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Erlebnis Akademie AG: Wie schwindelfrei ist die Aktie?
Spaziergänge zwischen Baumkronen, in 40 Metern Höhe über ein Blätterdach bis zum Horizont blicken – Baumwipfelpfade bieten naturnahe, klimaverträgliche Freizeiterlebnisse. Einer der größten Anbieter, die Erlebnis Akademie AG aus dem Bayerischen Wald, ist börsennotiert. ECOreporter hat sich das Unternehmen und die Aktie näher angesehen.
Die Baumwipfelpfade der Erlebnis Akademie sind keine Klettergärten. Eher gemütliche, meist etwas mehr als einen Kilometer lange Wanderwege, die sich in luftiger Höhe durch den Wald schlängeln. Sie sind barrierefrei, auch für kleinere Kinder geeignet und enden an einem mindestens 40 Meter hohen Aussichtsturm. Wer von dort nicht über eine Treppe zurück auf den Erdboden will, kann auch eine bis zu 80 Meter lange Rutsche nehmen.

Aussichtsturm der Erlebnis Akademie-Anlage im Schwarzwald. / Foto: Erlebnis Akademie
Die Erlebnis Akademie AG gibt es seit 2001. Das Unternehmen mit Sitz im oberpfälzischen Bad Kötzting ist auf Wachstum ausgerichtet und betreibt mittlerweile mit ungefähr 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern elf Baumwipfelpfade – fünf in Deutschland, vom Schwarzwald bis Rügen, zwei in Tschechien sowie je einen in Slowenien, der Slowakei, Österreich und Frankreich. Der Konzern bezeichnet sich als europäischer Marktführer und will in diesem Jahr neue Anlagen in Kanada und Irland eröffnen. Weitere Baumwipfelpfade sind geplant, unter anderem in Frankreich, Nordirland und Südkorea.
Viel Holz im Wald
Neben dem Naturerlebnis bieten die Pfade auch Informationen zum Thema Wald. Die pädagogischen Konzepte hat die Erlebnis Akademie unter anderem mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt entwickelt. An einigen Standorten unterhält das Unternehmen auch Waldspielplätze, Merchandise-Shops und Restaurants mit regionaler und saisonaler Kost, teilweise in Bio-Qualität. Die gemeinnützige Tochter DoNature gGmbH bietet Seminare und Workshops zu Umweltthemen an.
Die Baumwipfelpfade der Erlebnis Akademie bestehen zu mehr als 80 Prozent aus Holz. Dieses kommt aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC- und PEFC-Siegel), möglichst aus der Umgebung der Anlagen. Der Konzern nutzt seit 2018 ausschließlich Ökostrom und gleicht die Emissionen seiner Fahrzeuge und seiner gedruckten Informationshefte durch CO2-Zertifikate von Klimaprojekten aus, die das Unternehmen auf seiner Website auflistet. Das Umweltinformationszentrum in der Anlage auf Rügen ist nach Angaben der Erlebnis Akademie das erste öffentliche Passivhaus in Mecklenburg-Vorpommern.
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Die Akademie will mit ihren Angeboten „das Umweltbewusstsein von möglichst vielen Menschen positiv beeinflussen, sie auf möglichst undogmatische, erlebnisreiche Weise erreichen und wie die UNESCO Biosphärenreservate einen Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung leisten“. Das Unternehmen ist für seine Aktivitäten von der UNESCO ausgezeichnet worden und hat sich dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex verpflichtet. Im einem jährlichen, extern geprüften Bericht stellt die Erlebnis Akademie ihre Nachhaltigkeitsbemühungen dar.
Schwarze Zahlen trotz Corona
Wegen der Corona-Pandemie mussten die Baumwipfelpfade in den letzten beiden Jahren über lange Zeiträume geschlossen bleiben. Trotzdem gingen die Besucherzahlen 2020 nur von 2,2 auf 1,8 Millionen zurück. Der Umsatz sank von 16,5 auf 14,9 Millionen Euro, der Jahresüberschuss von 1,1 auf 0,4 Millionen Euro. Kosteneinsparungen und staatliche Überbrückungshilfen verhinderten, dass die Erlebnis Akademie in die Verlustzone rutschte.

Die Baumwipfelpfade der Erlebnis Akademie sind barrierefrei. / Foto: Erlebnis Akadamie
2021 lag der Umsatz vorläufigen Zahlen zufolge bei 14,6 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) stieg von 1,8 auf 2,5 Millionen Euro und erreichte fast wieder das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (2,9 Millionen Euro). Ende September 2021 lag der Jahresüberschuss bei 1,4 Millionen Euro, zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es 1,9 Millionen Euro.
Die Erlebnis Akademie ist finanziell solide aufgestellt. Ende September letzten Jahres standen Kreditverbindlichkeiten von 27,8 Millionen Euro ein Sachanlagevermögen von knapp 40 Millionen Euro und ein Kassenbestand von 11 Millionen Euro gegenüber. Den Konzernabschluss 2021 will die Akademie am 30. Juni veröffentlichen.
Seit Ende April sind alle Baumwipfelpfade des Unternehmens wieder ohne Einschränkungen geöffnet. Akademiechef Bernd Bayerköhler geht davon aus, dass es bis in den Herbst hinein – und damit in den für das Geschäft wichtigsten Monaten rund um den Sommer – keine pandemiebedingten Beeinträchtigungen geben wird. Im Gesamtjahr rechnet die Akademie mit einem hohen Umsatz von 26,3 bis 28,8 Millionen Euro und einem EBIT von 2,4 bis 4,4 Millionen Euro. Für die nächsten Jahre erwartet das Unternehmen weiteres Wachstum, unter anderem wegen des Trends zu naturnahen Ausflügen als Alternative zu klimaschädlichen Fernreisen.
Plus 80 Prozent auf fünf Jahre
Die Erlebnis Akademie ist seit 2015 an der Börse. Nach einem Allzeithoch von mehr als 24 Euro im Oktober 2018 sackte die Aktie bis zum Corona-Börsencrash im März 2020 auf fast 7 Euro ab. Seitdem geht es wieder stetig aufwärts. Aktuell notiert der Kurs an der Börse Frankfurt bei 15,40 Euro (30.5.2022, 8:05 Uhr). Das entspricht einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 37 Millionen Euro. Auf fünf Jahre gesehen ist der Kurs um knapp 80 Prozent gestiegen.
2021 erhöhte das Unternehmen die Zahl seiner Aktien im Rahmen einer Kapitalmaßnahme um 400.000 auf 2,42 Millionen. Bis 2026 kann der Vorstand bis zu 1,2 Millionen weitere neue Aktien ausgeben. Die bisherigen Anteilsscheine befinden sich zu 100 Prozent in Streubesitz. Größte Aktionäre sind die Fondsanbieter GLS Investment Management und Murphy&Spitz, die jeweils etwas mehr als 1 Prozent der Aktien halten.
Dividenden zahlt die Erlebnis Akademie bislang nicht. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie für 2022 liegt bei knapp 26 – kein niedriger Wert.
Fazit
Die Erlebnis Akademie hat ein nachhaltiges Geschäftsmodell und ist bislang gut durch die schwierigen Corona-Jahre gekommen. Wirtschaftlich ist das Unternehmen robust aufgestellt, auch wenn der Eintritt in neue Märkte und die derzeit hohen Materialkosten für Bauprojekte Risiken bergen.
ECOreporter sieht weiterhin gute Perspektiven für die Erlebnis Akademie, die Aktie ist derzeit aber nicht günstig. Interessenten sollten einen langen Investitionshorizont mitbringen und die Veröffentlichung des Jahresberichts 2021 am 30. Juni abwarten, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.
Erlebnis Akademie AG: ISIN DE0001644565 / WKN 164456
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