Sie brauchen den Nervenkitzel? Dann ist die Börse vielleicht nicht der richtige Ort für Sie. / Foto: Pixabay

  Nachhaltige Aktien

Zockeraktien: Das grüne Börsen-Casino

Roulette ist Ihnen zu langweilig? Dann zocken Sie doch einfach grün. An der Börse. Mit Milliarden. Oder auch nur mit ein paar Euro. Die reichen manchmal schon für tausend schöne Aktien. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Spieltrieb richtig ausleben können. Aber wir geben Ihnen auch ernste Ratschläge.

Schadenfreude – dieses Gefühl mag klammheimlich die schlechten Charaktere unter uns überkommen, wenn man liest, was die milliardenschweren Oberspekulanten dieses Jahr getroffen hat: Allein mit ihren Wetten auf den Absturz der Tesla-Aktie verloren sogenannte Shortseller fast 14 Milliarden Dollar. Und mit Papieren des Halbleiterkonzerns Nvidia verzockten sie mehr als 10 Milliarden Dollar. Na, so ein Pech! Im Juli gingen Wetten auf die Aktie des Elektroauto-Neulings Rivian schief. Präziser gesagt, um eine Milliarde daneben. Und beim Elektroautobauer Nio waren es 650 Millionen Dollar.

Bei solchen Verlusten kann kein Casino mithalten. Wie Debakel mit derartig astronomischen Dimensionen zustande kommen? Eigentlich ganz einfach und vollkommen legal: Man leiht sich Aktien gegen eine kleine Gebühr aus, verkauft sie direkt und streicht den Erlös ein, beispielsweise 100 Euro pro Aktie. Natürlich muss man die Aktien irgendwann wieder zurückgeben, sind ja nur geliehen. Shortseller pumpen sich aber nur Aktien, von denen sie erwarten, dass der Kurs nach dem Ausleihen sinkt. Beispielsweise von 100 auf 80 Euro. Dann kaufen sie die nun billigeren Aktien wieder und geben diese zurück an ihren Aktienverleiher. Plus der kleinen Leihgebühr. 100 Euro beim Verkauf jeder geliehenen Aktie eingesackt, nur 80 Euro beim späteren Kauf ausgegeben, macht 20 Euro Gewinn. Minus der kleinen Leihgebühr. Einfach!

Wenn man das mit 10 Millionen Aktien macht, hat man 200 Millionen Euro eingestrichen. Cooler Deal! Blöd nur, wenn man die ausgeliehenen Aktien verkauft und dann der Aktienkurs nicht sinkt, sondern steigt. Zurückgeben muss man die Aktien ja. Also ist man gezwungen, sie zu kaufen, um sie spätestens am Ende der ausgemachten Leihfrist zurückgeben zu können. Ist der Kurs von 100 auf 150 Euro gekraxelt, steht man 50 Euro im Minus. Plus Leihgebühr. Hat man sich beispielsweise 10 Millionen Aktien geliehen, summiert sich das auf ein Minus von 500 Millionen Euro.

Blöd darf man sein – man muss es sich aber leisten können

Na ja, aber so dumm kann doch wohl kein professioneller Investor, Hedgefondsmanager oder Spekulant sein? Oh doch. Allein bis zum Sommer hatten Hedgefonds 2023 an US-Börsen mit ihren Wetten 175 Milliarden Dollar verbaselt. Das geht aus einer Analyse des Datenanbieters S3 Partners hervor. Die Masse der Shortseller hatte für 2023 auf fallende Kurse gesetzt und schlicht nicht damit gerechnet, dass die Aktien sich in diesem Jahr im Schnitt so positiv entwickeln würden.

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