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ETF-Test: Xtrackers ESG MSCI World ETF
Der Xtrackers ESG MSCI World ETF ist seit 2018 am Markt. Ein Ziel ist vor allem ein Investment in Unternehmen, die möglichst wenig CO2 ausstoßen. Kann der ETF dieses Versprechen einhalten? ECOreporter hat genau hingeschaut.
Als nachhaltigen ETF weist den Indexfonds das unscheinbare Kürzel "ESG" im Namen aus. Die Abkürzung steht für Environmental (Umwelt), Social (Sozial) und Governance (Unternehmensführung). Anbieter dieses ETFs ist Xtrackers, eine Gesellschaft, die auf börsengehandelte ETFs spezialisiert ist. Xtrackers ist eine Tochtergesellschaft der DWS Group aus Frankfurt, ein börsennotierter Vermögensverwalter, der zur Deutschen Bank gehört.
Ob sich der ETF für nachhaltige Anleger eignet, erfahren Sie im Premium-Bereich.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Finanzen / Risiko:
Der ETF ist seit dem 24. April 2018 am Markt. Die Kursentwicklung seit dem Start ist mit einem Plus von 12,1 Prozent bis zum Stichtag 29. Juni 2020 gut (Vergleichsindex MSCI World im selben Zeitraum: plus 6,54 Prozent), wenn auch mit einer hohen Volatilität (Wertschwankung) von 20,8 Prozent. Weil der ETF noch keine drei Jahre am Markt ist, verzichtet ECOreporter auf eine Finanznote.
Nachhaltigkeitskonzept:
Der ETF bildet den MSCI World Low Carbon SRI Leaders Index nach, der nach dem Best-in-Class-Prinzip zusammengestellt wurde. Das heißt hier dann konkret: Für den Index und damit indirekt für den ETF wählt der US-Indexanbieter MSCI aus dem normalen Vergleichsindex MSCI World bis zu 50 Prozent der nachhaltigeren Unternehmen ihrer Branche aus. „Klassenbester“ im Punkt Nachhaltigkeit kann ein Unternehmen also schon sein, wenn es zur besseren Hälfte zählt. Die Unternehmen im Index sollen im Vergleich zu den Wettbewerbern „gegenwärtig oder potenziell“ weniger CO2 ausstoßen. Die Auswahl der Unternehmen nimmt MSCI über eine eigene Ratingagentur selbst vor und achtet dabei auf ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung).
Ausschlusskriterien:
Grundsätzlich ausgeschlossen sind Unternehmen die:
- Tabak produzieren oder mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit Tabak machen
- zum obersten Fünftel der größten CO2-Emittenten aus dem MSCI World zählen
- Umsatz mit kontroversen Waffen machen.
Umsätze mit Alkohol, Glücksspiel, Waffen und Atomkraft müssen zudem unter 5 Prozent liegen. Für Umsätze mit der Förderung oder Verbrennung von Kohle gibt es eine Grenze von 25 Prozent. Die ECOreporter-Überprüfung der 624 Aktien des ETFs ergab keine Verletzung dieser Kriterien.
Allerdings: Investments beispielsweise in Öl und Gas schließt der ETF nicht aus, ebenso wenig Tierversuche oder Gentechnik. Aufgrund der großzügigen 25-Prozent-Hürde finden sich auch Kohlestrom-Unternehmen im Index.

Equinor: Ölfeld in den USA, Foto: imago images, Bayne Stanley / Newport Mining: Vorwürfe der Umweltverschmutzung, Foto: imago images, Diego Cupolo
So nachhaltig bzw. nicht nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF:
Der ETF hält Aktien von Kohlestromerzeugern (CMS Energy, Nisource), Ölkonzernen (Equinor, Total) und Bergbaukonzernen (Lundin Mining, Newmont Mining). Ansonsten investiert der ETF in Aktien von internationalen Konzernen. Zu den größten Aktienpositionen im ETF zählen: Microsoft, die Google-Mutter Alphabet, der Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson und das Kreditkartenunternehmen Visa. Wirklich „grüne“ oder auffällig soziale Unternehmen finden sich nicht in diesem ETF.
Transparenz:
Der Anbieter veröffentlicht alle aktuellen Aktienpositionen des ETFs. In den Unterlagen zum ETF findet sich neben einer allgemeinen Übersicht („Factsheet“) zu Basisdaten des ETFs, in der das Auswahlverfahren sehr knapp beschrieben ist, auch ein ausführlicheres „ESG-Factsheet“.
In diesem finden Anleger die Ausschlusskriterien für Unternehmen. Zudem sollen weitere Daten die nachhaltigen Qualitäten des ETFs betonen. Für die Nachhaltigkeit des ETFs sprechen soll etwa, dass im Portfolio weniger nicht-nachhaltige Unternehmen enthalten sind als im Vergleichsindex MSCI World. ECOreporter hält das als Nachhaltigkeits-Kriterium für wenig überzeugend.
Auf der Internetseite des Indexanbieters MSCI erfahren Anleger mehr über die Aktienauswahl des nachgebildeten Index, allerdings nur auf Englisch. Informationen zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, in die der ETF investiert, sind mit vertretbarem Zeitaufwand nicht zu finden.
Nachhaltige Wirkung:
Die DWS stellt auf ihrer Internetseite ihr Stimmverhalten und gestellte Fragen auf Aktionärsversammlungen sowie ihre Bemühungen um Dialog mit Unternehmen transparent dar. Zu einzelnen Unternehmen (auch solchen, die im ETF vertreten sind) können Anleger übersichtliche Fragenkataloge einsehen und herunterladen. Kritische Fragen durch die DWS beschäftigen sich dabei auch mit ESG-Kriterien.
So forderte die DWS beispielsweise die im Index vertretene Zalando AG dazu auf, das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen zu einem Leistungskriterium für die variable Vergütung des Vorstands zu machen. Ebenso erklärte die DWS gegenüber Zalando, man wolle „die Mitarbeiterzufriedenheit als relevantes Leistungskriterium [im] Vergütungssystem sehen“. Zudem verweigerte die DWS dem Zalando-Aufsichtsrat wegen Differenzen bei Haftungsfragen durch Verantwortliche die Entlastung.
Stärken:
- Günstige Gebühren
- Transparent dargestelltes, auf ESG-Kriterien achtendes Stimmverhalten
Schwächen:
- Schwaches Best-in-Class-Auswahlverfahren
- Investitionen in Kohlestrom, Öl und Bergbau
- Insgesamt eine wenig engagierte Auswahl nachhaltiger Aktien
Fazit:
Eine belastbare Bewertung der finanziellen Entwicklung des ETFs ist wegen der kurzen Zeit am Markt noch nicht zu treffen. Deutlich wird aber: Der ETF investiert in Umwelt- und Klimasünder und ist bei der Auswahl von Unternehmen wenig anspruchsvoll. Das Bemühen um weniger CO2-Ausstoß erschöpft sich im Vermeiden der schlimmsten Klimasünder aus dem Referenzindex - ein verstärktes Investieren in Erneuerbare-Energien-Unternehmen ist beispielsweise nicht erkennbar.
Zwar wirkt sich das Stimmverhalten der DWS positiv auf die Nachhaltigkeitsnote aus. Dennoch bleibt das Fazit: Für nachhaltige Anleger ist dieser ETF nicht geeignet.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: -
Nachhaltigkeit: 4
Daten und Fakten:
Stichtag des Tests: 29.6.2020
Name des ETFs: Xtrackers ESG MSCI World UCITS ETF
ISIN IE00BZ02LR44 / WKN A2AQST
Nachgebildeter Index:
MSCI World Low Carbon SRI Leaders Index
Start des ETFs: 24.8.2018
Jährliche Gebühren: 0,2 %
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 440,34 Millionen Euro (29.6. 2020)
Internet: ww.etf.dws.com
Totalverlustrisiko: Unwahrscheinlich, Teilverluste möglich