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Wacker Chemie: Bessere Geschäfte und eine Übernahme
Der deutsche Spezialchemiekonzern Wacker Chemie hat das Geschäftsjahr 2020 „im Rahmen der Erwartungen“ abgeschlossen. Insbesondere im zweiten Quartal spürten die Münchner aber die Corona-Krise.
Eine robuste Nachfrage aus der Bauindustrie sowie bei Polysilicium im dritten und vierten Quartal konnten diesen Einbruch teilweise zwar aufholen, aber nicht vollständig ausgleichen, teilte Wacker am Mittwoch mit. Neben den im Jahresvergleich insgesamt etwas niedrigeren Absatzmengen hätten auch Preisveränderungen und Währungseffekte die Umsatzentwicklung gebremst.
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Insgesamt lag der Konzernumsatz mit 4,69 Milliarden Euro 5 Prozent niedriger als 2019. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des Geschäftsjahres 2020 belief sich nach den vorläufigen Zahlen auf 665 Millionen Euro (2019: 783 Millionen Euro).
Maßgeblich für diesen Rückgang ist laut Wacker ein Sonderertrag aus dem Vorjahr. Das Unternehmen hatte 2019 in den Herstellungskosten Versicherungsleistungen in Höhe von 112,5 Millionen Euro aus einem Schadensfall in den USA verbucht.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich auf 260 Millionen Euro gegenüber einem Verlust von 536 Millionen Euro 2019. Der starke Anstieg ist laut Unternehmen vor allem eine Konsequenz einer Sonderabschreibung von 760 Millionen Euro, die Wacker 2019 auf den Bilanzwert seiner Anlagen zur Herstellung von Polysilicium vorgenommen hatte. Das Jahresergebnis 2020 liegt bei 200 Millionen Euro, 2019 hatte ein Minus von 630 Millionen Euro zu Buche gestanden.
Kooperation für möglichen Corona-Impfstoff
„Gemessen an den gravierenden Auswirkungen, die die COVID-19-Pandemie auf die Weltwirtschaft hatte, hat sich Wacker im abgelaufenen Geschäftsjahr sehr gut geschlagen“, sagte Konzernchef Rudolf Staudigl.
Ebenfalls am Mittwoch gab Wacker zudem bekannt, sein Biopharmageschäft mit einer kleineren Übernahme in den USA auszubauen. Für zunächst 39 Millionen US-Dollar (32,4 Millionen Euro) kauft der Chemiekonzern den Pharma-Auftragshersteller Genopis von den südkoreanischen Unternehmen Helixmith und Medivate Partners. Später könnten noch weitere, erfolgsabhängige Zahlungen fällig werden. Wacker will die Transaktion im ersten Quartal abschließen.
Wacker und Helixmith wollen der Mitteilung zufolge auch bei der Produktion einer von Helixmith entwickelten pDNA-Gentherapie zur Behandlung von Diabetischer Peripherer Neuropathie (DPN) zusammenarbeiten - einer chronischen Komplikation bei Diabetes, die sich bisher schwer behandeln lässt. Das Präparat mit der Bezeichnung VM202 befinde sich derzeit in der klinischen Erprobung. Sollte das Mittel zugelassen werden, soll Wacker die Herstellung für die kommerzielle Marktversorgung übernehmen.
Wacker ist als Auftragshersteller schon lange für Pharmaunternehmen tätig und produziert unter anderem therapeutische Proteine und Impfstoffe. Der Konzern kooperiert auch mit dem Biotech-Unternehmen CureVac, dessen Corona-Impfstoffkandidat im Sommer zugelassen werden könnte. Wacker Chemie will in Amsterdam pro Jahr mehr als 100 Millionen Dosen des Mittels herstellen, mit Erweiterungsoption.
Die Wacker-Aktie gewann am gestrigen Mittwoch 1,3 Prozent, im Tradegate-Handel ist sie aktuell 0,5 Prozent zum Vortag im Minus und steht bei 129,05 Euro (Stand: 4.2.2021, 10:48 Uhr). Im Monatsvergleich ist die Aktie 10,9 Prozent im Plus, auf Jahressicht hat sie 104,9 Prozent an Wert gewonnen.
In den letzten Jahren schwankten die Ergebnisse und der Aktienkurs von Wacker Chemie stark. Das Unternehmen ist im wichtigen Silikon-Sektor abhängig von der Entwicklung der Automobilindustrie und leidet schon seit längerer Zeit unter niedrigen Margen im für die Solarindustrie wichtigen Polysilizium-Geschäft. Die Herstellung von Impfstoffen gehört nicht zu den umsatzstärksten Geschäftsbereichen des Konzerns, das wird auch eine Zusammenarbeit mit CureVac nicht schlagartig ändern können. Zudem ist die Aktie derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 34 nicht günstig bewertet.
Wacker Chemie AG: