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Erneuerbare Energie, Meldungen
Windenergie-Ausschreibung: Neues Rekordtief – kommt die Kehrtwende?
Der Abwärtstrend bei den Ausschreibungen für Windenergieanlagen an Land hat sich auch bei der September-Ausschreibung fortgesetzt. Die Wettbewerbssituation ist nach Einschätzung der Bundesnetzagentur weiterhin unzureichend: Es gingen viel zu wenige Gebote ein, um die Ausschreibungsmenge erreichen zu können.
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Insgesamt wurden bei einer ausgeschriebenen Menge von 500 Megawatt (MW) 22 Gebote mit 187 MW Gebotsvolumen eingereicht. Ein Gebot musste aufgrund fehlender Teilnahmeberechtigungen ausgeschlossen werden, sodass 21 Gebote mit einem Volumen von 176 MW den Zuschlag erhielten. 176 MW und 21 Zuschläge sind jeweils ein neues Rekordtief. Unter 30 Zuschläge und 200 MW Zuschlagsmenge gab es bei einer Windausschreibung in Deutschland bislang noch nicht. Im Februar 2019 waren es noch 67 Zuschläge bei einer Zuschlagsmenge von rund 476 MW gewesen.
Da es keinen Wettbewerb gibt, liegt der durchschnittliche Zuschlagswert mit 6,20 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) erneut auf Höchstpreisniveau. Gewinner nach Zuschlagsmenge war Nordrhein-Westfalen mit 64,2 MW, verteilt auf vier Gebote. Mit sechs Zuschlägen gingen die meisten nach Schleswig-Holstein (30,2 MW). Die verbleibenden elf Zuschläge verteilen sich mit je ein oder zwei Projekten auf Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen.
Zu wenige Genehmigungen
Hauptgrund für die geringe Teilnahme an den Windenergie-Ausschreibungen ist die unzureichende Genehmigungssituation. Probleme bei der Genehmigung bereiten unter anderem erhöhte Naturschutz-Anforderungen, vermehrte Klagen und höhere Mindestabstände zur Wohnbebauung. Dadurch sinkt die Zahl der Windparkprojekte, die an den Ausschreibungen teilnehmen können, immer weiter, sodass ein starker Rückgang beim Windkraftzubau schon seit 2017 absehbar gewesen ist.
Im ersten Halbjahr 2019 sind nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie (BWE) Windkraftanlagen mit einer Leistung von zusammen 287 MW errichtet worden. Das entspricht einem Rückgang von rund 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Wenn man zudem den Rückbau von Windenergieanlagen abzieht, ergibt sich laut BWE ein Nettozubau von lediglich 231 MW bzw. 35 Anlagen - dies ist der schlechteste Wert seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000.
Chancen auf Besserung?
Am 5. September fand eine Gesprächsrunde mit dem Bundeswirtschaftsminister und Branchenvertretern statt. "Bund und Länder sehen sich in der Verantwortung, an einem Strang zu ziehen, um diesen Rückgang zu beheben. Vorschläge zur Beschleunigung der schleppenden Genehmigungsverfahren liegen auf dem Tisch und müssen noch diesen Herbst umgesetzt werden. Darüber waren sich die Teilnehmer des Gesprächs einig”, kommentierte Hermann Albers, Präsident des BWE, den Windenergiegipfel.
Dr. Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender der Naturstrom AG, war dagegen von den Ergebnissen enttäuscht: "Wer gehofft hatte, vom Windgipfel neue Vorschläge des Wirtschaftsministeriums und der anderen beteiligten Ministerien oder gar klare Arbeitsaufträge mitzunehmen, der wurde enttäuscht. Stattdessen wurden vor allem die altbekannten Positionen wiederholt und bestätigt. Weder seitens der Flugsicherung noch des Naturschutzes wurde Bereitschaft zur Diskussion über zu findende Lösungen signalisiert. Auch konkrete Vorschläge zur Beschleunigung der immer länger werdenden Planungsprozesse oder zum einheitlichen Ausweis von Windnutzungsflächen gab es nicht. Eigene Ansätze des Wirtschaftsministeriums waren nicht erkennbar, nicht einmal der klare Wille seines Chefs, angesichts der katastrophalen Entwicklung mit Nachdruck an Lösungen zu arbeiten.“