Hauptgebäude der BaFin in Bonn. Die Behörde sorgt derzeit mit ihrer Verwaltungspraxis für Unruhe in der Fondsbranche. / Foto: BaFin

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BaFin-Entscheidung irritiert Fondsbranche

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin will Regeln für nachhaltige Fonds nicht formal beschließen, sie aber in der Praxis anwenden. Klingt verwirrend? Findet der Fondsverband BVI auch.

BaFin-Chef Mark Branson hatte auf der Jahrespressekonferenz seiner Behörde erklärt, man werde „vor dem Hintergrund der dynamischen regulatorischen, energie- und geopolitischen Lage“ die geplante BaFin-Richtlinie für nachhaltige Investmentfonds bis auf Weiteres zurückstellen. Für eine dauerhafte Regulierung sei das Umfeld derzeit „nicht ausreichend stabil“.

Schutz vor Greenwashing

Dennoch werde die BaFin weiterhin bestimmte Anforderungen an nachhaltige Fonds stellen. Beispielsweise müssen Fonds, um als nachhaltig zu gelten, zu mindestens 75 Prozent in nachhaltige Anlagen investieren, mit mindestens 75 Prozent ihres Vermögens eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen oder einen nachhaltigen Index abbilden. Durch diese Vorgaben will die BaFin Anlegerinnen und Anleger vor Greenwashing schützen.

Dass die Behörde ihre Verwaltungspraxis nun ohne belastbare Rechtsgrundlage auf unbestimmte Zeit weiterführen will, stößt beim deutschen Fondsverband BVI auf Kritik. Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI, hält das Vorgehen der BaFin für „rechtlich fragwürdig“. Zudem seien die Regeln generell zu streng. Und dass sie nur in Deutschland gelten sollen, könnte Anbieter dazu bringen, ihre Fonds in Ländern mit weniger strengen Regulierungen wie Luxemburg oder Irland aufzulegen. Die Finanzaufsicht erweise „dem erklärten Ziel der Bundesregierung, Deutschland zum führenden Standort nachhaltiger Finanzierung zu machen, einen Bärendienst“, so Richter.

Die BaFin hat eigenen Angaben zufolge bislang etwa 90 der knapp 2.500 in Deutschland aufgelegten nachhaltigen Publikumsfonds nach den offiziell nicht verabschiedeten Richtlinien überprüft.

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