Chinesische Aktien machen einen großen Posten in diesem ETF aus. / Foto: Pixabay

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ETF-Test: Amundi MSCI Emerging ESG Leaders ETF

Investments in vorbildliche nachhaltige Unternehmen aus Schwellen- und Entwicklungsländern – das verspricht der Amundi MSCI Emerging ESG Leaders. Doch wie streng ist der ETF bei der Auswahl dieser Vorbilder? ECOreporter hat genau hingeschaut.

Anbieter des ETFs ist der französische Vermögensverwalter Amundi, der 2010 als Gemeinschaftsunternehmen der französischen Großbanken Crédit Agricole und Société Générale gegründet wurde. Die Crédit Agricole hält nach wie vor die Mehrheit an dem Unternehmen, das mit der Übernahme des ebenfalls französischen Konkurrenten Lyxor 2021 zum zweitgrößten ETF-Anbieter Europas aufstieg. Amundi investiert Kundengelder auch in Öl, Kohle und Rüstung.

Finanzen / Risiko

Der ETF wurde im Juni 2020 aufgelegt. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung.

Die Jahresgebühren sind mit 0,18 Prozent etwas günstiger als bei vergleichbaren ETFs.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert weltweit in 477 Unternehmen aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Dazu gehören etwa Indien, Südafrika oder Brasilien, in der Finanzwelt aber beispielsweise auch das EU-Land Polen sowie Südkorea und China.

Bei der Auswahl der Aktien wendet der ETF ein schwaches Best-in-Class-Verfahren an: Um für ein Investment in Frage zu kommen, müssen Unternehmen zur besseren Hälfte ihres Sektors gehören und mindestens eine mittelmäßige ESG-Note haben.

ESG steht für Kriterien in den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Diese Kriterien sind allerdings nicht verbindlich definiert.

Mit dieser Methodik bildet der ETF einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI ab. Bewertung und Auswahl der Unternehmen stammen ebenfalls von MSCI.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Investments in Unternehmen mit Beziehungen zu geächteten Waffen (beispielsweise Landminen und Streumunition) und Nuklearwaffen aus, außerdem ist Fracking tabu. Umsatzschwellen gelten etwa für Kohle (Förderung und Stromerzeugung), Atomkraft, Waffenherstellung und -vertrieb sowie die Produktion und den Verkauf von Tabakwaren.

Eine detaillierte Auflistung der Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert etwa in die Energiekonzerne GS Holdings (Südkorea), Polski Koncern Naftowy Orlen (Polen), KOC Holding (Türkei) und Enel Americas (Chile), die - neben weiteren Unternehmen - Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke betreiben. Ebenfalls im Aktienpaket stecken Ölkonzerne wie Empresas Copec aus Chile oder das Bergbauunternehmen Aneka Tambang aus Indonesien.

Die türkische Koc Group und der indische Automobilhersteller Mahindra & Mahindra stellen bewaffnete Fahrzeuge her, die koreanische Fluggesellschaft Korean Air Lines baut Kampfjets. Eine große Zahl von Unternehmen ist zudem als Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie tätig.

Alkoholhersteller sind im ETF etwa mit dem chinesischen Lebensmittelkonzern Want Want China Holdings und der taiwanesischen Far Eastern New Century Corporation vertreten.

Kritisch gesehen werden kann auch der hohe Anteil an chinesischen Aktien, mit rund 31 Prozent machen diese den größten Anteil im ETF aus. Mehr zur Problematik bei Geldanlagen in China erfahren Sie in unserem Dossier Naiver Traum oder echter Hebel: Kann ethische Geldanlage die Welt friedlicher machen? Zudem stammt der größte Block der im Aktienpaket vertretenen Unternehmen (23,4 Prozent) aus dem Finanzwesen. Das schließt auch Holding-Unternehmen ein, die an Unternehmen mit kritischen Geschäftsbereichen beteiligt sind.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien werden online von Amundi knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien im ETF finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Amundi übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken

  • Sehr günstige Gebühren

Schwächen

  • Investitionen in fossile Energie
  • Investitionen in Atomkraft
  • Investitionen in Waffen und Rüstung

Fazit

Von einer nachhaltigen Vorreiterrolle kann bei diesem ETF kaum die Rede sein. Stattdessen ist das Aktienpaket gefüllt mit undurchsichtigen China-Investments, Konglomeraten und fossiler Energie. Anlegerinnen und Anleger, die an grünem Wirtschaftswachstum teilhaben wollen, werden hier nicht glücklich.

ECOreporter-Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 5,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

Geächtete Waffen

Nuklearwaffen

Verstöße gegen den UN Global Compact

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

Herstellung von zivilen Schusswaffen und Munition (5%)

Vertrieb von zivilen Schusswaffen und Munition  (15%)

Herstellung konventioneller Waffen (10%)

Herstellung von Tabakprodukten (5%)

Vertrieb von Tabakprodukten (15%)

Herstellung von Alkohol (10%)

Glücksspiel-Angebote (10%)

Nuklearenergie (Erzeugung/Service) (10%)

Kohlebergbau (5%)

Unkonventionelle Öl- und Gasförderung / Fracking (5%)

Stromerzeugung aus Kohle (5%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 7.4.2022

Name des ETFs: Amundi Index MSCI Emerging ESG Leaders – UCITS ETF DR

ISIN: LU2109787551 / WKN: A2PZDB

Nachgebildeter Index: 100% MSCI EM ESG Leaders 5% Issuer Capped Index

Start des ETFs: 24.6.2020

Jährliche Gebühren: 0,18 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 940,4 Millionen Euro (2/2022)

Internet: www.amundietf.de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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