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Endstation Insolvenz – mehrere Crowd-Investments für Solaranlagen gescheitert
Viele Haushalte in Afrika haben keine Elektrizität. Solar-Home-Systeme (SHS) können da helfen. Verschiedene Initiatoren haben SHS-Investments für Crowd-Investoren aufgelegt. Ein Initiator ist mit seinem SHS-Geschäftsplan in einem afrikanischen Land gescheitert und musste für zwei Unternehmen Insolvenz anmelden. Betroffen davon sind Anleger von gleich vier Crowd-Investments. Welche Gründe gibt es für die Insolvenz?
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Die SHS können mittels eines Solarmoduls und einer integrierten Batterie für Stunden umweltfreundlich erzeugtes Licht bieten, Mobiltelefone laden und Radio oder Fernseher betreiben.
Die Österreicher Dr. Lukas Grüner und Mag. Ines Schreckeneder hatten es sich zum Ziel gesetzt, preiswerte und zuverlässige SHS im Rahmen einer nachhaltigen kommerziellen Unternehmung in Uganda einzuführen, und gründeten dafür Anfang 2016 vor Ort das Unternehmen Solantis Solar Ltd. Um internationalen Investoren eine Beteiligung zu erleichtern, wurde 2017 zudem in Österreich die Solantis GmbH als Holdinggesellschaft gegründet.
Sozial und ökologisch nachhaltiges Konzept
Im Solantis-Projektprofil auf der Online-Plattform Bettervest hieß es 2017 unter anderem: "Solantis betreibt bereits fünf Filialen in Uganda und beschäftigt 20 festangestellte sowie 25 freie Mitarbeiter. In den kommenden Jahren soll das Filialnetz auf rund 40 Filialen ausgebaut werden. Mit dem geplanten Ausbau des Vertriebs- und Servicenetzwerkes wird Solantis in wenigen Jahren über 150 Mitarbeitern eine feste Anstellung sowie rund 200 Verkäufern im direkten Umfeld eine Lebensgrundlage bieten können. Solantis deckt dabei die gesamte Wertschöpfung vom eigenen Produktdesign bis hin zu Direktvertrieb, Endkundenfinanzierung und Service ab. Das Unternehmen ist ein strikt auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Unternehmen und legt Wert darauf, mit seinen Produkten soziale sowie ökologische Problematiken anzugehen, als auch zu einer wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beizutragen. Solantis engagiert sich besonders im Bereich schwacher gesellschaftlicher Randgruppen. So stellt Solantis überdurchschnittlich viele Frauen ein und achtet besonders auf eine faire Bezahlung. Zum Beispiel zahlt das Unternehmen eine um 55 Prozent höhere Kommission pro verkauftem System als einer der größten nationalen Konkurrenten.“
Crowd-Investoren haben über 800.000 Euro investiert
Solantis hatte seit Ende 2016 vier Crowdinvesting-Angebote platziert. Zwei über die Online-Plattform Bettervest und jeweils eins über GreenRocket und Crowd4Climate. Die Emittentin bei dem Angebot über Crowd4Climate war die ugandischen Solantis Solar Ltd., bei den anderen drei Angeboten die österreichische Solantis GmbH. Gemäß den Angaben auf den drei Plattformen haben Anleger zusammen insgesamt rund 800.000 Euro über Nachrangdarlehen in die vier Angebote investiert.
Insolvenzanmeldungen in Uganda und Österreich
In einem Schreiben vom 6. Februar 2020 hat Solantis die Investoren über die Insolvenz informiert. Dieses Schreiben und das vorherige aus dem Dezember 2019 hat Solantis ECOreporter zur Verfügung gestellt.
In dem Februar-Schreiben erklärt die Solantis-Geschäftsführung: "Aufgrund der aktuellen Verbindlichkeiten und der Tatsache, dass wir keine positive Fortbestehensprognose mehr abgeben können, müssen wir daher leider hier in Uganda mit der Solantis Solar Limited die Insolvenz anmelden.“ Schon im Dezember-Schreiben wurde erläutert, dass "dies gleichermaßen zu einer Verpflichtung führen würde, für die österreichische Muttergesellschaft Solantis GmbH als Hauptgläubiger Insolvenz anzumelden“. Der Insolvenzantrag für die Muttergesellschaft wurde daher auch gestellt.
Gründe für die Insolvenz
Wie kam es zur finanziellen Schieflage und damit zur Insolvenz der beiden Solantis-Unternehmen? Nach Einschätzung der Solantis-Geschäftsführung waren zusammengefasst vier Faktoren ausschlaggebend, die ECOreporter unverändert veröffentlicht:
- Schlechte Zahlungsmoral der Kunden, verbunden mit zahlreichen Ausfällen und sehr hohen Kosten der Administration und Nachverfolgung
- Fehlendes Investment (insbesondere Eigenkapital) in ausreichender Höhe, die es uns erlaubt hätte, bessere Managementstrukturen aufzubauen und eine wirtschaftlich nennenswerte Größe und einen ausgewogenen Produktmix für den Break-Even zu erzielen
- Mehrere Betrugsfälle im Laufe der Zeit von Mitarbeitern, die zu vielen Ausfällen im Kreditportfolio geführt haben, und kaum gesetzliche Möglichkeiten, hier vernünftig nachzuverfolgen
- Senkung des Preisniveaus durch finanzstarke Mitbewerber, insbesondere Fenix und M-Kopa, die beide früher am Markt waren, bereits jeweils über 100 Millionen US-Dollar an Investments erhalten haben und einen klaren Verdrängungswettbewerb führen.
Aktuelles Crowd-Investment für Solar-Home-Systeme
Es gibt weitere Crowdinvesting-Angebote für Investitionen in SHS, die noch in der Platzierung sind. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei diesen Angeboten um andere Investitionsländer, Initiatoren, Anbieter und Emittenten handelt. Die Insolvenz der Solantis-Gesellschaften hat daher keine Auswirkung auf diese anderen Angebote. Die Solantis-Insolvenz kann aber verdeutlichen, dass bei Investitionen in SHS in Afrika vielfältige und hohe Risiken bestehen können, und das auch schon vor Corona.
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11.05.20
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