell läuft es rund bei den Unternehmen, und ihre Börsenkurse haben auf lange Sicht mehrere tausend Prozent zugelegt. Doch sind die Aktien tatsächlich für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger interessant?

Kreditkartenanbieter vergeben für ihr Geschäft weltweit Lizenzen: Einerseits an Banken, damit diese Karten, beispielsweise von Visa oder Mastercard, ausgeben dürfen. Andererseits an sogenannte Acquirer, deren Geschäft das Abwickeln von Kartenzahlungen etwa zwischen einem Händler und einer Bank ist.

Darüber hinaus wird bei der Zahlung mit Kreditkarte eine Gebühr fällig, und bei bestimmten Kreditkartentypen gibt es Grundgebühren. Das Risiko unbezahlter Kartenschulden tragen die Banken oder andere Institutionen, die die Kreditkarten ausgeben.

Viel Umsatz, hohe Gewinne

Visa und Mastercard sind die beiden Schwergewichte der Branche: Visa ist mit einer Marktkapitalisierung von knapp 344 Milliarden Euro und weltweit 26.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der größte Kreditkartenanbieter weltweit, Mastercard mit 334 Milliarden Euro Börsenwert und 29.900 Angestellten die Nummer zwei.

Beide Konzerne bieten auch Debitkarten, umgangssprachlich meist EC-Karten genannt, an, die ebenfalls zum Bezahlen oder für das Geldabheben am Automaten genutzt werden. Außerdem gehören zum Geschäft Guthabenkarten, die ein festes Budget einräumen, etwa zum Telefonieren.

Wie die Geschäfte von Visa und Mastercard laufen und wie grün die Aktien sind, erfahren Sie im Premium-Bereich.

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Beide Unternehmen stehen wirtschaftlich sehr gut da. Visa steigerte im Geschäftsjahr 2021/22 (Oktober bis September) seinen Umsatz um knapp 21 Prozent auf 29 Milliarden US-Dollar. Beeindruckend ist vor allem die Marge: Mit etwa 15 Milliarden Dollar blieb rund die Hälfte des Umsatzes als Nettogewinn hängen. Kein Einzelfall: Auch in den Vorjahren lag die Nettomarge bei rund 50 Prozent.

Auch Mastercard kann Margen in ähnlichen Dimensionen vorweisen: Im Geschäftsjahr 2022 (identisch mit dem Kalenderjahr) erzielte das Unternehmen bei einem Umsatz von 22 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von 9,9 Milliarden Dollar. Der Umsatz legte um 18 Prozent zu, der Gewinn um 14 Prozent.

Auch künftig dürfte die Kasse klingeln

Für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 prognostiziert Visa erneut Rekordzahlen: Der Umsatz wird bei 32,4 Milliarden Dollar erwartet, der Nettogewinn soll auf 17,2 Milliarden Dollar steigen. Mastercard rechnet mit einem Umsatz von 25 Milliarden Dollar und einem Nettogewinn von knapp 12 Milliarden Dollar.

In Deutschland spielen Kreditkarten nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle: 2022 wurden hierzulande fast 60 Prozent aller Transaktionen an der Ladenkasse in bar beglichen. Bei größeren Beträgen greifen die Menschen aber häufiger zu Karten, der Umsatzanteil von Kartenzahlungen stieg im vergangenen Jahr auf knapp 60 Prozent. Gerade deutsche Töchter von Auslandsbanken sowie Finanz-Startups setzen oftmals auf Debitkarten von Visa und Mastercard. Visa zufolge gibt es in Deutschland mittlerweile 14 Millionen Visa-Debitkarten.

Die Inflation müssen die Kreditkartenkonzerne übrigens kaum fürchten: Da sie bei der Zahlung mit ihren Karten einen festen Prozentsatz erhalten, verdienen sie mehr, wenn die Preise steigen. Zudem dürften Visa und Mastercard weiter vom weltweiten Trend zum digitalen Bezahlen profitieren.

Bei der Dividende glänzt hingegen keines der beiden Unternehmen. Visa schüttete 2022 umgerechnet 1,36 Euro an die Aktionäre aus, die Dividendenrendite lag bei lediglich 0,7 Prozent. Bei Mastercard entsprach die Auszahlung von umgerechnet 1,85 Euro einer Dividendenrendite von 0,6 Prozent. Bei beiden Unternehmen soll die Dividende auch in den kommenden Jahren zwar steigen, Analysten erwarten die Dividendenrendite allerdings weiter bei unter 1 Prozent.


Besonders auf Reisen benutzen Menschen häufig Kreditkarten. / Foto: Pixabay

Die Börsengeschichte der Konzerne ist noch vergleichsweise jung. Visa, 1958 gegründet, ist erst seit 2008 an der Börse notiert, Mastercard, seit 1966 im Geschäft, ging 2006 aufs Handelsparkett. Seitdem haben beide Aktien trotz einiger Schwankungen in den letzten drei Krisenjahren kontinuierlich an Wert gewonnen: Auf fünf Jahre betrachtet ist die Visa-Aktie 92 Prozent im Plus, Mastercard hat rund 100 Prozent zugelegt.

9.400 Prozent Plus seit 2006

Seit 2008 ist der Visa-Kurs um 1.600 Prozent gestiegen, der von Mastercard seit der Erstnotierung 2006 sogar um 9.400 Prozent. Aktuell boomt aufgrund des sich erholenden Reiseverkehrs vor allem das internationale Geschäft der Unternehmen wieder, da etwa bei Flug- und Hotelbuchungen häufig Kreditkarten zum Einsatz kommen.

Beide Aktien sind trotz der hohen Gewinne kein Schnäppchen: Bei Visa liegt das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2023 bei 28, für 2024 bei 24. Für Mastercard wird 2023 ein KGV von 32 erwartet, 2024 soll es bei 26 liegen. Die langfristig hervorragenden Gewinnaussichten der Konzerne schaffen aber weiterhin Einstiegschancen. Die Aktien sind für Anlegerinnen und Anleger gut zugängig: Von den Visa-Papieren befinden sich 69 Prozent im Streubesitz, von Mastercard 62 Prozent.

Geht es um Nachhaltigkeit, betonen beide Unternehmen insbesondere ihr soziales Engagement. So geben beide an, dass es bei ihnen keinen Gender Pay Gap gebe, also eine Ungleichbezahlung von Männern und Frauen. Und während viele US-Technologieunternehmen in den vergangenen Monaten Stellen teils in großem Stil gestrichen haben, stellten Visa und Mastercard tausende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein.

Beide Konzerne erhalten von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen Höchstnoten im Bereich Anti-Diskriminierung. Die individuelle Karriereförderung und Mitarbeiterfortbildung wird bei Visa als vorbildlich bewertet. Insgesamt sind die Unternehmen bei ihrem Nachhaltigkeits-Engagement unauffällig, als Best-in-Class-Unternehmen ihrer Branche finden sie sich aber oft in Aktienpaketen gerade von hellgrünen ETFs und Fonds.

Visa und Mastercard sind zwar nicht in kritischen Geschäftsbereichen aktiv, waren in der Vergangenheit aber vereinzelt in Kontroversen verwickelt. So sollen sie in den 1980er und 1990er Jahren mit speziellen Klauseln in Verträgen Partnerbanken von Geschäften mit dem Konkurrenten American Express abgehalten haben. Das US-Justizministerium ermittelte, American Express klagte, 2008 einigten sich Visa und Mastercard unabhängig voneinander mit American Express auf außergerichtliche Vergleiche inklusive Milliardenzahlungen, aber ohne Schuldeingeständnisse.

Im Januar 2019 verhängte die EU-Kommission wegen überhöhter Gebühren eine Strafe von 570 Millionen Euro gegen Mastercard. Zudem gelangten 2019 aufgrund eines Datenlecks beim inzwischen eingestellten Mastercard -Bonusprogramm „Priceless Specials“ sensible Daten wie Namen und Kreditkartennummern von 90.000 deutschen Kundinnen und Kunden des Konzerns ins Internet.

Fazit

Visa und Mastercard sind konventionelle Konzerne mit hohen Gewinnen und hervorragenden geschäftlichen Aussichten. Tiefgrüne Investments sind beide nicht, allerdings fallen die Unternehmen auch nicht durch schmutzige Geschäfte auf. Soziale Aspekte werden von unabhängigen Stellen positiv bewertet.

Anlegerinnen und Anleger finden hier zwei Aktien mit hervorragender Wertentwicklung vor, die nach wie vor Einstiegschancen bieten. Wer höhere Ansprüche an die Nachhaltigkeit eines Unternehmens hat, wird mit Visa und Mastercard allerdings möglicherweise nicht glücklich werden.

Visa Inc.: ISIN US92826C8394 / WKN A0NC7B

Mastercard Inc.: ISIN US57636Q1040 / WKN A0F602

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