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Immer weniger „Klimaneutral“-Labels – hört das Greenwashing jetzt auf?
Mehrere große Anbieter von „grünen“ Siegeln bieten keine „Klimaneutral“-Labels mehr an. Wurde auch höchste Zeit.
Mit ClimatePartner, MyClimate und Southpole bescheinigen drei große Agenturen Unternehmen und Produkten nicht mehr, klimaneutral zu sein. Damit reagieren sie auf die deutliche Kritik und auch Klagen von Umweltschutzverbänden und Verbraucherschützern.
Hintergrund der Kontroversen: Im Wirtschaftsleben fallen fast überall klimaschädliche Emissionen an. In den letzten Jahren rechneten sich insbesondere große Konzerne ihren CO2-Ausstoß schön, indem sie ihre Emissionen durch Zahlungen an beispielsweise Aufforstungsprojekte „ausglichen“. Am Ende der Rechnerei kompensierten diese Projekte so viele Emissionen, wie die Konzerne ausstießen. Damit galten die Unternehmen oder ihre Produkte als klimaneutral – Beratungsagenturen bescheinigten dies, gegen teils sehr hohe Gebühren.
Zweifelhafte Klimabewertungen
Allerdings haben mittlerweile mehrere Medien und Rechercheteams nachgewiesen, dass viele Kompensationsprojekte dem Klima kaum nützen. Mal werden die positiven Auswirkungen von Aufforstungen stark übertrieben, mal angeblich von Rodung bedrohte Wälder gekauft, die nie jemand abholzen wollte. Bei manchen Projekten ist der Übergang von Naivität zu Betrug fließend. Mehr dazu können Sie hier lesen.
Dass große Agenturen jetzt keine „Klimaneutral“-Labels mehr vergeben, dürfte damit zu tun haben, dass die Firmen um ihren Ruf fürchten. Aber auch mit der EU: Die Europäische Kommission hat kürzlich einen Entwurf für ein Anti-Greenwashing-Gesetz vorgelegt. Tritt das Gesetz in Kraft, darf nur noch mit dem Begriff „klimaneutral“ geworben werden, wenn dies wissenschaftlich belegt werden kann. Und das dürfte bei den meisten Kompensationsprojekten schwierig werden.
Allerdings ist das Thema Greenwashing damit nicht vom Tisch. Bei den Beratungsagenturen heißen die Labels künftig nur anders, etwa „Wirkt. Nachhaltig“ (MyClimate) oder „ClimatePartner-zertifiziert“. Die Kompensationsgeschäfte dahinter bleiben fragwürdig. Und dem Klima hilft das alles wenig.
ECOreporter bewertet in seinen Nachhaltigkeitsanalysen Aussagen zu einer vermeintlichen Klimaneutralität nur positiv, wenn das Unternehmen seine Klimaziele in erster Linie dadurch erreicht, dass es seinen Energieverbrauch senkt und Energie aus regenerativen Quellen nutzt. Kompensationsmaßnahmen sieht die Redaktion grundsätzlich kritisch.
ECOreporter untersucht regelmäßig Aktien nachhaltiger Unternehmen. Eine Übersicht finden Sie hier.
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21.01.23
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