Auf der grünen Wiese können schwarze Schafe ein Hingucker sein, in der grünen Geldanlage will man sie lieber nicht sehen. / Foto: Pixabay

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ECOreporter-Wachhund: Grüne Wäsche, schwarze Schafe

Pleiten, Pech und Pannen: In der Wachhund-Rubrik berichtet ECOreporter über Finanzprodukte, bei denen es Probleme gibt. Immer häufiger über Greenwashing.

"Dem Vorstand war die Falschdarstellung bewusst"

Desiree Fixler wollte einen guten Job machen. Die neue Nachhaltigkeitschefin der Fondsgesellschaft DWS wies intern darauf hin, dass das Unternehmen nicht so grün sei, wie es sich nach außen gebe. Nach nur einem halben Jahr wurde Fixler im März 2021 entlassen – und wandte sich an die Presse. Dem „Wall Street Journal“ sagte sie, die DWS verfolge keine klare Nachhaltigkeitsstrategie, es fehle beispielsweise an Vorgaben zum Umgang mit Kohleinvestments. Zudem habe die DWS die eigene Software für die Bewertung von Nachhaltigkeit als „Weltklasse“ vermarktet, hinter vorgehaltener Hand aber kein gutes Haar daran gelassen. Sie sei entlassen worden, weil sie diese und andere Unzulänglichkeiten angesprochen habe, behauptete Fixler.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ ergänzte sie: „Die DWS meldet nach außen, dass ein Großteil der Investments in ESG-konformen Anlagestrategien stecke, erklärt aber intern, dass es nur ein Bruchteil sei. Dem Vorstand waren diese Fehler, das operative Risiko und die Falschdarstellung bewusst.“ Das Kürzel ESG steht für Ökologie (Environment), Soziales (Social) und gute Unternehmensführung (Governance).

Die DWS weist die Anschuldigungen Fixlers „entschieden zurück“. Mittlerweile ermitteln allerdings die US-Börsenaufsicht SEC, die amerikanische Bundesstaatsanwaltschaft und die deutsche Finanzaufsicht BaFin gegen die DWS. Der Vorwurf: Verdacht auf Greenwashing.

Heißt: Die DWS hat möglicherweise Finanzprodukte als grün ausgewiesen, die es gar nicht sind, sie sozusagen grün gewaschen. Konkret prüfen die Behörden unter anderem, ob die Deutsche Bank-Tochter das Volumen ihrer nachhaltigen Geldanlagen in Geschäftsberichten zu hoch ausgewiesen hat. Zu den Untersuchungen äußert sich die DWS bislang nicht (Stand 27.10.2021).

Der ECOreporter-Wachhund hat recherchiert und Erstaunliches festgestellt: Ende 2020 wies die DWS mehr als 459 Milliarden Euro als „Portfolien mit ESG Integrationsansatz“ aus. Im Halbjahresbericht 2021 gibt es diese Kategorie nicht mehr, stattdessen spricht die DWS von „nach ESG-Kriterien verwaltetem Vermögen“. Das betrage aber nur noch 70 Milliarden Euro. Offenbar hat der Fondsanbieter kalte Füße bekommen.

Mit Fonds Abfall sparen?

Einen anderen Fall von fragwürdiger Nachhaltigkeits-PR entdeckte ECOreporter bei der Deka. Die Sparkassen-Tochter hatte für ihren Fonds Deka-Nachhaltigkeit Impact Aktien einen sogenannten „Impact-Rechner“ ins Netz gestellt. Impact heißt Wirkung. Mit dem Rechner konnten Anlegerinnen und Anleger angeblich den „konkreten, messbar positiven ökologischen Effekt“ ihres Investments berechnen. Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro gab der Rechner beispielsweise an, dass 6,71 Tonnen Abfall eingespart oder 42.837 Liter Wasser aufbereitet würden.

Irreführende Werbung, fand die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Ergebnisse des Impact-Rechners seien lediglich vage Schätzungen und bezögen sich auch nur auf einen Teil der investierten Unternehmen, worauf die Deka sogar selbst hinweise, allerdings nur im Kleingedruckten.

Die größten Probleme hatten die Verbraucherschützer mit dem grundsätzlichen Impact-Ansatz der Deka: „Wenn in ein Unternehmen investiert wird, das beispielsweise im Verhältnis zu anderen Unternehmen weniger Müll produziert, kann noch keine Rede davon sein, dass diese Differenz dann eingesparter Müll sei. Erst recht wird diese Einsparung nicht durch den Kauf der Aktien des Unternehmens verursacht“, teilte die Verbraucherzentrale mit und mahnte die Deka im Februar 2021 ab. Die mitgeschickte Unterlassungserklärung unterzeichnete die Fondsgesellschaft erst, als ein Gerichtsprozess drohte. Der „Impact-Rechner“ ist mittlerweile nicht mehr online.

UDI – Und Dann Insolvent …


Hier sind die Schafe nicht schwarz, aber es gibt trotzdem Probleme - UDI hat u.a. mit Solaranlagen nicht die erwarteten Gewinne erzielt. / Foto: UDI

Neben Greenwashing beschäftigt sich der ECOreporter-Wachhund auch mit schiefgelaufenen Geldanlagen. Mal geht es um Betrug, gewagte Geschäftsmodelle oder überhöhte Gebühren, manchmal auch einfach nur um Unternehmen, die sich am Markt nicht durchsetzen konnten.

Eine der größten grünen Pleiteserien legte 2021 UDI hin. Von den ungefähr 600 Millionen Euro, die Anlegerinnen und Anleger in die etwa 120 Unternehmen der Nürnberger Firmengruppe investiert haben, stehen knapp 130 Millionen Euro im Feuer. Ein Großteil ist vermutlich verloren. Das Geld steckt als Nachrangdarlehen in 14 sogenannten Energie Festzins-Gesellschaften, die es zwischen 2011 und 2018 an Betreibergesellschaften von Solaranlagen und Biomassekraftwerken weitergereicht haben. Investments in grüne Energie, mit sonnigen Renditeaussichten – das klang für viele Menschen verlockend. Das Problem: Einige der Biomasseanlagen erzielen bis heute keinen Gewinn, auch bei Solarparks gab es Schwierigkeiten. UDI hat seit 2018 zweimal den Besitzer gewechselt, doch die Probleme blieben.

Als im Frühjahr 2021 die Finanzaufsicht BaFin die Nachrangklausel in Verträgen der Firmengruppe für ungültig erklärte und UDI aufforderte, einen Teil der Festzins-Nachrangdarlehen zurückzuzahlen, brachen einige angeschlagene Firmen zusammen. UDI bat mehr als 6.000 Anlegerinnen und Anleger, auf bis zu 87 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten.

Weil nur ein Teil der Investoren dem harten Schuldenschnitt zustimmte, meldeten acht der 14 Festzins-Gesellschaften Insolvenz an (Stand 27.10.2021). Auch einige Betreibergesellschaften der schlecht laufenden Biogasanlagen befinden sich in Insolvenzverfahren. Die te management GmbH des ehemaligen UDI-Chefs Stefan Keller ist mittlerweile ebenfalls pleite. Fünf UDI-Firmen hatten Anlegergelder an das Münchener Unternehmen weitergegeben.

Wie viel Geld die Investoren aus der Insolvenzmasse erhalten werden und ob weitere UDI-Firmen Insolvenz anmelden müssen, ist unklar. Die Struktur der Unternehmensgruppe ist komplex, und UDI veröffentlicht keine Konzernbilanzen.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer für private Anlegerinnen und Anleger: Sie werden in den Insolvenzverfahren nicht mehr schlechter gestellt als andere Geldgeber, weil die Nachrangklauseln in ihren Verträgen ungültig sind. Sie stehen also nicht mehr als Letzte in der Reihe, wenn es um die Verteilung möglicher Restwerte geht.

ECOreporter ist unabhängig und kann daher ohne Interessenskonflikte über problematische Geldanlagen und Unternehmen berichten.

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