Prototyp des FF 91 - noch wird das Elektroauto nicht in Serie gebaut. / Foto: Faraday Future

  Nachhaltige Aktien, Wachhund

Elektroauto-Aktie Faraday Future gewinnt 42 %

Der kalifornische Elektroautobauer Faraday Future hat am gestrigen Montag stark an Börsenwert gewonnen. Hintergrund ist eine neue Finanzierungsrunde des defizitären Unternehmens.

Faraday Future sicherte sich eigenen Angaben zufolge über Wandelanleihen und Optionsscheine bis zu 100 Millionen US-Dollar, unter anderem von der Investment-Gesellschaft Senyun International aus Hongkong. Die Finanzspritze hat Faraday Future dringend nötig: Ende August hatte der Vorstand mitgeteilt, man brauche kurzfristig liquide Mittel, um das Unternehmen fortführen zu können (ECOreporter berichtete hier).

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Zudem teilte Faraday Future gestern mit, man habe seinen größten Aktionär FF Top Holding LLC dazu bewegen können, eine Klage gegen das Faraday-Management zurückzuziehen. FF Top Holding hatte einigen Vorstandsmitgliedern Anfang September vorgeworfen, sie hätten sich verschworen, um das Unternehmen zu ihrem eigenen Vorteil in den Konkurs zu treiben.

Die Aktie von Faraday Future startete gestern Morgen nach Bekanntgabe der erfolgreichen Finanzierungsrunde mit einem Plus von 42 Prozent in den Handel an der Heimatbörse Nasdaq. Am Ende des Handelstages hatte sie einen Großteil der Gewinne bereits wieder abgegeben, notierte mit einem Preis von 0,84 US-Dollar aber immer noch knapp 10 Prozent zum Vortag im Plus.

Auf lange Sicht 92 Prozent im Minus

Langfristig ist die Aktie allerdings schlecht gelaufen, im Jahresvergleich hat sie 92 Prozent an Wert verloren. Der bisherige Geschäftsverlauf des jungen Unternehmens ist enttäuschend: Faraday Future will den FF 91 auf den Markt bringen, eine 1.000-PS-Luxuslimousine. 2016 sollte dafür eine Fabrik nördlich von Las Vegas errichtet werden, wegen Geldproblemen musste Faraday Future das Bauvorhaben aber abbrechen. Mittlerweile plant das Unternehmen, den FF 91 in einem umgebauten Pirelli-Werk im kalifornischen Hanford und von einem Auftragsfertiger in Südkorea bauen zu lassen. Geldmangel sorgt allerdings erneut für Verzögerungen: Statt wie vorgesehen im Sommer soll die Produktion nun Ende 2022 anlaufen. Auch nach der jüngsten Finanzspritze wird Faraday Future in den nächsten Monaten eigenen Angaben zufolge weiteres frisches Geld brauchen.

Viele Reservierungen sind nur unverbindlich

Seinen Finanzbericht für das dritte Quartal 2021 veröffentlichte das Unternehmen erst Anfang Mai 2022. Die Fertigstellung des Berichts musste verschoben werden, nachdem Leerverkäufer behauptet hatten, Faraday Future habe seine Vorbestellerzahlen für den FF 91 geschönt. Eine vom Unternehmen eingesetzte Untersuchungskommission bestätigte die Vorwürfe: Faraday Future hatte mit 14.000 verbindlichen Reservierungen geworben, tatsächlich angezahlt waren allerdings nur einige hundert. Der Aufsichtsratsvorsitzende Brian Krolicki musste wegen des Skandals seinen Posten räumen, Konzernchef Carsten Breitfield und Firmenmitgründer Jia Yueting erhalten zukünftig 25 Prozent weniger Gehalt.

Für ECOreporter ist die Aktie von Faraday Future ein hochriskantes Investment. Defensive Anlegerinnen und Anleger sollten die Finger von dem Papier lassen.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Tesla, BYD, Lucid: 20 Elektroauto-Aktien im Crash-Test.

Faraday Future Intelligent Electric Inc.: ISIN US3073591097 / WKN A3CVWG

Verwandte Artikel

26.04.23
 >
08.09.23
 >
12.09.22
 >
09.09.22
 >
09.09.22
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x