Ein ETF der Aktien gemäß "katholischen Werten" aussucht. Eine gute Basis für einen nachhaltigen ETF? / Foto: Pixabay

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ETF-Test: Invesco MSCI Europe Catholic Principles ETF

Was in diesem ETF ist, soll den „Wertgrundsätzen der Katholischen Kirche“ genügen. Es handelt sich um europäische Unternehmen. Und die sollen zudem führend bei der Nachhaltigkeit sein: Das ist das Versprechen dieses Produkts mit dem langen Namen Invesco MSCI Europe ESG Leaders Catholic Principles ETF. ECOreporter hat den ETF getestet.

Anbieter ist die Investmentgesellschaft Invesco. Sie hat rund 7.000 Beschäftigte in 25 Ländern und ist selbst börsennotiert. Der Hauptsitz ist im US-Bundesstaat Atlanta. Invesco selbst investiert Kundengelder auch in Öl, Kohle und die Rüstungsindustrie.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im Januar 2019. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er von ECOreporter keine Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung

Die Jahresgebühren sind mit 0,3 Prozent ETF-typisch niedrig.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert in 215 europäische Unternehmen, die „ESG Leader“ sein sollen, dem Namen nach also führend bei der ESG-Bewertung. ESG steht für die Leistung in den Kriterien Umwelt (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance).

Hierfür wendet der ETF ein „Best-in-Class“-Prinzip an, oder genauer: „Bessere-Hälfte-in-Class“. Denn damit ein Unternehmen ausgewählt werden kann, muss es nicht zu den Allerbesten gehören, sondern schlicht zur besser bewerteten Hälfte einer Branche.

Der ETF bildet mit dieser Methode einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI nach. Die Bewertung der Unternehmen erfolgt durch MSCI. 

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt zunächst Unternehmen aus, die Umsätze mit Alkohol, Glücksspiel, Tabak, Pornografie, Gentechnik, Atomkraft, Kohle, Ölförderung und Waffenproduktion erzielen. Zusätzlich werden "auf Basis der Wertgrundsätze der Katholischen Kirche" Unternehmen ausgeschlossen, die in den Bereichen Abtreibung und Schwangerschaftsverhütung, Stammzellenforschung oder Tierversuche aus nicht-medizinischen Gründen tätig sind.

Das ist eine breite Palette an Ausschlusskriterien. Allerdings sind dem ETF Investments in Aktiengesellschaften erlaubt, die Umsätze mit Öl erzielen, ohne es zu fördern.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert in die Ölkonzerne und Treibstoffhersteller Neste aus Finnland und Royal Vopak aus den Niederlanden.

In geringem Umfang sind einige Unternehmen, an denen der ETF-Anteile hält (Atos, Intertek, Schneider Electric u.a.), als Zulieferer für das Militär aktiv und bieten etwa IT-Lösungen oder Komponenten für gepanzerte Fahrzeuge an.

Grundsätzlich investiert der ETF in normale mittlere und große europäische Unternehmen. Darunter sind viele mit guter bis sehr guter Nachhaltigkeitsbilanz: etwa der dänische Windturbinenbauer Vestas und der grüne Stromversorger Verbund aus Österreich, der Düsseldorfer Chemiekonzern Henkel sowie die Bonner Deutsche Post DHL Group. Andere Werte kann man kritischer sehen, etwa den britischen Getränkehersteller Coca-Cola European Partners oder den Sportartikelhersteller Adidas aus Herzogenaurach.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von Invesco ausführlich dargestellt, weitere Informationen gibt es auf der Website des Indexanbieters MSCI. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Invesco übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an oder Informationen zu Dialogen mit Unternehmen. Eine nachhaltige Wirkung ist hier daher nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Günstige Gebühren
  • Keine Investments in Kohle
  • Keine Investments in Atomkraft
  • Viele Ausschlusskriterien
  • Viele grüne Unternehmen im Index

Schwächen:

  • Schwaches Auswahlverfahren
  • Investments in Ölgeschäfte

Fazit
Ein immerhin hellgrüner ETF. Ob das für Anlegerinnen und Anleger, die nach „katholische Prinzipien“ investieren wollen, schon ausreicht, ist eine andere Frage.

ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 3,7

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 17.6.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 18.6.2021

Name des ETFs: Invesco MSCI Europe ESG Leaders Catholic Principles UCITS ETF Dist

ISIN: IE00BG0NY640 / WKN: A0PGVT

Nachgebildeter Index: MSCI Europe Select Catholic Principles ESG Leaders 10/40 Index

Start des ETFs: 23.01.2019

Jährliche Gebühren: 0,30 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: ausschüttend

Fondsvolumen: 98 Millionen Euro (6/2021)

Internet: www.etf.invesco.com

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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