Weltweit wächst die Windbranche - aber in Deutschland gibt es Probleme. / Foto: Pixabay

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten

Der deutsche Windmarkt schwächelt – wo bieten sich Chancen für Anleger?

Während der globale Windsektor weiter wächst, ist der Markt in Deutschland eingebrochen. Das geht aus einer neuen Studie der Commerzbank hervor. Was folgt daraus für Anleger?

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2019 dürfte nach Einschätzung der Commerzbank ein neues Rekordjahr für Onshore-Windkraft, also Windkraftanlagen an Land werden. Bis Jahresende sollen weltweit neue Windräder mit einer Leistungskapazität von 62 Gigawatt (GW) errichtet sein. 2018 waren es nur 46 GW. Und auch die Aussichten für die nächsten Jahre sind gut: Die Commerzbank-Analysten rechnen bis 2028 mit einem jährlichen Zubau zwischen 57 und 68 GW.

Sorgenkind Deutschland


Datenquelle: BloombergNEF

Für den deutschen Windmarkt sind die Prognosen deutlich pessimistischer. Die Commerzbank geht davon aus, dass 2019 an Land nur 1,5 GW neu errichtet werden. Für 2020 werden 1,9 GW erwartet. 2017 waren hierzulande noch Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 5,5 GW ans Netz angeschlossen worden. Dieses Niveau wird nach Ansicht der Commerzbank bis 2024 nicht wieder erreicht werden.

Im ersten Halbjahr 2019 sind in Deutschland nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie Windkraftanlagen mit einer Leistung von zusammen 287 Megawatt (MW) installiert worden – 82 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zieht man den Rückbau von älteren Anlagen ab, bleibt ein Nettozubau von lediglich 231 MW. Das ist der schlechteste Wert seit Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000.

Was sind die Gründe für den Einbruch im einstigen Windwunderland Deutschland? Die Commerzbank nennt neben der großen Anzahl von Klagen gegen geplante Windräder auch die Aufhebung des Bürgerenergieprivilegs. Dieses Privileg hatte es in der Vergangenheit Bürgerenergiegesellschaften erleichtert, an Ausschreibungen für neue Grünstromkraftwerke teilzunehmen.

"Wenn wir in Deutschland unsere Klimaschutzziele erreichen wollen, müssen wir die Windenergie deutlich ausbauen“, sagt Berthold Bonanni, Leiter des Bereichs Energie (CoC Energy) der Commerzbank. “Gleichzeitig ist es ein Muss für alle Akteure im Markt, sich international aufzustellen, um im Ausland neue Märkte zu erschließen und kostengünstiger produzieren zu können.“

Viele deutsche Windanlagenbauer haben spät angefangen, ihr internationales Geschäft aufzubauen. Für einige Unternehmen rächt sich das jetzt, da der Heimatmarkt schwächelt: Nordex schreibt momentan rote Zahlen, Senvion hat im April Insolvenz angemeldet (ECOreporter berichtete zuletzt hier).

Die Hoffnung liegt vor den Küsten


Datenquelle: WindEurope

Die Studie der Commerzbank analysiert auch die Zukunftsaussichten im Offshore- Windbereich, also bei Windkraftanlagen zu Wasser. Hier sei mit einem Anstieg des weltweiten jährlichen Neubauvolumens von 4,3 GW (2018) auf 19,1 GW im Jahr 2028 zu rechnen – das wären deutlich höhere Wachstumsraten als im Onshore-Sektor. Der bisherige Kernmarkt Europa werde weiter wachsen, zusätzliche positive Impulse dürften aus Südkorea, Japan, Taiwan und den USA kommen.

PPAs werden immer wichtiger

Großes Potenzial sehen die Analysten der Commerzbank auch in langfristigen privatwirtschaftlichen Stromlieferverträgen (Power Purchase Agreements, kurz PPAs). Vor allem in Skandinavien, Spanien und den USA würden immer mehr Grünstromerzeuger solche Verträge mit Großkunden abschließen.

In Deutschland erwartet die Commerzbank neue Projekte auf PPA-Basis aktuell nur bei Solar-Großanlagen, die nicht EEG-förderfähig sind. Sinkende Vergütungssätze und fallende Stromerzeugungskosten könnten PPAs zukünftig aber auch hierzulande attraktiver machen.

Bei welchen Windunternehmen lohnt sich der Einstieg?

Wer sein Geld in Windenergie anlegen will, sollte bei Aktien von Windanlagenherstellern derzeit vorsichtig sein. Die Gewinnmargen sind niedriger als früher, auch Strafzölle und hohe Rohstoffpreise belasten das Geschäft. ECOreporter sieht bei den Weltmarktführern Vestas und Siemens Gamesa (siehe Diagramme) gute Zukunftsperspektiven. Aber an der Börse haben beide Unternehmen zuletzt Federn gelassen, und wegen der durchwachsenen Auftragslage in Europa kann es zu weiteren Kursrückgängen kommen. Anleger sollten mit einem Einstieg warten, bis die Aktien einen Boden ausgebildet haben.

Besser sieht es bei den Windanlagenbetreibern aus: Die Nachfrage nach grünem Strom steigt, und die Unternehmen können dank staatlich garantierter Einspeisevergütungen mit gut kalkulierbaren Umsätzen planen. ECOreporter schätzt die Aktien der deutschen Windparkbetreiber Encavis, Energiekontor und ABO Invest als aussichtsreich ein. Auch ein Einstieg beim dänischen Offshore-Windkonzern Orsted sollte sich auf lange Sicht auszahlen. Momentan ist die Aktie allerdings sehr hoch bewertet.

Wind-Investments sind auch über Anleihen und Alternative Investmentfonds (AIFs) möglich. ECOreporter hat in den letzten Monaten drei Windangebote in ECOanlagechecks ausführlich analysiert:

StufenzinsAnleihe XII von Energiekontor

Anleihe Enertrag Zins 2029

Publikums-AIF Ökorenta Erneuerbare Energien 10

Lesen Sie außerdem den aktuellen ECOreporter-Überblick über die Entwicklung der Windaktien.

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