Energiekontor bietet eine neue Unternehmensanleihe an. Wo liegen ihre Stärken, wo ihre Schwächen? / Foto: Energiekontor

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Unabhängige Analyse: Energiekontor-Unternehmensanleihe 2023

Mit der Unternehmensanleihe 2023 möchte die Energiekontor AG Wind- und Solarkraft-Projekte finanzieren. Der Zins der Anleihe beträgt 5,75 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Anlegerinnen und Anleger können ab 3.000 Euro einsteigen. ECOreporter hat das Angebot eingehend geprüft.

Die 1990 gegründete Energiekontor-Gruppe mit Hauptsitz in Bremen hat bislang 140 Windparks und 15 Solarparks mit einer Gesamtnennleistung von über 1.300 Megawatt (MW) geplant und realisiert (Stand: August 2023, Quelle: Unternehmenspräsentation).

Projekte mit zusammen über 10.800 MW – schwerpunktmäßig in Deutschland (56 Prozent) und Schottland (29 Prozent) – befinden sich nach Angaben von Energiekontor in der Entwicklung. Davon entfallen zum 30. Juni 2023 rund zwei Drittel auf Windkraftprojekte und ein Drittel auf Photovoltaikprojekte.

Von den 10.800 MW befinden sich laut Energiekontor über 2.000 MW bereits in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase. Im ersten Halbjahr 2023 hat die Unternehmensgruppe für 22 Wind- und Solarprojekte mit einer Gesamtleistung von ca. 800 MW (davon ein Drittel Solar) Baugenehmigungen erhalten.

Welche Stärken und Schwächen die Energiekontor AG und ihr Anleiheangebot haben, erfahren Sie im Premium-Bereich in der ECOreporter-Analyse. Dort lesen Sie auch, welche Risiken derzeit bestehen, wo im Ausland Energiekontor in den nächsten Jahren Photovoltaikanlagen realisieren will und welche Auswirkungen die Windparks im Eigenbestand auf die geschäftliche Situation haben.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Bei der Unternehmensanleihe 2023 der Emittentin Energiekontor AG handelt es sich um Inhaber-Teilschuldverschreibungen. Das Emissionsvolumen der nicht besicherten Anleihe beträgt 20 Millionen Euro. Die Emissionskosten der Energiekontor AG belaufen sich laut Prospekt auf rund 6 Prozent des Emissionserlöses. Die Emittentin kann die Teilschuldverschreibungen insgesamt oder anteilig mit einer Frist von zwei Monaten zum Ende eines Monats ordentlich kündigen, erstmalig zum 31. Januar 2027. Einen Börsenhandel der Anleihe plant Energiekontor nicht.

Unternehmensprofil Energiekontor

Die Energiekontor AG ist die Muttergesellschaft der Energiekontor-Unternehmensgruppe. Vorstandsmitglieder der Energiekontor AG sind Peter Szabo (Vorsitzender), Günter Eschen und Carsten Schwarz. Die beiden Gründer von Energiekontor, Günter Lammers und Dr. Bodo Wilkens, bilden zusammen mit Darius Oliver Kianzad den Aufsichtsrat der Energiekontor AG. Lammers und Wilkens halten jeweils etwas über 25 Prozent der Aktien der börsennotierten Aktiengesellschaft. Energiekontor ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie der Kategorie Grüne Spezialwerte.

Hauptgeschäftstätigkeit der Energiekontor AG ist die Planung, Entwicklung, Errichtung, Veräußerung und der Betrieb von Windparks und seit 2010 – in voraussichtlich weiter zunehmendem Umfang – auch von Solarparks. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Portugal, Frankreich und den USA (South Dakota, Texas) will das Unternehmen in den nächsten Jahren Photovoltaik-Freiflächenanlagen entwickeln und realisieren.

Die Energiekontor AG hält mittelbar über Beteiligungen an Betreibergesellschaften 38 Windparks in Deutschland (270,7 MW), Großbritannien (60,5 MW) und Portugal (38,0 MW) sowie einen Solarpark in Deutschland (14,7 MW) mit einer Nennleistung von zusammen ca. 384 MW im Eigenbestand. Das Eigenparkportfolio soll hauptsächlich durch die Übernahme selbst entwickelter Projekte weiter ausgebaut werden. Neben Windparks sollen zukünftig auch weitere Solarparks in den Eigenbestand übergehen.


Energiekontor will neben Windparks zunehmend Solaranlagen bauen und betreiben. / Foto: Energiekontor

Das Gesamtinvestitionsvolumen für die im laufenden Geschäftsjahr geplanten und teilweise schon umgesetzten Wind- und Solarprojektevorhaben beträgt laut Wertpapier-Prospekt (vom 5.10.2023) insgesamt rund 320 Millionen Euro. Damit wird dieses Investitionsvolumen hauptsächlich nicht durch die neue Anleihe (20 Millionen Euro Volumen) finanziert. Die Investitionen für Wind- und Solarprojekte werden nach Angaben der Emittentin in der Regel mit ca. 30 Prozent Eigenkapital und ca. 70 Prozent Fremdkapital finanziert.

Das Fremdkapital stellen laut Prospekt unterschiedliche in- und ausländische Banken im Rahmen von Projektfinanzierungen zur Verfügung. Die Fremdfinanzierungen für die jeweiligen Solar- oder Windparks erfolgen in der Regel auf Ebene der jeweiligen Tochtergesellschaften der Energiekontor AG. Daher ist die Eigenkapitalquote der Energiekontor AG laut Abschluss (HGB) zum 31. Dezember 2022 mit rund 51,6 Prozent deutlich höher als die Eigenkapitalquote des Energiekontor-Konzerns.

Bei einer deutlich gestiegenen Bilanzsumme von rund 562 Millionen Euro (2020: rund 449 Millionen Euro) betrug die Eigenkapitalquote des Konzerns zum 31. Dezember 2021 wie in 2020 rund 14,6 Prozent. Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete Energiekontor einen Umsatz von rund 188 Millionen Euro (2021: rund 157 Millionen Euro) und einen Konzerngewinn von rund 45 Millionen Euro (2021: rund 36 Millionen Euro). Auch deswegen erhöhte sich die Konzern-Eigenkapitalquote laut Jahresabschluss (IFRS) zum 31. Dezember 2022 auf rund 19,5 Prozent bei einer Bilanzsumme von rund 634 Millionen Euro.

Im ersten Halbjahr 2023 hat der Konzern einen Umsatz von rund 65 Millionen Euro und einen Gewinn von rund 21 Millionen Euro verbucht. Aufgrund der hohen Strompreise trug insbesondere das Geschäftssegment „Stromerzeugung in konzerneigenen Wind- und Solarparks“ 2022 und im ersten Halbjahr 2023 zum Gewinn bei. Zum 30. Juni 2023 beträgt die Eigenkapitalquote des Energiekontor-Konzerns laut Halbjahresabschluss (IFRS) rund 19,9 Prozent.

Investitionen

Den Nettoerlös der Unternehmensanleihe 2023 von 18,8 Millionen Euro bei Vollplatzierung will die Energiekontor AG laut Prospekt für folgende Geschäftszwecke verwenden:

  • die Finanzierung der Entwicklung von Solar- und Windkraftprojekten
  • die Vor-, Zwischen- und Refinanzierung von Solar- und Windkraftprojekten
  • die Finanzierung des Kaufs von Gesellschaftsanteilen an Windkraft- und/oder Solarprojekten und/oder des Kaufs ganzer Wind- und/oder Solarparks
  • die Ablösung bestehender Kredite, die zur Finanzierung von Solar- und Windkraftprojekten aufgenommen wurden
  • den Kauf von Projektrechten.

Die Verwendung der Anleihemittel erfolgt dabei laut Prospekt entweder durch die Energiekontor AG direkt oder über Tochtergesellschaften und/oder andere Konzerngesellschaften, denen die Mittel als Darlehen zur Verfügung gestellt werden. Soweit Bankdarlehen für diese Gesellschaften bestehen, werden die Darlehen nach Angaben der Emittentin nachrangig zu den Bankdarlehen vergeben. Die konkreten Investitionen stehen laut Prospekt noch nicht fest.

Sollten Mittel aus dieser Anleihe temporär nicht für die vorgenannten Zwecke eingesetzt werden, können sie laut Prospekt kurz- oder mittelfristig in Termingeldern, Bundesobligationen oder in vergleichbaren Anlageklassen angelegt werden.

Ökologische Wirkung

Die Verwendung des Nettoemissionserlöses der Anleihe steht noch nicht fest, sodass die ökologische Wirkung nicht konkret benannt werden kann.

Der Nettoerlös soll unter anderem die Projektentwicklungen und die Bauzeit von Wind- und Solarparks finanzieren. So können nach Angaben der Emittentin Verzögerungen bei durchzuführenden Genehmigungsverfahren und die langen Lieferfristen der Hersteller finanziell überbrückt werden. Dabei gibt die Anleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren der Emittentin nach eigenen Angaben mittelfristige Planungssicherheit bei der Projektentwicklung, da Banken regelmäßig entsprechende Zwischenfinanzierungskredite nur mit kurzen Laufzeiten (in der Regel ein Jahr) gewähren. Die Anleihemittel verschaffen der Emittentin zudem Flexibilität bei Projekten, in denen die Projektfinanzierung oder Zwischenfinanzierung bei Banken aufgrund der geringen Projektgröße oder komplizierter Projektstrukturen zu aufwendig wäre oder Betriebsmittelkredite eingesetzt werden müssten.

Durch die Veräußerung der Projekte an Investoren bzw. durch den Betrieb der Eigenparks soll das eingesetzte Anleihekapital dann wieder an die Energiekontor AG zurückfließen, sodass weitere Projektentwicklungen finanziert werden können. Das Anleihekapital kann somit bewirken, dass Energiekontor innerhalb der Anleihelaufzeit mehr neue Wind- und Solarprojekte realisieren kann, wodurch die Anleihe eine positive ökologische Wirkung erzielt.

Risiken

Zentraler Faktor für die Planung und Wirtschaftlichkeit von Projekten der Emittentin sind die Preise und Lieferfristen der Wind- und Solaranlagen. Bei Windenergieanlagen, Solarmodulen und anderen Großkomponenten haben sich laut Prospekt die Investitionskosten deutlich erhöht. Auch die Verfügbarkeit, Lieferfähigkeit und die Lieferzuverlässigkeit der Herstellerfirmen habe sich in letzter Zeit nachteilig entwickelt. Steigende Rohstoffpreise führten unter anderem zu einer Verteuerung von Stahl, in deren Folge die Preise für Windenergieanlagen von den Herstellern angehoben wurden. Auch die Transportkosten stiegen. Insgesamt können sich dadurch die Projektentwicklungsrisiken erhöhen.

Zudem konkurriert die Energiekontor AG bei der Projektentwicklung von Wind- und Solarparks mit starken Wettbewerbern um attraktive Anlagenstandorte, wodurch es zu Preisanstiegen (z. B. höhere Pachten für Standorte) kommen kann. Es besteht laut Prospekt das Risiko, dass die Marktpreise und Herstellungskosten für genehmigte Projekte sich so entwickeln, dass eine Umsetzung von Projekten für die Emittentin wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll sein könnte.

Laut Prospekt kann sich aufgrund der in letzter Zeit sehr unsicheren Finanzmarktsituation grundsätzlich die Finanzierung von Wind- und Solarparkprojekten der Emittentin verzögern oder gänzlich versagt werden. Das Zinsniveau hat sich in den letzten rund zwei Jahren deutlich erhöht. Das betrifft auch die Energiekontor AG in mehrfacher Hinsicht. Hohe Zinsen für Projektfinanzierungen, steigende Risikomargen der Banken und damit verbundene höhere Finanzierungskosten können laut Prospekt die Wirtschaftlichkeit genehmigter Projekte und damit deren Umsetzung gefährden. Ein hohes Zinsniveau könnte zudem auch die erzielbaren Verkaufspreise für Solar- und Windprojekte drücken, weil für Investoren beispielsweise festverzinsliche Spareinlagen oder Wertpapiere attraktiver werden. Zudem können hohe Zinsen den Investoren auch ihre Refinanzierung erschweren.

Insgesamt hat die Energiekontor-Gruppe laut Prospekt in den vergangenen Jahren nach Abzug der bereits zurückgezahlten Anteile ca. 96 Millionen Euro von privaten Investorinnen und Investoren durch die Emission von Anleihen eingeworben. Ein hohes Marktzinsniveau zu den Rückzahlungszeitpunkten könnte gegebenenfalls notwendige Anschlussfinanzierungen erheblich erschweren und verzögern. Für Anlegerinnen und Anleger besteht generell das Risiko, dass Rückzahlungen der Anleihe verzögert, nur teilweise oder gar nicht erfolgen.

Stärken

  • Sehr erfahrene und am Markt etablierte Energiekontor AG
  • Diversifizierung durch Ausbau des Solarbereichs
  • Umfangreicher Eigenbestand an Windparks
  • Politische Unterstützung für Wind- und Solarkraft
  • Umfangreiche Projektpipeline

Schwächen

  • Gestiegene Herstellungs- und Baukosten
  • Hohes Zinsniveau
  • Kein Börsenhandel der Anleihe geplant

    Fazit

    Die Energiekontor AG ist gut und chancenreich in einem Wachstumsmarkt positioniert. Gestiegene Herstellungskosten und das hohe Zinsniveau bei im Vergleich zu 2022 wieder gesunkenen Strompreisen wirken sich derzeit aber negativ auf die Wirtschaftlichkeit von neuen Wind- und Solarprojekten aus. Energiekontor hat hier den Vorteil, dass man durch den hohen Eigenbestand und den Geschäftsbereich Windpark-Betriebsführung über relativ kontinuierliche Einnahmen verfügt. Damit können Schwankungen im Bereich Projektentwicklungen und Projektverkäufe teilweise kompensiert werden, wodurch sich die finanzielle Stabilität der Energiekontor AG erhöht.

    Basisdaten

    Anbieterin und Emittentin: Energiekontor AG, Bremen
    Anlageform: Anleihe (Inhaber-Teilschuldverschreibung)
    Emissionsvolumen: 20,0 Millionen Euro
    Mindestzeichnungssumme: 3.000 Euro
    Agio: 0 Prozent
    Laufzeit: 1.2.2024 bis 31.1.2031
    Zinssatz: 5,75 Prozent pro Jahr
    Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
    Prospektbilligung: BaFin
    Handelbarkeit: kein Börsenhandel geplant
    ISIN: DE000A351YE9

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