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Erneuerbare Energie, Meldungen
Weltklimarat legt verspäteten Abschlussbericht vor – wenig Hoffnung auf rasches Handeln
Der Weltklimarat hat am gestrigen Montag mit Verspätung seinen neuen Abschlussbericht veröffentlicht. Eigentlich hätte das Dokument bereits am Freitag vorgelegt werden sollen, doch die insgesamt mehr als 600 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Politik hatten sich mit einer Einigung schwergetan.
Der Weltklimarat heißt offiziell Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) und wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ins Leben gerufen. In ihm sitzen Vertreter von 195 Mitgliedsländern. Er soll für politische Entscheidungsträger etwa alle sieben Jahre den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel zusammenzufassen mit dem Ziel, Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen zu bieten. Handlungsempfehlungen soll er explizit nicht geben.
Inhalte sind im Wesentlichen klar
Der nun erschienene Bericht ist das Abschlussdokument des sechsten sogenannte Sachstandzyklus des IPCC. Innerhalb des Zyklus sind seit 2018 sechs Einzelberichte erschienen. Die Erklärung soll alle Erkenntnisse dieser Berichte noch einmal zusammenfassen und pointiert präsentieren. Da der Bericht eine Grundlage für kommende Klimaverhandlungen ist, haben Regierungen klare Interessen, was sie darin betont sehen wollen und was nicht. Die nächsten IPCC-Berichte sind in fünf bis sieben Jahren zu erwarten.
Die Kernaussagen sind klar: Der Klimawandel schreitet rascher voran als erwartet, und die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen reichen bei Weitem nicht aus, um die Erwärmung auf 1,5 oder zumindest auf weniger als 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Ärmere Länder brauchen viel mehr finanzielle Unterstützung, um klimaschädliche Emissionen zu vermeiden und sich für die bereits stark gestiegenen Risiken von Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen zu wappnen.
"Was darin steht, ist wissenschaftlich gesetzt, das wird nicht mehr infrage gestellt", sagte Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, der Nachrichtenagentur dpa. "Was daraus gemacht wird, ist eine andere Frage." Marotzke hat an mehreren Berichten des Weltklimarats mitgewirkt, ist aber am neuen Bericht nicht beteiligt.
Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid sieht in dem Bericht bestätigt, dass Energiesysteme schnellstmöglich zu modernisieren sind und Kohle, Öl und Gas aufgegeben werden müssen. "Hitze, Dürre, Starkregen und immer bedrohlichere Extremwetterlagen – der IPCC-Bericht führt uns die Klimakrise schockierend genau und faktenreich vor Augen. Die Erde erwärmt sich schneller als erwartet, die Folgen sind einschneidender als befürchtet, und das Schlimmste wird erst noch kommen", so Schmid. "Jetzt zählt jeder Tag, um die Lösungen durch den systematischen Umbau der Energiesysteme im privaten und industriellen Bereich voranzubringen. Die kommenden Jahre bis 2030 sind entscheidend, damit die 1,5-Grad-Grenze noch in Reichweite gehalten werden kann."
Ein "extrem schweres Kooperationsproblem"
Die Bundesregierung müsse aus Sicht der Umweltschutzorganisation "ihr lähmendes Hickhack um E-Fuels, Tempolimit und LNG-Überkapazitäten endlich beenden". Man dürfte sich nicht länger dem Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas entgegenstellen und müsse "dringend einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien umsetzen, einen Kohleausstieg bis spätestens 2030 auch in Ostdeutschland durchsetzen und keine weiteren Gasfelder erschließen". Alles andere ignoriere "die eindringlichen Warnungen der Klimawissenschaft".
Forscher Marotzke ist pessimistisch, was einen verschärften Handlungseifer der Regierungen angeht. "Die Haltung ist oft: Warum soll ich mich anstrengen, wenn andere es nicht tun?" Das sei ein "extrem schweres Kooperationsproblem".
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19.03.23
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