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Nachhaltige Aktien, Meldungen, Anleihen / AIF
Experte: Staatliche Green Bonds haben "mit grün nichts zu tun"
Sind vom Staat emittierte grüne Anleihen nur "Greenwashing"? Dieser Meinung ist Michael Viehmann, Vorstand des auf Fonds-Analyse spezialisierten Finanzdienstleisters Sauren Fonds-Research. Denn die entscheidende Eigenschaft von echten Green Bonds könnten und dürften staatliche Anleihen gar nicht leisten.
Wenn ein Unternehmen einen Green Bond auflege, seien diese immer zweckgebunden. Dahinter stehe in aller Regel der Anspruch, zum Beispiel Umweltprojekte zu finanzieren, die ansonsten über herkömmliche Anleihen finanziert würden. "Das Etikett "Green Bond" soll Investoren helfen, schnell zu erkennen und sicher zu sein, dass die Emissionserlöse gezielt in das betreffende Umweltschutz-Projekt fließen", erklärt Viehmann im Interview mit der Finanzplattform "fondsprofessionell".
Zwar seien auch privat begebene Green Bonds nicht unumstritten. Doch in der Regel sei es gerade diese Zweckgebundenheit, die dafür sorge, dass Geld auch tatsächlich nur in ausgewiesene nachhaltige Projekte fließe. Bei staatlichen "grünen Anleihen" ist dies jedoch nicht der Fall.
Anlegern ist das Problem oft nicht bewusst
Der Grund ist einfach: Vom Staat emittierte Anleihen dürfen - ebenso wie Steuern - schon vom Gesetz her nicht zweckgebunden sein. Emissionserlöse aus staatlichen Green Bonds fließen also wie die Einnahmen aus jeder anderen Anleihe auch in den allgemeinen deutschen Staatshaushalt. Wer einen staatlichen Green Bond zeichnet, finanziert damit anteilig etwa auch die Bundeswehr und Subventionen für Kohlekraftwerke.
"Grün" werden die Anleihen durch "einen Marketing-Kniff", wie Viehmann es nennt: Dem staatlichen Green Bond werden Ausgaben mit Umweltbezug aus der Vergangenheit nachträglich zugeordnet, also erklärt, die Anleihe habe "etwa Subventionen für energetische Gebäudesanierungen oder Zahlungen an die Deutsche Bahn" ermöglicht. "Das wirkt schon ein wenig so, als ob hier passend gemacht wird, was eigentlich gar nicht passt", so Viehmann.
Vielen Anlegerinnen und Anlegern sei dies vermutlich gar nicht bewusst, erläutert der Experte. Viele würden gerade deshalb in Green Bonds investieren, um - wie in der Privatwirtschaft - gezielt eine Verwendung des Geldes nur für nachhaltige Zwecke zu erreichen. "Im Glauben, etwas Gutes zu tun, sind Anleger in grünen Anleihen sogar bereit, eine Prämie dafür zu zahlen, indem sie eine oft geringere Rendite ihrer Anlage in Kauf nehmen."
Viehmanns Fazit: "Von daher sollte die Politik darüber nachdenken, ob sie nicht besser auf die irreführende Bezeichnung "Green Bonds" verzichtet. Denn mit "grün" hat das nichts zu tun."
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