Für die Unabhängigkeit von russischen Energieträgern muss Deutschland laut DWI zunächst mehr Kohle verstromen. / Foto: Pixabay

  Erneuerbare Energie

Wirtschaftsforscher halten Kohleausstieg 2030 auch ohne russisches Gas für machbar

Ein kurzfristiger Stopp der Gas- und Kohleimporte aus Russland gefährdet die Stromversorgung in Deutschland nicht. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Auch ein möglicher Kohleausstieg 2030 sei dadurch nicht gefährdet, und die letzten Atomkraftwerke könnten wie geplant Ende 2022 vom Netz gehen. Eine Bedingung dafür sei der Erneuerbaren-Ausbau, wie ihn das Osterpaket der Bundesregierung vorsieht – und eine vorübergehende Steigerung der Kohleverstromung.

In einer Szenariorechnung kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass 2023 etwa 45 Prozent der Stromerzeugung aus Erdgas durch solche aus anderen Quellen ersetzt werden könnten. Das betrifft demnach vor allem Anlagen, die nicht in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) betrieben werden. Am Atomausstieg könne aber festgehalten werden.

Kohlekraftwerke sollen in Reserve bleiben

In die Bresche springen müssten allerdings vor allem die in Betrieb befindlichen Braun- und Steinkohlekraftwerke, die höher ausgelastet würden. Dazu käme eine zusätzliche Erzeugung aus Steinkohlekraftwerken in der Netzreserve und Braunkohlekraftwerken in der Sicherheitsbereitschaft. Die Kohleimporte aus Russland ließen sich laut DIW relativ einfach durch den Bezug von internationalen Märkten ersetzen.

Bei den für 2022 geplanten Kohlekraftwerksabschaltungen könne es aber bleiben, betonen die Forscher. Die 2023 zur Stilllegung vorgesehenen Steinkohlekraftwerke sollten allerdings zur Absicherung der Stromversorgung vorübergehend als Reserve vorgehalten werden und die sich schon in der Reserve befindlichen Steinkohleblöcke in dieser verbleiben. 

Die verbleibenden Atomkraftwerke könnten Ende dieses Jahres hingegen wie vorgesehen vom Netz gehen. Die Experten verweisen darauf, dass bei Extremfällen, etwa einer ungewöhnlich hohen Last oder dem Ausfall von Kraftwerken, auch noch die Kapazitäten der ungekoppelten Gaskraftwerke zur Verfügung stünden.

Starker Ausbau der Erneuerbaren

Der erwartet starke Zubau der Erneuerbaren Energien sollte dann ab 2024 wieder für ein deutliches Absinken der Stein- und Braunkohleverstromung sorgen. Nach 2030 sollte gar keine Kohle mehr zur Stromerzeugung genutzt werden. Die von der Bundesregierung zuletzt angekündigten Ausbauziele würden dem DIW zufolge ausreichen, dass der Anteil der Erneuerbaren im Stromsektor 2030 bei 95 Prozent liegen dürfte.

Zwar würde es bei einem Verzicht auf Energieträger aus Russland kurzfristig zu einer höheren Auslastung der Braunkohlekraftwerke kommen. Die Braunkohlevorräte in den Tagebauen reichen dem DIW zufolge aber im Rahmen der aktuellen Revierpläne und Leitentscheidungen aus, um den Bedarf zu decken. "Die Abbaggerung weiterer Dörfer wegen darunterliegender Braunkohlevorräte ist für den Braunkohlestrombedarf nicht notwendig“, so die Experten. Dies gelte auch für die Orte Lützerath im Rheinland und Mühlrose in der Lausitz.

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