Nicht der einzige kritische Wert im ETF: Der US-amerikanische Raffinerie- und Tankstellenbetreiber Phillips 66. / Foto: imago images, Rich Graessle

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ETF-Test: iShares MSCI World SRI UCITS ETF

Weltweite Investments in 358 auf Nachhaltigkeit geprüfte Unternehmen, ein scharfer Blick auf mögliche Geschäfte mit fossiler Energie – das sind schon einmal gute Ansätze. Doch wie ernst ist es dem ETF namens iShares MSCI World SRI wirklich mit dem Ausschluss von Öl und Kohle? Und sind die Unternehmen tatsächlich nachhaltig – oder nur etwas weniger nicht-nachhaltig als ihre Konkurrenz?

Anbieter des ETFs ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. BlackRock bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil aller von BlackRock verwalteten Gelder in Öl-, Gas- und Kohleinvestments. Macht dieser ETF es besser?

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Finanzen/Risiko

Finanziell hat der ETF sich gut entwickelt. Auf ein Jahr gesehen hat er 14,2 Prozent an Wert gewonnen, der weltweite Aktienindex MSCI World stieg im selben Zeitraum um 18,3 Prozent. Auf drei Jahre gesehen ist der ETF 49,9 Prozent im Plus, der MSCI World 32,3 Prozent.

Die Jahresgebühren von 0,2 Prozent sind auch für einen ETF sehr günstig. Der Kurs des ETFs schwankte auf Sicht von drei Jahren moderat. ECOreporter empfiehlt aber grundsätzlich eine Haltedauer von mindestens fünf, besser sieben Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Dass der ETF nachhaltig ausgerichtet ist, verrät das Kürzel SRI in seinem Namen: Dieses steht für "Socially Responsible Investment", frei übersetzt: "nachhaltiges Investieren".

Der ETF legt nach dem "Best-in-Class-Prinzip" an. Er bildet einen Index nach, der bis zu 25 Prozent der nachhaltigkeitsbesten Unternehmen aus dem 2.500 Werte umfassenden weltweiten Aktienindex MSCI World auswählt. Die Nachhaltigkeitsanalysen, die auf einer Bewertung der Faktoren Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG) fußen, stammen von der zum Indexanbieter gehörenden US-Ratingagentur MSCI ESG.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Investments in Unternehmen aus den Branchen Atomkraft, Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Waffen, Gentechnik und Pornografie ohne Toleranzschwellen aus.

Zudem unterliegen Unternehmen, die in den Bereichen Kohle- und Ölförderung sowie Stromerzeugung aus Kohle tätig sind, „zusätzlichen Kontrollen“. Eine genauere Definition dieser Kontrollen geht aus den öffentlichen Unterlagen des ETFs aber nicht hervor. Offensichtlich gilt allerdings kein vollständiger Ausschluss.

So nachhaltig ist dieser ETF

Der ETF hält etwa Aktien des kanadischen Kohleförderers Teck Resources und der Raffineriebetreiber Ampol aus Australien und Phillips 66 aus den USA. Der Fonds investiert auch in den US-Baumaschinenhersteller Caterpillar, der Motoren für Panzer und bewaffnete Marineboote baut.

Explizit nachhaltige Unternehmen, an denen der ETF beteiligt ist, sind die Energieversorger Orsted aus Dänemark und Verbund aus Österreich. Im Wesentlichen investiert der ETF in normale Großkonzerne, überwiegend aus den USA. Teils besitzen diese eine ordentliche Nachhaltigkeitsbilanz: Zu den größten Positionen gehören etwa der E-Autobauer Tesla und der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble, beide aus den Vereinigten Staaten, sowie der schweizerische Pharmakonzern Roche.

Andere Werte weisen durchaus auch problematische Geschäftsfelder auf. Mehrere Unternehmen (Akzo Nobel, Schneider Electric u.a.), an denen der ETF beteiligt ist, stellen nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E. (früher Vigeo Eiris) Dienstleistungen und Technik in geringem Umfang auch für die Nuklearindustrie und das Militär zur Verfügung, etwa in Form von Software oder Infrarottechnologie.

Transparenz

Anlegerinnen und Anleger können alle Aktien des ETFs auf der Internetseite des Anbieters einsehen. Das Auswahlverfahren ist in den Unterlagen zum ETF sehr knapp beschrieben. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, gibt es im Factsheet des ETFs keine Angaben.

Nachhaltige Wirkung

BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an oder Informationen zu Dialogen mit Unternehmen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Geringe Gebühren
  • Gute finanzielle Entwicklung

Schwächen:

  • Schwaches Ausschlussverfahren
  • Investments in Öl- und Kohleunternehmen
  • Investments in Militärzulieferer

Fazit

Mangelnde Konsequenz – das ist das Problem dieses ETFs. Denn „Reduced Fossil Fuels“ heißt eben „reduzierte“ und nicht „ohne“ fossile Brennstoffe. Ja, es gibt nachhaltige Aktien im Portfolio dieses ETFs. Aber es gibt eben auch immer noch Investments in Kohle, Öl und Geschäfte mit der Nuklearindustrie. So gilt für diesen ETF dasselbe wie für seinen Anbieter BlackRock: Nachhaltigkeit bleibt hier ein Werbeversprechen.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: 2,3

Nachhaltigkeit: 5,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 2.2.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 4.2.2021

Name des ETFs: iShares MSCI World SRI UCITS ETF - EUR ACC

ISIN: IE00BYX2JD69 / WKN: A2DVB9

Nachgebildeter Index: MSCI WORLD SRI Select Reduced Fossil Fuel Index

Start des ETFs: 12.10.2007

Jährliche Gebühren: 0,20 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 3,5 Milliarden Euro (2/2021)

Internet: www.ishares.com

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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