Das Uniper-Kohlekraftwerk Staudinger in Hessen. Die Aktie des Düsseldorfer Energieversorgers ist nicht der einzige kritische Wert im ETF. / Foto: imago images, Jan Huebner

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ETF-Test: Invesco MSCI Europe ESG Universal Screened UCITS ETF

Sie sollen nachhaltig sein und noch nachhaltiger werden: Das verlangt der hier getestete ETF von den Aktiengesellschaften, in die er investiert. Es sind 400 europäische Unternehmen. Invesco MSCI Europe ESG Universal Screened UCITS ETF heißt der ETF.

Anbieter ist die internationale Investmentgesellschaft Invesco. Sie hat rund 7.000 Beschäftigte in 25 Ländern und ist selbst börsennotiert. Der Hauptsitz ist in Atlanta, Georgia (USA). Invesco selbst investiert Kundengelder auch in Öl, Kohle und die Rüstungsindustrie.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete Mitte Juni 2019. Da der ETF damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine Finanznote. Auf ein Jahr gesehen hat der ETF 49,2 Prozent an Wert gewonnen, der weltweite Aktienindex MSCI World ist im selben Zeitraum 76,4 Prozent im Plus. Seit Auflegung hat der ETF 19,6 Prozent zugelegt (MSCI World: 34,2 Prozent).

Die Jahreskosten von 0,16 Prozent sind etwas günstiger als bei vergleichbaren ETFs, deren Kosten oft bei 0,2 bis 0,3 Prozent liegen.

Nachhaltigkeitskonzept

Die 400 mittelgroßen bzw. großen europäischen Aktiengesellschaften des ETFs müssen mindestens ein bestimmtes ESG-Rating aufweisen. ESG steht für die Leistung in den Kriterien Umwelt (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance).

Zudem sollen die Unternehmen ihre ESG-Note innerhalb eines nicht näher definierten Zeitraums verbessert haben.

Die Bewertung der Unternehmen stammt vom US-Finanzdienstleister MSCI. Aus den Unterlagen des ETFs geht weder hervor, welche Nachhaltigkeitsnote die Unternehmen aktuell besitzen, noch inwiefern sie ihre Nachhaltigkeit verbessert haben.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die Umsätze mit konventionellen oder kontroversen Waffen, Ölsand, Tabak und nicht-medizinischem Cannabis erzielen. Einschränkungen gibt es zudem bei Kohle, hier dürfen die Umsätze eine Schwelle von 30 Prozent nicht überschreiten.

Mit anderen Worten: Große Schlupflöcher bei der Kohle und keine Verbote etwa für Erdöl, Atomkraft, Gentechnik oder Alkohol.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF hält Aktien mehrerer Energieversorger, die Strom aus Kohle und Atomkraft erzeugen: etwa Electricité de France und Engie aus Frankreich, Iberdrola aus Spanien und Uniper aus Düsseldorf. Die ebenfalls vertretenen Bergbaukonzerne Rio Tinto mit Hauptsitz in Großbritannien und Glencore aus der Schweiz betreiben Kohleminen, Rio Tinto ist auch im Uranabbau aktiv.

Nach Informationen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (ehemals Vigeo Eiris) hält der ETF Anteile an Unternehmen, die auch als Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie aktiv sind, beispielsweise der Ludwigshafener Chemieriese BASF und der französische Industriekonzern Saint Gobain. Auch in die Alkoholproduzenten Carlsberg aus Dänemark und Anheuser-Busch Inbev aus Belgien wird investiert, genauso wie in den französischen Luxuskonzern und Pelzhändler LVMH.

Andererseits investiert der ETF auch in viele Unternehmen mit guter Nachhaltigkeitsbilanz: etwa den Windturbinenbauer Vestas und den grünen Energieversorger Orsted, beide aus Dänemark. Unter den zehn größten Positionen sind auch die ECOreporter-Dividendenkönige SAP (Walldorf) und Siemens (München).

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von Invesco ausführlich dargestellt, weitere Informationen gibt es auf der Website des Indexanbieters MSCI. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, gibt es in den Dokumenten des ETFs („Factsheet“) keine Angaben.

Nachhaltige Wirkung

Invesco übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an oder Informationen zu Dialogen mit Unternehmen. Eine nachhaltige Wirkung ist hier daher nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Investments in viele nachhaltige Unternehmen
  • Günstige Gebühren

Schwächen:

  • Undurchsichtiges Auswahlverfahren
  • Investments in Kohle- und Atomkraft
  • Investments in Kohle- und Uranbergbau
  • Investments in Pelzhändler
  • Investments in Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie

Fazit

Der ETF verlangt nach eigener Aussage, dass die ausgewählten Aktiengesellschaften ihre Nachhaltigkeit stetig verbessern. Aber was soll ein Kohlestromerzeuger oder ein Atomkraftwerksbetreiber an seinem Geschäftsmodell klimafreundlicher machen oder verbessern? Mit diesem ETF ist kein nachhaltiges Investment zu erreichen.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 5

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 22.3..2021

Stichtag des Tests Finanzen: 22.3.2021

Name des ETFs: Invesco MSCI Europe ESG Universal Screened UCITS ETF Acc

ISIN: IE00BJQRDL90 / WKN: A2PHLN

Nachgebildeter Index: MSCI Europe ESG Universal Select Business Screens Index

Start des ETFs: 13.6.2019

Jährliche Gebühren: 0,16% (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 85,9 Millionen Euro (3/2021)

Internet: etf.invesco.com/

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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