Orpea betreibt in 23 Ländern Pflegeheime, psychiatrische Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen – derzeit sieht der Konzern sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien

Frankreich will Pflegeheimbetreiber Orpea verklagen

Die französische Regierung hat angekündigt, den Pflegeheimbetreiber Orpea zu verklagen. Nach einer anderthalbmonatigen Untersuchung der Management- und Finanzpraktiken der französischen Firmengruppe erklärte die Regierung, sie habe "erhebliche Funktionsstörungen im Management der Gruppe zum Nachteil der Pflege ihrer Bewohner" festgestellt.

In einem Statement teilte Orpea mit, dass der Regierungsbericht zwar "Licht auf bestimmte Funktionsstörungen wirft", den Konzern aber auch "zu dem Schluss kommen lässt, dass es kein organisiertes 'System' gibt, das zu einem weit verbreiteten Missbrauch führen würde". Das angebliche "System Orpea" ist für den Konzern ein besonders wichtiger Punkt bei dem Streit um die mögliche Vernachlässigung von Bewohnerinnen und Bewohnern.

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Die Vorwürfe gehen zurück auf das im Januar veröffentlichte Buch  "Les Fossoyeurs" ("Die Totengräber"), in dem der  französische  Enthüllungsjournalist Victor Castanet Orpea die Misshandlung beziehungsweise Vernachlässigung von pflegebedürftigen Bewohnern beschreibt. So würden etwa Artikel wie Lebensmittel und Windeln für Erwachsene rationiert.

Castanet sieht darin aber nicht nur ignorierte Missstände, sondern eine klare Management-Strategie, die er das "Orpea-System" nennt. Dieses System sei darauf ausgerichtet, wohlhabende Kunden anzuziehen. Das Geschäft konzentriere sich auf die Gesündesten und auf die "VIP-Bewohner", wie die Verwandten von wichtigen Politikern oder Journalisten genannt würden. Bewohner, die nicht mehr selbstständig oder in der Lage sind, ihre Situation mit ihren Familien zu besprechen, würden dagegen in höheren Etagen der Häuser mit wenig oder gar keiner Pflege untergebracht.

Alter Chef muss gehen

Die Orpea-Aktie hat seit Bekanntwerden der Vorwürfe mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren, der Vorstandsvorsitzende Yves Le Masne wurde durch den neuen Chef Philippe Charrier ersetzt. Dieser hat mittlerweile Missstände in Orpea-Einrichtungen zugegeben, kämpft aber nun vor allem darum, die Vorwürfe zu entkräften, es handele sich bei der Vernachlässigung von Patienten um eine bewussten Strategie zur Gewinnmaximierung.

Die Orpea-Aktie büßte an ihrer Heimatbörse Euronext in Paris heute im frühen Handel 3,7 Prozent ein, aktuell ist sie allerdings 0,6 Prozent im Plus zum Freitag und kostet 36,09 Euro (Stand: 28.3.2022, 11:06 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 7,3 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 64 Prozent an Wert verloren.

ECOreporter rät bis zur Klärung der Vorwürfe von einem Einstieg in die Aktie ab. Die Redaktion wird Sie weiter auf dem Laufenden halten.

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Orpea SAS: 

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