Der iShares MSCI World ESG Enhanced ETF investiert in Aktien aus aller Welt – aber legt er auch nachhaltig an? / Foto: Pixabay

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ETF-Test: iShares MSCI World ESG Enhanced ETF

In mehr als 1.300 Aktien investiert der iShares MSCI World ESG Enhanced ETF. Also jede Menge Nachhaltigkeit in einem ETF? ECOreporter kommt im Test zu einem eindeutigen Fazit.

Anbieter des ETFs ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. Dieser bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil des von BlackRock verwalteten Geldes in Öl-, Gas- und Kohleinvestments.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im März 2019. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung.

Die Jahresgebühren sind mit 0,2 Prozent ETF-typisch günstig.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert weltweit in 1.386 mittlere und große Unternehmen aus mehr als 23 Industrieländern, also etwa den USA oder Deutschland. Er soll eine "ESG Enhanced"-, also eine "ESG-verbesserte" Version des weltweiten Aktienindex MSCI World darstellen. ESG steht für die Leistung in den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance).

Allerdings gibt es keine konkreten Ansprüche an die ESG-Leistung wie etwa eine Mindestbewertung durch eine Nachhaltigkeits-Ratingagentur. Stattdessen legt der ETF nach einem Best-in-Class-Verfahren an, das sich am CO2-Ausstoß von Unternehmen orientiert. Davon, dass der ETF "die Besten" auswählt, kann aber keine Rede sein: Die Unternehmen, in die der ETF investiert, dürfen 70 Prozent des CO2-Ausstoßes einer Vergleichsgruppe aufweisen. 

Mit dieser Methode bildet der ETF einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI nach. Die Bewertung der Unternehmen, inklusive Einschätzung des CO2-Ausstoßes, stammt ebenfalls von MSCI.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die Umsätze mit Tabak, kontroversen Waffen (beispielsweise Landminen oder Streumunition) und unkonventioneller Ölförderung, etwa durch Fracking, erzielen. Einschränkungen gibt es zudem für die Erzeugung von Kohlestrom, hier dürfen die Umsätze eine Schwelle von 5 Prozent nicht überschreiten.

Damit bleibt für Kohlestrom also ein Schlupfloch. Erlaubt sind für den ETF etwa auch Atomkraft, konventionelle Ölförderung und Rüstung.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Im ETF steckt viel Öl, Kohle und Atomkraft. So gehören zum Aktienpaket etwa die US-Ölriesen Chevron, ConocoPhillips und Exxon. Ebenfalls vertreten ist beispielsweise der US-Kohlekraftwerkbetreiber CenterPoint Energy sowie der Kohleförderer Rio Tinto. Die Energieversorger NextEra Energy aus den USA, Iberdrola aus Spanien und Eon aus Essen betreiben Atomkraftwerke. Der Umsatz mit Kohlestrom liegt bei allen fraglichen Unternehmen unter der kritischen Grenze von 5 Prozent, der ETF verstößt damit nicht gegen seine Richtlinien.

Aus dem Bereich Rüstung sind im ETF etwa der japanische Industriekonzern Daikin Industries und Singapore Technologies vertreten. Daikin stellt unter anderem Granaten und Gefechtsköpfe für das japanische Militär her. Singapore Technologies produziert Sturmgewehre, Panzer, Kriegsschiffe und Militärflugzeuge. Auch andere Unternehmen im ETF (CNH Industrial, Schneider Electric, Komatsu u.a.) sind am Bau etwa von Kriegsschiffen, Militärflugzeugen oder Panzern beteiligt.

Weitere kritische Aktien sind die Fluggesellschaft Singapore Airlines oder Kreuzfahrtgesellschaften wie Carnival, Royal Caribbean und Walt Disney (alle USA). Vertreten sind auch Alkoholhersteller wie Anheuser-Busch, Diageo und Heineken. Der Luxusgüterkonzern LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton bietet neben Alkohol auch Pelze an.

Der ETF investiert auch in kerngrüne Unternehmen wie die Windanlagenbauer Vestas (Dänemark) und Siemens Gamesa (deutsch-spanisch) oder den österreichischen Wasserkraftspezialisten Verbund, dazu kommen Wasserstoffunternehmen wie Ballard Power (Kanada) und Plug Power (USA). Unter den konventionellen Aktien im ETF besitzen zahlreiche eine gute Nachhaltigkeitsbilanz, beispielsweise der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble, der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova oder der Neckarsulmer IT-Konzern Bechtle.
Zu den größten Positionen des ETFs gehören die US-Technologiekonzerne Microsoft, Apple, Amazon, Facebook und der Elektro-Autobauer Tesla.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht alle aktuellen Aktienpositionen des ETFs. In den Unterlagen zum ETF wird das Auswahlverfahren vollständig beschrieben. Auf der Internetseite des Indexanbieters MSCI erfahren Anlegerinnen und Anleger mehr über das Auswahlprinzip des nachgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Niedrige Gebühren
  • Sehr breite Aktienstreuung

Schwächen:

  • Sehr schwaches Auswahlverfahren
  • Investitionen in Öl und Kohle
  • Investitionen in Atomkraft
  • Investitionen in Waffenhersteller
  • Investments in Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie
  • Investments in Unternehmen mit mehreren kontroversen Geschäftsfeldern

Fazit

Von einer ernsthaft nachhaltigen Ausrichtung des ETFs kann angesichts der umfangreichen Investments in fossile Energie, Waffen und umweltkritische Unternehmen nicht die Rede sein. Die allergrößten Klimasünder des Mutter-Index MSCI World sind aus dem Aktienpaket vielleicht ausgeschlossen – es sind aber noch zahlreiche Unternehmen mit K.o-Kriterien für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger übrig.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 6

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Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 25.10.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 25.10.2021

Name des ETFs: iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF

ISIN: IE00BHZPJ569 / WKN: A2PCB4

Nachgebildeter Index:  MSCI World ESG Enhanced Focus Index

Start des ETFs: 8.3.2019

Jährliche Gebühren: 0,20 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 1,9 Milliarden US-Dollar (10/2021)

Internet: www.ishares.com/de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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