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Darum ist Private Equity oft nicht nachhaltig
Private Equity, also die Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehmen, gilt als besonders lukrative Geldanlage. Einige Anbieter werben auch mit einem nachhaltigen Ansatz. Hier ist allerdings Skepsis angebracht.
Private-Equity-Firmen kaufen Unternehmen auf, versuchen deren Gewinne zu steigern und veräußern ihre Beteiligungen nach einigen Jahren wieder – im Idealfall mit hohen Gewinnen. Weltweit führend in diesem Geschäftsfeld ist der US-Vermögensverwalter Blackstone.
Mittlerweile können auch private Anlegerinnen und Anleger in Private Equity investieren, beispielsweise über ETFs oder ELTIFs. Einige Anbieter geben an, bei ihren Anlageentscheidungen ESG-Kriterien zu berücksichtigen, also Kriterien aus den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (G wie Governance). Und die Private-Equity-Gesellschaften in oder hinter diesen Finanzprodukten beteiligen sich auch tatsächlich an nachhaltigen Firmen, etwa Windstromerzeugern oder Betreibern von Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Wertsteigerung um fast jeden Preis
Nur lässt das Grundprinzip von Private-Equity-Investments leider wenig Raum für echte Nachhaltigkeit. Denn oft werden die übernommenen Unternehmen mit massiven Einsparungen auf Rendite getrimmt – im Gesundheitssektor etwa leiden darunter die Qualität der Patientenversorgung und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vor allem aus sozialer Sicht sind die hohen Gewinne der Beteiligungsgeschäfte teuer erkauft, die Kosten zahlen letztlich vor allem die Schwachen in unserer Gesellschaft. Und die Private-Equity-Konzerne, die Grünstromunternehmen kaufen, beteiligen sich häufig auch an fossilen Energiefirmen – Klimaschutz ist bei den Übernahmen nur zweitrangig.
Hinzu kommt die intensive Lobbyarbeit, mit der die Private-Equity-Branche versucht, sich geschäftliche Vorteile zu verschaffen. Nach Recherchen des Verbraucherschutzvereins Finanzwende hat beispielsweise die WIN-Initiative für Wachstums- und Innovationskapital, ein von Christian Lindner (FDP) initiiertes Bündnis aus Politik und Finanzbranche, einen Vorschlag ausgearbeitet, der bestehende Steuerschlupflöcher für Private-Equity-Konzerne dauerhaft sichern soll und vom Bundesfinanzministerium für eine mögliche Gesetzesinitiative aufgegriffen wurde. Finanzwende erhielt auf Anfrage nur eine stark geschwärzte Fassung des Vorschlagspapiers. „Ein vorzeitiges Bekanntwerden dieser Vorschläge könnte eine öffentliche Diskussion hierüber auslösen“, begründete das Finanzministerium die Schwärzungen.
Geschwärzte Dokumente – oder gar keine
Auch ansonsten bleiben die Verflechtungen und versuchten Einflussnahmen teils im Verborgenen: In der letzten Legislaturperiode gab es nach Angaben der Bundesregierung 57 Treffen auf Leitungsebene zwischen Vertretern der Regierung und der Private-Equity-Branche. Zwei Drittel dieser Treffen fanden mit Unternehmen statt, die keinen Eintrag im deutschen Lobbyregister haben – möglicherweise liegen hier Rechtsverstöße vor. Zum Inhalt der Gespräche befragt, teilten die jeweiligen Ministerien gegenüber Finanzwende mit, es gebe zu den Gesprächen keine Protokolle.
ECOreporter schätzt Private Equity aus nachhaltiger Sicht als problematisches Anlagethema ein. Bislang wiegen die Nachteile meist schwerer als die Vorteile. Die Redaktion wird die Entwicklung der Branche weiter verfolgen.
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16.05.25
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