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ETF-Test: Amundi Index MSCI EMU SRI PAB UCITS ETF
Der Amundi Index MSCI EMU SRI PAB ETF hat einen komplizierten Namen und verspricht nachhaltige Investitionen in der Eurozone. In das Aktienpaket sollen nur Unternehmen aufgenommen werden, deren Nachhaltigkeitsstrategie mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens übereinstimmt. Klingt vielversprechend – ist es auch gut umgesetzt?
Anbieter des ETFs ist der Finanzkonzern Amundi, eine Tochter der französischen Großbank Crédit Agricole. Mit der Übernahme des ebenfalls französischen Konkurrenten Lyxor wurde Amundi 2021 zum größten ETF-Anbieter Europas. Das Unternehmen vertreibt auch nicht-nachhaltige ETFs, die in Öl, Kohle und Rüstung anlegen.
Finanzen/Risiko
Der ETF soll laut Amundi die Wertentwicklung des Lyxor MSCI EMU ESG Trend Leaders (WKN LYX0YJ) fortführen, der im März 2020 startete und in diesen ETF aufging. Auf ein Jahr gesehen hat der ETF 11,8 Prozent an Wert gewonnen und ist damit besser gelaufen als der weltweite Aktienindex MSCI World, der im selben Zeitraum 2,3 Prozent zulegte. Auf drei Jahre gesehen fällt der Wertzuwachs mit 36,7 Prozent etwas schwächer aus als beim MSCI World, dessen Kurs um 44,7 Prozent stieg. Für sich betrachtet ist das Plus aber gut.
Die Jahresgebühren von 0,18 Prozent sind auch für einen ETF günstig, die Wertschwankungen fielen seit Auflage vergleichsweise moderat aus. ECOreporter empfiehlt eine Mindesthaltedauer von fünf, besser sieben Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Die EMU im ETF-Namen Amundi Index MSCI EMU SRI PAB ETF ist die „Economic and Monetary Union“, die Eurozone. PAB bedeutet „Paris Aligned Benchmark“, die Geschäftsausrichtung der investierten Unternehmen muss laut Amundi kompatibel sein mit dem 1,5-Grad-Ziel. Das Kürzel "SRI" steht für "Socially Responsible Investment", frei übersetzt: "nachhaltiges Investieren". Im Aktienpaket des ETFs sind Papiere von 61 Unternehmen.
Der ETF legt nach einem Best-in-Class-Verfahren an. Dabei müssen Unternehmen zunächst zum nachhaltigsten Viertel ihrer Branche gehören. Außerdem soll ihr Treibhausgas-Ausstoß maximal halb so hoch sein wie die durchschnittlichen Gesamtemissionen aller Konzerne aus einem herkömmlichen Aktien-Index. Zudem müssen die Firmen ihren CO2-Ausstoß jährlich um 7 Prozent reduzieren. Und es gelten Ausschlusskriterien.
Der ETF-Anbieter beschreibt die mathematische Methode, mit der die Emissionen der im ETF vertretenen Unternehmen berechnet werden. Einbezogen werden dabei sowohl die Emissionen aus eigener Geschäftstätigkeit (Scope 1 & 2) als auch der indirekt entstehende Treibhausgasausstoß, etwa durch Lieferketten und die Nutzung der hergestellten Produkte (Scope 3). Allerdings gibt es keine Informationen dazu, welche Werte sich bei den einzelnen Unternehmen im ETF letztlich ergeben oder welcher Vergleichswert jeweils herangezogen wird.
Der ETF bildet auf diese Weise einen Aktienindex des US-Finanzdienstleisters MSCI ab. Bewertung und Auswahl der Unternehmen stammen ebenfalls von MSCI.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die an Geschäften mit geächteten Waffen (beispielsweise Landminen oder Brandwaffen) und Nuklearwaffen beteiligt sind oder gegen den UN Global Compact verstoßen, also etwa Menschen- und Arbeitsrechte grob verletzen. Auch die Förderung von Kohle, Öl und Gas sowie die Herstellung von zivilen Schusswaffen und Tabakprodukten sind tabu.
Zudem gelten Umsatzschwellen etwa für die Stromerzeugung aus fossiler Energie und Atomkraft, die Produktion von Alkohol oder das Anbieten von Glücksspiel. Eine vollständige Liste der Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.
Wie nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Im Vordergrund steht bei diesem ETF natürlich die Frage, ob tatsächlich nur in Unternehmen investiert wird, die mit dem 1,5-Grad-Ziel kompatibel agieren. Unabhängige Instanzen zur Überprüfung der Klimaziele von Konzernen sind das Carbon Disclosure Project (CDP) und die Science Based Targets Initiative (SBTi), ein Zusammenschluss globaler Organisationen wie dem World Wildlife Fund (WWF) und dem CDP.
Beide Initiativen setzen sich für mehr Transparenz bei Umweltdaten von Unternehmen ein und prüfen, ob deren Klimastrategie mit den weltweiten Zielen zur Reduzierung von Emissionen übereinstimmt. Dabei gelten sie als anerkannte Autoritäten.
Alle Unternehmen im Aktienpaket des ETFs übermitteln Daten an das CDP und das SBTi. Einige haben dies für das SBTi 2023 erstmals getan, sodass eine Bewertung noch aussteht. Beim CDP steht nur eine Einschätzung des Berliner Kochboxen-Lieferanten HelloFresh aus.
Die übrigen Firmen, die bereits bewertet wurden, erhalten fast ausschließlich ein A- oder B-Ranking durch das CDP, womit ihre Klimaziele nicht nur als Paris-konform, sondern teils sogar als vorbildlich gelten. Das SBTi bescheinigt allen bereits geprüften Unternehmen eine Übereinstimmung mit dem 1,5-Grad-Ziel oder mit einem Ziel „deutlich unter zwei Grad“. Soweit eine Überprüfung durch unabhängige Quellen möglich ist, sieht ECOreporter das Ziel einer Zusammenstellung des Aktienpakets nach den Maßstäben des Pariser Klimaabkommens damit als erfüllt an.
Das heißt aber nicht, dass der ETF kerngrün wäre. Es finden sich darin etwa die Modefirmen Adidas, Puma und Zalando, die für das Prinzip der sogenannten „Fast Fashion“ stehen. Dabei werden Kollektionen schnell und trendbezogen designt, unter schlechten sozialen Bedingungen in Schwellenländern produziert und oft nur eine Saison lang verkauft. Die Luxuskonzerne Hermes International und Moncler stehen zwar für hochwertigere und langlebigere Bekleidung, bieten aber Pelzprodukte an.
Mehrere im ETF vertretene Unternehmen (u.a. Dassault Systems, Red Electric, Schneider Electric) liefern in geringem Umfang konventionelle Produkte wie elektronische Bauteile oder Software an die Nuklearindustrie und an Streitkräfte. Der finnische Industriekonzern Wärtsilä Oyj baut Antriebe auch speziell für Marineschiffe. Die Unternehmen verstoßen damit nicht gegen die Ausschlusskriterien des ETFs.
Der ETF investiert insgesamt sehr konventionell, zu den größten Positionen gehören etwa die niederländische Beteiligungsgesellschaft Prosus, der französische Konsumgüterhersteller L’Oréal, der Münchner Versicherer Munich Re und der ECOreporter-Aktien-Favorit DHL Group aus Bonn.
Auch wenn der ETF bei den Investitionen darauf achtet, dass Unternehmen das 1,5-Grad-Ziel erfüllen, ist er also keineswegs auf Firmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell ausgerichtet. Die meisten Unternehmen kommen aus den Sektoren Finanzdienstleistungen und Nicht-Basiskonsumgüter. Das sind Konsumgüter und Dienstleistungen, deren Kauf in konjunkturell schwachen Zeiten eingeschränkt werden kann, etwa Autos, Kleidung, Luxusgüter und Hotelübernachtungen.
Transparenz
Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Webseite. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien stellt Amundi online knapp dar. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlverfahren des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien im ETF finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
In einem jährlich erscheinenden "Stewardship Report" (deutsch etwa "Bericht über wahrgenommene Verantwortung") dokumentiert Amundi sein Abstimmungsverhalten zu ESG-Themen auf den Hauptversammlungen von Aktienunternehmen. Dabei bietet Amundi eine Übersicht, an welchen Hauptversammlungen teilgenommen wurde, und nennt Beispiele, etwa wenn ein Vorstand wegen mangelhafter Nachhaltigkeitsziele nicht entlastet wurde. Die Übersicht ist allerdings sehr grob gehalten. Amundi macht keine Angaben zu Dialogen mit Unternehmen.
Stärken:
- Günstige Gebühren
- Strenge Auswahlkriterien
- Paris-konforme Investments
- Keine Investments in fossile Energie
Schwächen:
- Sehr konventionelle Ausrichtung
- Investments Fast Fashion und Pelze
- Investments in Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie
Fazit
Der ETF ist frei von fossiler Energie, dem Anspruch an Paris-konforme Investments wird er gerecht. Eine Ausrichtung auf explizit nachhaltige Unternehmen gibt es aber nicht. Letztlich ein hellgrüner ETF, der Anlegerinnen und Anlegern gefallen kann, die konventionell, aber mit einem Fokus auf Unternehmen mit glaubhaften Klimazielen anlegen möchten.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen 2,3
Nachhaltigkeit: 3,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Geächtete Waffen
- Nuklearwaffen
- Herstellung Tabakprodukte
- Herstellung zivile Waffen
- Kohlebergbau
- Öl- und Gasförderung
- Verstöße gegen den UN Global Compact
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Verkauf Tabakprodukte (5%)
- Herstellung und Verkauf von Munition für zivile Waffen (5%)
- Herstellung und Vertrieb von Waffen für Militär und Sicherheitskräfte (5%)
- Dienstleistungen im Zusammenhang mit Waffen und Waffensystemen (10%)
- Herstellung Alkohol (5%)
- Vertrieb von Alkohol (15%)
- Produktion von Pornografie (5%)
- Dienstleistungen und Vertrieb Pornografie (15 %)
- Angebot von Glücksspiel (5%)
- Angebot von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Glücksspielangeboten (15%)
- Erzeugung von Nuklearstrom und Verträge mit der Nuklearindustrie (5%)
- Kohlestromerzeugung (10 %)
- Stromerzeugung aus Öl und Gas (30%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 3.8.2023
Name des ETFs: Amundi Index MSCI EMU SRI PAB UCITS ETF DR
ISIN: LU2109787635 / WKN: A2PZDC
Nachgebildeter Index: MSCI EMU SRI Filtered PAB Index (Total Return Index)
Start des ETFs: 10.3.2020
Jährliche Gebühren: 0,18% (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 263,5 Millionen Euro (8/2023)
Internet: amundietf.de
Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich