Nicht alle Anleihen, die sich grün nennen, sind es auch. / Foto: Pixabay

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Green Bonds - ganz normal und doch anders: Darauf sollten Anleger achten

Nachhaltige Anlageprodukte liegen angesichts des steigenden Umwelt- und Klimabewusstseins im Trend. Zahlreiche Unternehmen und Staaten emittieren Green Bonds, um konkrete nachhaltige Projekte zu finanzieren - doch mit dem Marktwachstum nehmen auch die Fallstricke zu.

Jetzt auch noch Österreich. Die Alpenrepublik hat Ende Mai ihren ersten Green Bond mit einem Volumen von 4 Milliarden Euro aufgelegt. Es handle sich nicht um eine einmalige Aktion, sondern um den Auftakt für laufende grüne Kapitalmarktemissionen, betonte die Regierung in Wien. Das Interesse an den österreichischen grünen Anleihen war immens. Den Angaben zufolge gab es Zeichnungswünsche im Volumen von rund 25 Milliarden Euro.

Österreich ist beim Thema Green Bonds vergleichsweise spät dran. Viele Staaten, darunter Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, aber auch die Europäische Union haben in den vergangenen Jahren grüne Anleihen ausgegeben, mit denen umweltfreundliche Projekte finanziert werden. Aber auch viele Unternehmen sowie Institutionen des öffentlichen Sektors haben Green Bonds als interessante Finanzierungsform entdeckt.

Grüne 600 Milliarden Euro?

Gleichzeitig steigt das Interesse der Anlegerinnen und Anleger. "Immer mehr institutionellen wie auch privaten Investoren ist es wichtig, ihr Kapital klimaschonend und gesellschaftlich verantwortungsvoll zu investieren, und dabei entdecken sie zunehmend Green Bonds als sinnstiftende Anlagemöglichkeit", erläutert Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Finanzplaner-Netzwerks Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland). 15 Jahre nachdem die Europäische Entwicklungsbank (EIB) den weltweit ersten Green Bond emittiert hat, ist sowohl das Volumen als auch die Zahl der Emittenten enorm gewachsen. Der niederländische Asset Manager NN IP schätzt, dass die Emissionen von grünen Anleihen im ersten Halbjahr 2022 auf rund 600 Milliarden Euro angestiegen sind.

Green Bonds beziehungsweise grüne Anleihen sind ähnlich strukturiert wie konventionelle Anleihen. Auch das Risiko-Rendite-Profil entspricht in der Regel dem herkömmlicher Bonds, weil die Investoren demselben Kreditrisiko ausgesetzt sind. Der wesentliche Unterschied liegt in der Verwendung des eingesammelten Kapitals.

Während bei konventionellen Anleihen die Emittenten frei über die Mittel verfügen können, muss bei grünen Anleihen die Mittelverwendung vorab genau beschrieben werden. "Das Kapital muss konkreten Energie- und Umweltprojekten zugewiesen werden, die zum nachhaltigen und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft beitragen sollen", sagt Rolf Tilmes vom FPSB. Finanziert werden beispielsweise klimaeffiziente Gebäude und Transportlösungen, nachhaltiges Abfall- und Wassermanagement, Solar- und Windkraftanlagen sowie andere regenerative Energien.

Doch mit der Vielfalt an Emittenten und Projekten wächst die Unübersichtlichkeit und die Gefahr des Greenwashings, also dass Investments als nachhaltig ausgewiesen werden, obwohl sie umweltschädliche Elemente enthalten oder finanzieren. "Nicht alle Emittenten sind in der Lage, tatsächlich den entsprechenden Nachweis über die Mittelverwendung zu erbringen", so Tilmes.

Keine verbindlichen Standards

Denn wirklich verbindliche Standards für Green Bonds existieren nicht, der Begriff Green Bond ist nicht geschützt. "Noch immer kann jeder eine Anleihe ausgeben und grün nennen", kritisiert Tilmes. Und viele Emittenten lassen auch hinsichtlich der eigenen ESG-Qualität zu wünschen übrig. So gehört beispielsweise der autoritäre Staat China zu den weltweit größten Emittenten von Green Bonds. "Nicht alles, was vermeintlich grün ist, ist auch wirklich grün", warnt Tilmes und rät Anlegerinnen und Anlegern, genau hinzuschauen.

Eine Möglichkeit ist, auf die Zertifizierungen von global anerkannten Organisationen zu achten, wie etwa von der International Capital Market Association (ICMA) und der Climate Bonds Initiative (CBI). Oder sich Hilfe von Fachleuten zu holen, etwa den vom FPSB zertifizierten CFP®-Professionals.

ECOreporter analysiert regelmäßig kerngrüne Anleihen. Eine Übersicht finden Sie hier.

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