Schwarmfinanzierungen sind häufig nachhaltig, meist aber auch riskant. / Foto: Pixabay

  Anleihen / AIF, Crowd-Investment

Crowd-Investments: So viele Pleiten wie nie zuvor

Stark gestiegene Kreditzinsen, schlechtes Konsumklima, Lieferkettenprobleme: 2023 war kein gutes Jahr für junge Unternehmen, die auf frisches Geld angewiesen sind. Das bekamen auch viele Anlegerinnen und Anleger zu spüren, die über Crowd-Angebote in solche Firmen investiert hatten.

Nach Erhebungen der Zeitschrift „Finanztest“ (Stiftung Warentest) haben in den Monaten Januar bis Oktober 2023 63 Unternehmen Insolvenz angemeldet, die zuvor in Deutschland über die Crowd Kapital eingesammelt hatten. Im bisherigen Rekordjahr 2022 waren es in zwölf Monaten 61.

Die Firmen, die im letzten Jahr in die Pleite rutschten, hatten laut „Finanztest“ 48,6 Millionen Euro mit Crowd-Investments eingeworben. 2022 waren insgesamt 32 Millionen Euro Anlegerkapital von neuen Insolvenzen betroffen. Die Crowd-Plattform Dagobertinvest bezeichnet 2023 als „das härteste Jahr für Crowdfunding“.

Bei einem Fünftel der Projekte gibt es Probleme

„Finanztest“ hat sich auch die langfristige Entwicklung im Crowd-Bereich angesehen. Demnach haben von den 2.760 nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Crowd-Investments, die von 2015 bis 2022 bei der Finanzaufsicht BaFin angemeldet wurden, bei 267 die Anbieter Insolvenz angemeldet oder sind mittlerweile aus dem Handelsregister gelöscht. Die Rück- und Zinszahlungen von mindestens 300 Angeboten laufen nicht planmäßig. Bei der GLS Crowd betrifft dies beispielsweise 9 von 56 Projekten, bei LeihDeinerUmweltGeld 22 von 65.

Ein Warnsignal für Anlegerinnen und Anleger können verspätet veröffentlichte Finanzberichte sein. Laut „Finanztest“ hatten es von den 255 Crowd-Unternehmen, die zwischen 2016 und Ende Oktober 2023 zahlungsunfähig wurden, nur 18 geschafft, vor dem Insolvenzantrag ihren letzten Jahresabschluss innerhalb der gesetzlichen Frist (sechs Monate nach Ende des Geschäftsjahres) im Bundesanzeiger zu veröffentlichen. Etwa die Hälfte der 255 Firmen ging in den ersten zwei Jahren nach dem Start ihres Crowd-Angebots pleite.

Besonders riskant sind Crowd-Investments, bei denen Anlegerinnen und Anleger Unternehmen Nachrangdarlehen gewähren. Hier können Rück- und Zinszahlungen bereits gestoppt werden, wenn eine Firma durch diese Zahlungen Liquiditätsprobleme bekommen könnte, also bereits vor einer Insolvenz. Einige Crowd-Plattformen wie etwa Invesdor verzichten daher mittlerweile auf Nachrangdarlehensangebote. Invesdor-Chef Christopher Grätz forderte sogar gegenüber „Finanztest“, dass „Nachrangdarlehen im Bereich der Crowd-Finanzierung untersagt werden“. Mittlerweile sei es dank der europäischen Regulierung möglich, nicht nachrangige Wertpapiere zu vermitteln. Grätz rät dazu, Nachrangdarlehen zu meiden. Dass diese Darlehen in Deutschland „weiterhin parallel und weitestgehend unreguliert von manchen Plattformen angeboten werden können“, stelle einen Sonderfall in Europa dar.

Auch ECOreporter sieht bei Crowd-Investments hohe Risiken. Lesen Sie dazu unser Dossier Nachhaltige Crowd-Investments: Worauf Schwarm-Investoren achten sollten.

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