Hält dieser in den USA investierte ETF die Fackel der Nachhaltigkeit hoch? / Foto: Pixabay

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ETF-Test: iShares MSCI USA SRI ETF

Nachhaltig in US-Unternehmen investieren, fossile Energien weitgehend ausschließen – dafür soll dieser ETF stehen. Er trägt das Kürzel „SRI“ im Namen. Das steht für "socially responsible investment" – frei übersetzt: "nachhaltiges Anlegen". Wird der ETF seinem Anspruch gerecht? Darf ein Finanzprodukt sich "nachhaltig" nennen, wenn es nur die schlimmsten Sünder ausschließt? Der ETF-Test zeigt, was Anleger und Anlegerinnen hier erhalten.

Im Index vertreten sind 127 mittlere und große US-Unternehmen. Anbieter des ETF ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. BlackRock bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil aller von BlackRock verwalteten Gelder in Öl-, Gas- und Kohleinvestments. Wie ist es bei diesem ETF?

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Finanzen / Risiko

Finanziell hat sich der ETF gut entwickelt. Auf ein Jahr gesehen legte er 12 Prozent zu, der weltweite Aktienindex MSCI World gewann im selben Zeitraum 14,5 Prozent an Wert. Die Wertentwicklung über drei Jahre schlägt mit einem Plus von 59,7 Prozent den MSCI World deutlich (33,4 Prozent).

Die Jahresgebühren von 0,2 Prozent sind im Vergleich mit anderen ETFs günstig. Der Kurs des ETF schwankte auf Sicht von drei Jahren moderat. Empfohlene Haltedauer mindestens fünf, besser sieben Jahre.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF geht nach dem "Best-in-Class-Prinzip" vor. Er bildet einen Index nach, der bis zu 25 Prozent der nachhaltigkeitsbesten Unternehmen aus dem 618 Werte umfassenden MSCI USA Index auswählt. Aktuell hält der Index Anteile an 127 Unternehmen. Die Nachhaltigkeitsanalysen stammen von der US-Ratingagentur MSCI ESG mit Sitz in New York.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Investments in Unternehmen aus den Branchen Atomkraft, Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Waffen, Gentechnik und Pornografie ohne Toleranzschwellen aus.

Zudem unterliegen Unternehmen, die in den Bereichen Kraftwerkskohle, Ölsande, Öl & Gas, Stromerzeugung und Kraftwerkskohle/ Ölsand-Vorkommen tätig sind, „zusätzlichen Kontrollen“. Eine genauere Definition dieser Kontrollen ist für Anlegerinnen und Anleger mit angemessenem Zeitaufwand nicht zu recherchieren.

So nachhaltig ist dieser ETF

Der ETF investiert in den Industriekonzern Teledyne Technologies. Teledyne ist ein Rüstungszulieferer und bietet außerdem Technik und Serviceleistungen für Atomkraftwerke an. Offiziell verstößt das Unternehmen nicht gegen die Ausschlusskriterien, da es weder komplette Waffen herstellt noch Atomkraftwerke selbst betreibt – es beliefert aber beide Branchen mit Komponenten und führt etwa Wartungsarbeiten aus.

Der ETF investiert aber auch zum Beispiel in den Elektroauto-Produzenten Tesla. Oder in den Unterhaltungskonzern Walt Disney und den Schuhhersteller Nike. Kohleverstromer oder Ölförderer finden sich nicht im ETF. Explizit „grüne“ Unternehmen aber auch so gut wie nicht.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETF auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Seite von iShares knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, gibt es vom ETF-Anbieter keine Angaben, die für Anlegerinnen und Anleger mit angemessenem Zeitaufwand zu recherchieren sind.

Nachhaltige Wirkung

Wird die reale Welt nachhaltiger, wenn Sie als Anlegerin oder Anleger in diesen ETF investieren? Das untersucht ECOreporter unter dem Punkt "Nachhaltige Wirkung". Ergebnis: Hier ist eine nachhaltige Wirkung nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Günstige Gebühren
  • Gute finanzielle Entwicklung
  • Keine direkten Investitionen in Öl und Kohle

Schwächen:

  • Investments in Geschäfte mit Rüstung und Atomkraft
  • Überwiegend konventionelle Unternehmen im Portfolio

Fazit

Ein ETF, der eine Auswahl ganz normaler US-Unternehmen beinhaltet. Die finanzielle Entwicklung überzeugt, bei einem ETF, der „SRI“ im Titel trägt, dürfte man aber als Anlegerin oder Anleger eher Investments erwarten, die eine Transformation in eine wirklich nachhaltige Wirtschaft vorantreiben. Doch das scheint hier nicht das System der Auswahl zu sein. Tesla wirkt eher wie zufällig hineingeraten.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: 2,0

Nachhaltigkeit: 4,7

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 15.12.2020

Stichtag des Tests Finanzen: 28.12.2020

Name des ETF: iShares MSCI USA SRI UCITS ETF USD

ISIN: IE00BZ173T46 / WKN: A2N9LH

Nachgebildeter Index: MSCI USA SRI Select Reduced Fossil Fuel Net Index

Start des ETF: 11.7.2016

Jährliche Gebühren: 0,20 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: ausschüttend

Fondsvolumen: 5,1 Milliarden US-Dollar (14.12.2020)

Internet: www.ishares.com/de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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