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ETF-Test: HSBC Developed World Sustainable Equity ETF
Ein Paket mit nachhaltigen Aktien aus Industrienationen weltweit verspricht der HSBC Developed World Sustainable Equity ETF. Zudem sollen laut Anbieter "Kohlenstoffemissionen und Investitionen in fossile Brennstoffreserven reduziert werden". Überzeugt die Aktienauswahl des ETFs?
Anbieter des ETFs ist die britische Großbank HSBC. Sie selbst will noch bis 2030 Kohlekraftwerke und Kohlebergbau finanzieren, weltweit soll die Kreditvergabe dafür sogar erst 2040 enden.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete am 9. Juli 2020. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine ECOreporter-Finanznote.
Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung
Die Jahresgebühr von 0,18 Prozent ist auch für einen ETF überdurchschnittlich günstig.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF legt in 980 mittlere und große Unternehmen aus 23 Industrienationen ("Developed World") an. Industrienationen sind in der Finanzwelt etwa Länder wie die USA, Deutschland oder Japan, nicht aber beispielsweise China oder Südkorea. Grund hierfür sind etwa Marktbeschränkungen für ausländische Investoren in diesen Ländern.
Bei der Auswahl der Aktien wendet der ETF ein Best-in-Class-Verfahren an, das aus zwei Schritten besteht. Zunächst müssen die Unternehmen in ihrer Branche zu der Hälfte gehören, die weniger CO2 produziert und fossile Brennstoffe verbraucht als die andere Hälfte. Anschließend werden die Unternehmen ausgewählt, die bei einer ESG-Bewertung zu den „besten“ 80 Prozent gehören. Das bedeutet umgekehrt: Nur die schlechtesten 20 Prozent sind ausgeschlossen.
ESG steht für Kriterien in den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Diese Kriterien sind allerdings nicht verbindlich definiert.
Mit seinem Verfahren bildet der ETF einen Index des britischen Indexanbieters FTSE Russell ab, einer Tochter der Londoner Börse (London Stock Exchange Group). Für die Auswahl und Bewertung der Aktien ist FTSE Russell verantwortlich.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Investments in Tabakhersteller und Unternehmen mit Verbindung zu geächteten Waffen (etwa Streumunition oder ABC-Waffen) aus. Auch Konzerne, die gegen den UN Global Compact verstoßen, sind tabu. Für Pornografie und Glücksspiel gelten genauso wie für Kohle, Atomkraft und Waffenherstellung Umsatzschwellen von 5 oder 10 Prozent. Eine detaillierte Auflistung der Ausschlusskriterien finden Sie im Premium-Bereich.
Keine Beschränkungen gibt es etwa bei Erdöl- oder Gasgeschäften.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF hält Aktien zahlreicher Ölkonzerne, darunter Chevron, ExxonMobil und ConocoPhillips aus den USA, BP aus Großbritannien, Eni aus Italien, TotalEnergies aus Frankreich und der britisch-niederländische Konzern Shell (früher: Royal Dutch Shell). Diese sieben Konzerne werden wegen ihres hohen wirtschaftlichen und politischen Einflusses auch als „Supermajors“ bezeichnet. Sie zeichnen sich nicht nur durch ein wenig umweltfreundliches, emissionsintensives Geschäft aus, sondern betrieben auch jahrzehntelang Lobbyismus gegen die Anerkennung des Klimawandels.
Ebenfalls im Aktienpaket enthalten sind diverse Energieversorger, die Kohle-, Öl-, Gas- oder Atomkraftwerke betreiben, etwa Engie aus Frankreich, Endesa und Iberdrola aus Spanien, CMS Energy, Dominion Energy und NextEra Energy aus den USA oder Osaka Gas aus Japan.
Hinzu kommen Aktien der Bergbauriesen Glencore (Schweiz) sowie BHP Billiton und Rio Tinto (beide britisch-australisch), die Kohle- und Uranbergbau betreiben. Laut Geschäftsberichten bleiben die Umsätze aus fossiler Energie und Kohleförderung unter den jeweils relevanten Umsatzschwellen des ETFs.
Ebenfalls kritisch gesehen werden können Beteiligungen an Zulieferern für Militär und Nuklearindustrie (CNH Industrial NV, Saint Gobain SA, Vinci SA u. a.), Chemiekonzernen, die Geschäfte mit Gentechnik und Pestiziden machen (BASF, Bayer u. a.), und an Alkoholherstellern (Diageo, Heineken, Anheuser-Busch u. a.).
Im breit aufgestellten Portfolio des ETFs finden sich auch kerngrüne Unternehmen und solche mit vorbildlicher Nachhaltigkeitsbilanz, darunter ECOreporter-Aktien-Favoriten wie der Windanlagenbauer Vestas aus Dänemark, der österreichische Ökostromversorger Verbund, der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble und die Deutsche Post DHL Group.
Insgesamt legt der ETF allerdings sehr konventionell an. Unter den zehn größten Positionen sind wie häufig bei ETFs die US-Tech-Riesen Microsoft, Apple, Alphabet und Amazon, dazu der umstrittene Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé und der Limonadenhersteller Coca-Cola. Mit dem Netzwerkausrüster Cisco und dem Chiphersteller Intel, beide aus USA, sind auch hier zwei ECOreporter-Favoriten vertreten.
Transparenz
Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von HSBC knapp dargestellt. Der Indexanbieter FTSE liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
HSBC übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.
Stärken:
- Günstige Gebühren
- Breit aufgestellter ETF
- Investments in zahlreiche grüne Unternehmen
Schwächen:
- Schwaches Auswahlverfahren
- Ausschlusskriterien mit vielen Lücken
- Investments in Atomkraft und Uranförderung
- Investments in Kohle, Erdöl und Erdgas
- Weitere kontroverse Investments (Alkohol, Gentechnik bei Lebensmitteln u.a.)
Fazit
In der Beschreibung zur Anlagestrategie des ETFs heißt es wörtlich, dieser strebe "eine Reduzierung der Kohlenstoffemissionen und des Engagements in fossile Brennstoffreserven" an. Eine Erklärung, wie dieses Ziel mit Investitionen in die weltweit größten öffentlich handelbaren Ölaktien zusammenpassen soll, bleibt der Anbieter HSBC schuldig. Auch sonst sorgen reichlich Kohle- und Atomstrom- sowie weitere kritische Investments dafür, dass nachhaltige Anlegerinnen und Anleger einen Bogen um diesen ETF machen sollten.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 6,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
Geächtete Waffen
Herstellung von Tabakprodukten
Unternehmen, die gegen den UN Global Compact verstoßen
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
Herstellung/Vertrieb/Dienstleistungen Waffen und Waffenzubehör zivil und militärisch (10%)
Vertrieb von Tabakprodukten (10%)
Herstellung Pornografie (5%)
Vertrieb Pornografie (10%)
Betrieb Einrichtungen für Glücksspiel (5%)
Vertrieb Zubehör Glücksspiel (10%)
Kohlebergbau (10%)
Stromerzeugung aus Kohle (10%)
Weitere Einschränkungen:
Atomkraft (25 Prozent der gesamten Erzeugungskapazität)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 13.5.2022
Name des ETFs: HSBC Developed World Sustainable Equity UCITS ETF
ISIN: IE00BKY59K37 / WKN: A2PXVJ
Nachgebildeter Index: 100% FTSE Developed ESG Low Carbon Select Index
Start des ETFs: 9.7.2020
Jährliche Gebühren: 0,18 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 17,6 Millionen US-Dollar (5/2022)
Internet: www.assetmanagement.hsbc.de
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich