Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat eine nachhaltige Anleihe in Rekordumfang aufgelegt. / Foto: Pixabay

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Google-Mutter Alphabet: „PR-Hit“ mit nachhaltiger Anleihe

Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat die aktuelle Niedrigzinsphase genutzt und rund 10 Milliarden US-Dollar (8,5 Milliarden Euro) mit fünf- bis 40-jährigen Schuldverschreibungen eingesammelt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. 5,75 Milliarden US-Dollar davon will Alphabet für nachhaltige Zwecke in den ESG-Bereichen Umwelt, Soziales und faire Unternehmensführung aufwenden. Wird der Tech-Gigant nun auch zum Nachhaltigkeits-Riesen?

Alphabet sammelt so viel Geld wie noch kein anderes Unternehmen zuvor mit sogenannten Sustainability Bonds („Nachhaltigkeits-Anleihen“) ein. Die Erlöse sollen laut dem US-Mischkonzern in laufende und neue umwelt- und sozialverträgliche Vorhaben in acht Schlüsselbereichen fließen, zu denen vor allem soziale Projekte wie erschwinglicher Wohnraum gehören.

Auch Projekte in den Bereichen Energieeffizienz, saubere Energie, umweltfreundliche Gebäude, sauberer Transport, Kreislaufwirtschaft und Design sollen profitieren, außerdem plant Alphabet nach eigenen Angaben die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen, Gesundheitsorganisationen, Regierungen und Gesundheitspersonal, die von der Covid-19-Krise betroffen sind.

PR-Coup mit Fragezeichen

Sustainability Bonds als noch relativ junge Anlageklasse bauen auf den etablierteren Green Bonds und Social Bonds auf. Während Green Bonds jedoch auf den Klimaschutz ausgerichtet sind und Social Bonds auf soziale Fragen (etwa die Schaffung bezahlbaren Wohnraums), müssen Sustainability Bonds sowohl für Umweltschutz als auch soziale Ziele genutzt werden.

Laut Anthony Carter, Manager des Sarasin Responsible Corporate Bond Fund beim britischen Finanzdienstleister Sarasin & Partners, hat die Nachfrage der Anlegerinnen und Anleger nach nachhaltigen Erträgen stetig zugenommen. Wie sich während des pandemiebedingten Ausverkaufs gezeigt habe, seien Anleihen, die als "ESG-freundlicher" wahrgenommen wurden, von den Anlegerinnen und Anlegern auch als weniger schwankungsanfällig angesehen worden. "Mit dieser Anleihe hat Google einen PR-Hit gelandet", so Carter.

Marktkommentatoren erwarten, dass die Emission von Alphabets nachhaltiger Anleihe eine Signalwirkung haben und dem Markt für grüne Anleihen in der zweiten Jahreshälfte weiteren Auftrieb geben wird. Wenn weitere Unternehmen die Niedrigzinsphase nutzen, um sich frisches Geld zu beschaffen, könnten auch sie vom Vertrauensvorschuss der ESG-Anleihen profitieren.

Carter formulierte unterdessen auch Bedenken. Er sei besorgt, dass es schwierig sein werde zu überwachen, wie Alphabet das Geld ausgebe, und den Konzern bei unsachgemäßer Verwendung zur Rechenschaft zu ziehen, so der Experte.

Zahlreiche Kontroversen

Alphabet selbst ist kein Musterknabe in Sachen Nachhaltigkeit, insbesondere die Tochter Google ist in zahlreiche Kontroversen verwickelt, wie etwa die Nachhaltigkeits-Ratingagentur Vigeo Eiris dokumentiert. Diese betreffen neben der Missachtung des Datenschutzes auch arbeitsrechtliche Vorwürfe wie das Ausspähen von Mitarbeitern und das Unterdrücken von Gewerkschaftsaktivitäten.

Ärger mit Behörden hat Google vor allem wegen seiner Quasi-Monopolstellung als Suchmaschine bei Internetwerbung und der systematischen Steuervermeidung. So erklärte sich das Unternehmen in Frankreich im September 2020 bereit, eine Milliarde Euro zu bezahlen, um damit Ermittlungen wegen Steuerbetrugs gegen sich zu beenden.

Das US-Repräsentantenhaus kritisierte in einem Bericht Ende 2020 die Marktmacht nicht nur von Google, sondern auch der Tech-Konzerne Facebook, Apple und Amazon und empfahl deren Zerschlagung.

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